Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht
Haushexe, die letztens nach Kaeleer gekommen ist.«
»Über einen der Dienstbasare?« Lucivar fragte sich, weshalb Jaenelle gezögert hatte. Die Dienstbasare, die zweimal im Jahr in Kleinterreille abgehalten wurden, waren ins Leben gerufen worden, um mit der Flut an Terreilleanern fertig zu
werden, die vor der grausamen Behandlung flohen, die ihnen an den Höfen und in den Territorien widerfuhr, die unter dem Einfluss von Dorothea SaDiablo, der Hohepriesterin von Hayll, standen.
»Nein«, antwortete Jaenelle. »Ich habe sie hergebracht.«
Was im Namen der Hölle hattest du in Terreille verloren? Er hütete sich, ihr diese Frage zu stellen. Stattdessen würde er in den nächsten ein, zwei Tagen der Burg einen Besuch abstatten und seinen Vater fragen.
»Vielleicht ist sie … zufrieden … wo sie ist«, sagte Jaenelle. »Aber ich kann sie fragen, ob sie es in Betracht ziehen würde, deine Haushälterin zu werden.«
»In Ordnung.«
Jaenelle nickte. »Ich kann …« Auf einmal verschlechterte sich ihre Stimmung merklich, und sie verdrehte die Augen. »Morgen muss ich Königinnenangelegenheiten erledigen, und dann ist da noch ein offizieller … Blödsinn … am späten Abend.«
Lucivar grinste. »Etwas, für das du dich herausputzen und hübsch anziehen musst?« Jaenelle hasste die vornehme Kleidung, die sie zu offiziellen Anlässen trug.
»Ja«, knurrte sie. »Ich muss mich verkleiden. Aber es bleibt genug Zeit, nach dem Abendessen hierher zurückzukommen.«
»Dann wirst du aber nicht viel Zeit haben, um dich fertig zu machen.«
Der Blick, mit dem sie ihn bedachte, reichte aus, um Blut gefrieren zu lassen.
»Ich kann gerne nachsehen, ob es bei den Drachen Haushexen gibt«, sagte Jaenelle.
Als Lucivar aufstand und sich streckte, fühlte er sich entspannter als die ganze letzte Woche über. Er beugte sich vor und gab Jaenelle einen Kuss auf die Stirn. »Drohe deinem älteren Bruder nicht«, schalt er sie zärtlich. »Vor allem nicht, nachdem ich den Hauptteil von Vaters Wutausbruch wegen des Floßes über mich habe ergehen lassen.«
Sie blickte gequält zu ihm auf. »War es schlimm? Er
knirschte nur mit den Zähnen, als er mich sah, und weigerte sich, darüber zu sprechen.«
Lucivar richtete sich wieder auf und lehnte sich an einen der Stützpfeiler der Veranda. »Nein, es war nicht schlimm. Er blieb im Grunde ganz gelassen, obwohl wir ein Floß gebaut hatten, das, wie er es nannte, aus ›Stöcken und Zweigen‹ bestand …«
»Genau so war es ja auch«, sagte Jaenelle.
»… und nur mithilfe der Kunst zusammengehalten wurde.«
»Eben das haben wir getan.«
»Und er behauptete zu verstehen, weswegen wir das Bedürfnis verspürt hätten, auf dem Ding zu stehen, als wir es auf dem Fluss ausprobierten.«
»Wie sonst hätten wir herausfinden sollen, ob es funktioniert?«
»Er klang sogar noch ruhig, als es darum ging, dass wir auf dem Floß ausharrten, als wir die Stromschnellen erreicht haben. Und er fing auch nicht an zu schreien, weil wir den Wasserfall hinabgestürzt sind.« Lucivar kratzte sich im Nacken. »Obwohl mir immer noch schleierhaft ist, wie er es fertig brachte, mit zusammengebissenen Zähnen derart deutlich zu sprechen.«
Jaenelle beugte sich vor. »Du hast ihm doch wohl nicht erzählt, dass das Floß schon auseinander zu brechen begann, bevor wir den Wasserfall hinabstürzten, oder?«
»Sehe ich wie ein Narr aus?«, wollte Lucivar wissen. »Natürlich habe ich ihm das nicht erzählt. Folglich erlitt er erst einen Tobsuchtsanfall, als er herausfand, dass wir zu unserem Ausgangspunkt zurückgekehrt sind und das Ganze noch einmal von vorne anfingen.«
»Oh je«, sagte Jaenelle. »Es überrascht mich, dass die Mauern der Burg nicht zu zittern anfingen, als er losbrüllte.«
»Ich gab ihm keine Gelegenheit zu brüllen.« Lucivars Lippen waren zu einem trägen, arroganten Lächeln verzogen. Dieses Lächeln war im Allgemeinen ein untrügliches Zeichen
dafür, dass sich Ärger zusammenbraute. »Bevor er anfangen konnte, setzte ich dem Ganzen ein Ende.«
»Wie?«
»Ich sagte ihm auf den Kopf zu, dass er eifersüchtig sei.«
Jaenelles Mund stand offen. » Lucivar! Du hast Papa gesagt …«
»Dass er nur wütend auf mich sei, weil du mich eingeladen hattest, diese Idee mit dir auszuprobieren, und nicht ihn.«
Ihr silbernes, samtweiches Lachen erfüllte die Luft. »Oh«, stieß sie keuchend hervor. »Oh, das war gemein. Was sagte er dazu?«
Lucivar fiel in ihr Gelächter ein. »Er sah mich
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