Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht
akzeptieren? Das war die Frage hinter der Frage.
»Ja, das glaube ich wirklich.« Und ich kann den Unterschied akzeptieren.
Ein Tränenschleier ließ ihre Augen glänzen, als sie ihn anlächelte. »Dann lass es uns tun. Lass uns heiraten. Heute noch!«
Jetzt! Wilde Freude stieg in ihm empor, bevor sich sein gesunder Menschenverstand einschaltete. Er legte seine Stirn
an die ihre und zwang sich, über die Folgen nachzudenken, wenn sie einfach ihrem Verlangen und ihren Wünschen folgten.
»Das geht nicht.« Er lehnte sich ein Stück zurück und konnte einen verletzten Ausdruck über ihr Gesicht huschen sehen. »Mein Herz, es gibt nichts, was ich lieber täte, als dich heute noch zu heiraten, aber es geht einfach nicht.«
»Warum nicht?«
Er seufzte. »Zum einen würden es mir der Hexensabbat und die Jungs niemals verzeihen, wenn sie nicht auf deine Hochzeit eingeladen würden.« Jaenelles Hochzeit. Seine Beziehung zu den Menschen, die ihren Ersten Kreis gebildet hatten, war immer noch zu unsicher, als dass es sie auch nur im Geringsten gekümmert hätte, ob sie zu seiner Hochzeit eingeladen würden oder nicht. »Wenn wir niemanden verletzen möchten, müssen wir eine formelle Hochzeit ausrichten. Das bedeutet, dass wir Einladungskarten verschicken und mit Mrs. Beale über ein Hochzeitsbankett für die Gäste sprechen müssen. Es wird ein paar Wochen dauern.« Und nur die Dunkelheit wusste, welche anderen Gerüchte bis dahin noch über ihn in Umlauf gebracht werden würden.
Jaenelle seufzte ebenfalls. »Du hast ja Recht. Aber …«
Ihr Gesichtsausdruck ließ ihn schwindeln … und machte ihm gleichzeitig ein wenig Angst.
»Wir könnten doch heute im Stillen heiraten, nur wir beide, und dann in ein paar Wochen eine formelle Hochzeit veranstalten«, schlug sie vor.
»Du meinst eine heimliche Hochzeit?« Ja! Doch wieder kam ihm sein Verstand in die Quere, den er mittlerweile zu verabscheuen begann. »In ganz Kaeleer gibt es keine Priesterin, die sich bereit erklären würde, uns zu vermählen und auf diese Weise das Risiko einzugehen, sich die Wut der Königinnen zuzuziehen, die in Kaeleer herrschen - von Lucivar und Saetan einmal ganz zu schweigen.«
Sie nahm sein Gesicht in ihre Hände. »Daemon«, sagte sie lachend. »Ich habe gerade eben etwas über dich herausgefunden. Du magst ja viel wissen und viele Erfahrungen in deinem
Leben gesammelt haben, aber in manchen Dingen bist du immer noch naiv.«
Sein Mund stand vor Überraschung weit offen, und so sehr er sich auch bemühte, ihm fiel keine brillant formulierte Entgegnung ein.
Nachdem Jaenelle ihm einen federleichten Kuss auf die Stirn gegeben hatte, stand sie aus dem Bett auf und ging in das angrenzende Badezimmer. »Wenn wir in der nächsten Stunde aufbrechen, können wir noch heute Nachmittag dort sein.«
»Wo denn?«
»Hier in Amdarh werden wir eine Kutsche mieten müssen, um auf den Winden zur Burg zu reisen. Gib also Ladvarian Bescheid, er soll eine unserer Privatkutschen vorbereiten, damit niemand zu Hause Gelegenheit hat, uns Fragen zu stellen. Und sag ihm, er soll niemanden außer Kaelas mitnehmen.«
»Warum müssen wir ihn mitnehmen?«, wollte Daemon mürrisch wissen, als er ebenfalls aufstand und sich seinen Morgenmantel anzog.
Jaenelle blieb im Rahmen der Badezimmertür stehen. »Daemon? Wo hast du vor, in den nächsten Jahren zu schlafen?«
Beim Feuer der Hölle! »Na gut. Schön. Ich werde dem Sceltie sagen, dass er die Katze mitbringen soll.«
Sie lächelte nur und schloss die Badezimmertür hinter sich.
Grandios. Wunderbar , dachte Daemon, als er das Zimmer verließ, um das Bad ein paar Türen weiter zu benutzen. Sie hatte nicht Unrecht damit, dass man die beiden besser nicht gegen sich aufbrachte. Wenn Ladvarian sich verletzt fühlte, weil man ihn ausschloss, konnte der Sceltie ihm das Leben zur Hölle machen. Und für Kaelas sprachen ebenfalls einige wichtige Punkte; die zwei wichtigsten waren seine Fänge und Krallen. Eine arcerianische Katze zu verärgern, die ein Kriegerprinz mit rotem Juwel und ohnehin nicht sonderlich begeistert war, dass ein Mann ein Stück von Jaenelles Bett für
sich in Anspruch nahm, war gewiss nicht die glücklichste Art, seine neue Rolle als Ehemann zu beginnen.
Während er die Dusche anstellte, trat er mit Ladvarian über einen mentalen Speerfaden in Kontakt und richtete ihm Jaenelles Anordnungen aus. Er war dankbar, dass der Hund keinerlei Fragen stellte, da er ihm ohnehin keinerlei Antworten hätte
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