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Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht

Titel: Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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haben mussten, sobald sie alt genug waren, um zu begreifen, wozu ihr Vater in der Lage war, wenn sein Zorn ihn beherrschte.
    Alles hat seinen Preis. Für Saetan bestand der Preis darin, dass er diese Erinnerungen mit sich tragen musste. Lucivar hegte nicht den Wunsch, ihm dies noch zu erschweren.

    »Ich muss zurück nach Askavi.« Lucivar fühlte sich unbehaglich, denn er wusste, dass alles, was er in diesem Moment sagte, das Band zwischen ihnen zerstören könnte. »Ich habe Marian nicht gesagt, dass ich über Nacht fortbleiben würde.«
    »Ich verstehe.«
    Nein, das tust du nicht. Du denkst, ich wende mich von dir ab, aber das tue ich nicht. »Ich werde in zwei Tagen wieder hier sein.« Er ging auf die Tür zu, zögerte jedoch. »Gute Nacht, Vater.«
    Die Anspannung wich sichtbar aus Saetans Körper. Lucivar glaubte sogar, einen Tränenschleier in den goldenen Augen glitzern zu sehen.
    »Gute Nacht, Lucivar«, erwiderte sein Vater.
     
    Es war nach Mitternacht, als er in dem Hof vor seinem Horst landete. Er war zu aufgewühlt gewesen, um gleich nach seiner Ankunft in Ebon Rih nach Hause zu gehen. Stattdessen war er eine weite Strecke geflogen und hatte sich körperlich verausgabt, während er versuchte, seinen Geist zu leeren. Körperlich war er nun erschöpft, doch sein Geist …
    Er hätte auf so viele Arten ums Leben kommen können. In den Jagdlagern ereigneten sich regelmäßig Unfälle, wenn den Jünglingen der Umgang mit den Waffen beigebracht wurde. Krieger starben, wenn sie ihre Kräfte in der Blutschlucht oder in der Khaldaron-Schlucht unter Beweis stellten. Es gab Kämpfe zwischen einzelnen Höfen - normalerweise handelte es sich dabei um inszenierte Wettkämpfe, bei denen die Waffen mit Schilden belegt waren, sodass sie höchstens Blutergüsse verursachten, doch es gab immer wieder Männer, die diese Gelegenheiten dazu benutzten, das Blut eines Rivalen zu vergießen. Und es hatte zahlreiche Krieger gegeben, die einen Groll hegten, weil ein Bastard und Mischling über Fähigkeiten im Kampf verfügte, von denen sie nur träumen konnten.
    Er hätte auf so viele Arten ums Leben kommen können. Und er wäre um ein Haar ums Leben gekommen, als er schließlich entkam und in Kaeleer landete. Wenn er …

    Die Tür hinter ihm ging auf. Marian sagte zögerlich: »Prinz Yaslana?«
    Er drehte sich um, und sein Blick fiel auf den Grund, weswegen er immer noch so aufgewühlt war. »Komm her.«
    Unsicheren Schrittes trat sie auf ihn zu. Sie war offensichtlich darum bemüht, seine Stimmung abzuschätzen. »Ich könnte dir etwas zu essen aufwärmen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich habe keinen Hunger.« Dann streckte er die Hand aus und berührte ihr Haar. Als seine Finger über ihre Schulter strichen, wich sie vor ihm zurück. »Marian … Lass mich dich halten. Bitte. Ich muss dich halten.«
    Sie kam nicht auf ihn zu, aber sie legte die Flügel eng an ihren Körper, sodass er die Arme um sie schlingen und sie zu sich ziehen konnte. Anfangs versteifte sie sich in seinen Armen, doch als er nichts weiter tat, entspannte sie sich ein wenig, legte sogar den Kopf an seine Schulter und schlang die Arme um seine Hüften.
    Er strich mit der Wange an ihrem Haar entlang, genoss es, sie zu spüren und ihren Duft einzuatmen.
    Alles hat seinen Preis.
    Er würde sich mit Saetan unterhalten und zu einem Einverständnis kommen müssen. Schließlich war er ein eyrischer Krieger und Jaenelles Erster Begleiter. Er musste in der Lage sein, jegliches Schlachtfeld zu betreten und zu kämpfen, um seine Königin zu verteidigen. Er musste gewillt sein, für seine Königin zu sterben. Das konnte er jedoch nicht tun, solange Saetan ihm nicht versprochen hatte, dass es kein zweites Zuulaman geben würde.
    Er hielt Marian noch fester umklammert. Keine Eyrierin bedeutete ihm mehr als sie. Deshalb brauchte er dieses Versprechen.
    Denn wenn er ohne es sterben sollte, würde der Preis zu hoch sein.

14
    Marian betrachtete den verschütteten Zucker auf dem Küchenboden und wäre am liebsten in Tränen ausgebrochen. Solch eine Kleinigkeit. Eine ruckartige Bewegung der Hand, welche die Zuckerdose gehalten hatte. Normalerweise hätte sie sich höchstens einen Augenblick geärgert und sich dann um den Zucker gekümmert.
    Doch heute war es etwas anderes. Heute hielt eine mit Krallen bewehrte Faust ihren Unterleib umklammert und drückte unbarmherzig zu.
    Sie schloss die Augen und stützte sich mit einer Hand an der Arbeitsfläche ab. Etwa einmal pro Jahr

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