Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht
nackten Arme über den Kopf und lächelte ihn an. Die Umrisse ihres Körpers zeichneten sich deutlich unter dem Laken ab, das sie bedeckte.
Normalerweise hatte er ein feuriges, explosives Temperament, doch als er sich nun dem Bett näherte, fühlte er eisige Kälte in sich aufsteigen.
»Scher dich aus meinem Bett«, sagte er sanft.
Sie rutschte ein wenig zur Seite, wobei noch mehr von ihren Brüsten entblößt wurde. »Warum legst du dich nicht zu mir? Du willst es. Du weißt, dass du es willst.«
Der Ekel, der ihn überkam, ließ ihn beinahe die Beherrschung verlieren.
Ein triumphierender Ausdruck machte sich auf ihrem Gesicht breit, als er einen weiteren Schritt auf das Bett zumachte. Einen Augenblick später wandelte sich ihre Miene zu blankem Entsetzen.
Er hatte die Entscheidung, sein eyrisches Kampfschwert herbeizurufen, nicht bewusst getroffen. Doch auf einmal schwebte die Spitze der Klinge, die so scharf war, dass sie die Luft zum Bluten bringen konnte, knapp über Roxies Kehle. Wenn er ein wenig lockerließ, würde die Klinge durch Haut und Muskelstränge gleiten, bis sie leicht an einem Knochen aufläge. Er müsste gar nichts tun, es bedurfte keinerlei Kraftanstrengung. Er müsste nur ein wenig lockerlassen.
»Wenn ich dich jemals wieder in meinem Bett vorfinde, schlitze ich dir die Kehle auf«, sagte er, wobei seine Stimme immer noch ruhig und sanft klang.
Roxie schluckte. Die Bewegung reichte aus, um ihre Haut gegen die Klinge zu drücken.
Lucivar beobachtete, wie das Blut aus der oberflächlichen Wunde sickerte. Der Geruch des warmen Blutes stieg ihm
verführerisch in die Nase. Er trat zurück, bevor die Versuchung zu groß werden konnte, sein Kampfschwert singen zu lassen. Als er zurückwich, brach die Kälte in seinem Inneren, und heißer Zorn loderte in ihm empor.
Er ließ das Kampfschwert verschwinden, griff mit einer Hand nach Roxies Kleidungsstücken und zerrte die junge Frau mit der anderen aus dem Bett. Dann schleppte er sie durch den Horst, ohne auf ihr Protestgeschrei zu achten. Er warf sie zusammen mit ihrer Kleidung hinaus und schlug die Tür hinter ihr zu. Es war ihm völlig gleichgültig, ob sie sich wehtat, wenn sie auf dem Boden landete.
Dann stand er mit zusammengebissenen Zähnen und geballten Fäusten da und kämpfte gegen den Drang an, die Tür zu öffnen und sich von den Erinnerungen an all die Hexen in Terreille zu befreien, die genau wie sie gewesen waren. Am liebsten hätte er diese Erinnerungen in ihren Körper geprügelt, um sie sich selbst auszutreiben.
Die Minuten vergingen, die Gefühle jedoch nicht. Er befand sich immer noch im Blutrausch. In seinem Blut sang weiterhin Gewalt. Er musste diese Gewalt tilgen - oder sie von jemandem tilgen lassen. Es gab nur eine einzige Person, die das für ihn tun konnte.
Roxie war fort, als er den Horst verließ. Das ersparte ihm die Unannehmlichkeit, das Miststück umzubringen und ihrer Familie ihre verstümmelte Leiche zu bringen. Er hätte sie getötet, wenn sie noch immer dort gewesen wäre. Es wäre ihm unmöglich gewesen, sich selbst davon abzuhalten. Ein Kriegerprinz war von Natur aus ein Raubtier mit mörderischen Instinkten, und die »Ausbildung«, die er bei den Hexen in Terreille genossen hatte, hatte diese Seite an ihm noch geschärft, anstatt sie zu zügeln. Im Moment stellte er eine Gefahr für seine Umwelt dar.
Mit einer Ausnahme.
Er öffnete seine mentalen Sinne und suchte, bis er gegen die dunkle Macht strich, die die seine in den Schatten stellte.
Im nächsten Augenblick schwang er sich in die Lüfte und flog zu dem Häuschen jenseits des Stadtrands von Riada. Er
landete so nahe vor der kleinen Veranda, dass er nach zwei Schritten und einem Sprung die Tür des gepflegten Häuschens erreicht hatte, das Saetan für Jaenelle erbaut hatte, damit sie einen Ort hatte, an dem sie allein sein konnte, wenn ihr danach zumute war. Nicht, dass sie jemals wirklich allein war. Es war immer ein verwandtes Männchen bei ihr, doch ein Wolf oder ein Hund gab sich damit zufrieden, stundenlang zu schlummern, während sie in ein Buch versunken war, oder meilenweite Spaziergänge mit ihr zu unternehmen, ohne sich unbedingt unterhalten zu wollen.
Er zögerte einen Moment, dann öffnete er die Tür und betrat den Hauptraum des Hauses. Jaenelle stand in der Nähe des Kamins, als habe sie ihn erwartet. Wahrscheinlich hatte sie das auch. Bestimmt hatte sie seinen Wutausbruch gespürt und gefühlt, dass er auf dem Weg zu ihr
Weitere Kostenlose Bücher