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Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht

Titel: Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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Stattdessen stieg nun Groll in ihr hoch; heiß und bitter. Haushexen wurden nicht umhegt. Andere Hexen mochten von ihrer Arbeit entschuldigt werden, doch von Haushexen erwartete man, dass sie die Zähne zusammenbissen und weitermachten, egal, wie es ihnen ging. Ihre Mutter hatte während der ersten drei Tage ihrer Mondzeit nur halbtags gearbeitet. Ihre Schwestern mussten nichts tun außer ruhig dasitzen und lernen - und normalerweise hatten sie sich noch darüber beklagt. Von ihr wurde jedoch erwartet, dass sie die Mahlzeiten zubereitete und das Haus putzte. Von der Arbeit entschuldigt wurde sie nur, wenn es ihr aufgrund der heftigen Übelkeit,
die manchmal mit dem Einsetzen der Mondblutung einherging, zu elend ging.
    Es war zu einer Frage des Stolzes geworden, dass sie ihre Arbeit verrichtete und sich nicht beklagte, da dies ohnehin nur Tadel zur Folge hatte. Nun schrie Lucivar sie völlig grundlos an, ausgerechnet in dem Moment, als sie kurz davor gestanden hatte, ihren Stolz zu überwinden und ihm zu sagen, dass sie sich an diesem Tag ausruhen musste. Sie hatte ihn sogar bitten wollen, Brot beim Bäcker in Riada zu kaufen, damit sie keines für den Eintopf backen musste, den sie zum Mittagessen plante. Tja, nun würde sie ihn ganz gewiss um nichts bitten!
    »Ich kann meine Arbeit erledigen«, erklärte sie und biss die Zähne zusammen, während sie sich daranmachte, den Zucker erneut aufzukehren.
    »Du wirst dich schonen, und wenn ich dich festbinden muss, damit dir keine andere Wahl bleibt.«
    Oh, sie würde sich heute nur allzu gerne schonen, aber nicht, wenn er es ihr vorschrieb. Nicht, wenn er sie anfauchte! »Was ich tue, ist einzig und allein meine Angelegenheit.«
    »Das glaubst aber auch nur du, Hexchen«, versetzte Lucivar und kam weiter auf sie zu. »Du lebst in meinem Horst und stehst damit unter meinem Schutz. Und das bedeutet, dass ich dich vor dir selbst schützen werde, wenn du zu stur bist, um zu tun, was gut für dich ist.«
    »Und du bist niemals stur und tust immer, was gut für dich ist?«, fauchte sie zurück. So eine Frechheit! Für wen hielt er sich eigentlich?
    Er griff nach dem Besenstiel. Seine Hände hielten ihn knapp über den ihren gepackt. Er zog. Sie zog ebenfalls und versuchte, den Besen wieder an sich zu reißen. Da packte er fester zu. Eine schnelle Drehung des Handgelenks, und der Stiel brach entzwei. Lucivar trat einen Schritt zurück, drehte sich um und schleuderte das Stück Holz durch den Türbogen.
    Marian zuckte zusammen, denn sie erwartete das Geräusch
einer zersplitternden Lampe. Oder schlimmer noch: Der Stiel könnte die Glastüren kaputtmachen, die zu dem Rasen auf der anderen Seite des Horstes führten.
    Kein Splittern. Kein Krachen. Nichts. Noch nicht einmal das Geräusch von Holz, das zu Boden fiel.
    Er hatte das Stielende offensichtlich verschwinden lassen, damit es keinen Schaden anrichten konnte.
    Bevor sie reagieren konnte, hatte er ihr den Rest des Besens aus den Händen gerissen und schritt auf den Türbogen zu, von wo aus er den Besen fortwarf.
    Wie hatte sie vergessen können, wie stark er war? Sie hatte gesehen, wie er Übungen absolviert hatte, um seinen Kriegerkörper und seine Reflexe in Form zu halten. Sie hatte beobachtet, wie er Holz gehackt hatte. Hatte sie das Spiel dieser wunderbaren Muskeln nicht den ganzen Sommer über mit angesehen? Er war auch ohne Einsatz der Kunst gefährlich.
    Lucivar drehte sich wieder um und deutete mit dem Finger auf sie. »Du wirst heute gar nichts tun«, versetzte er barsch.
    Eine Woge des Zorns ließ ihre Angst im Keim ersticken. »Sag du mir nicht, was ich zu tun habe! Ich kann meine Arbeit sehr wohl erledigen!« Sie war blind vor Wut und fühlte sich in die Enge getrieben. Im nächsten Moment griff sie nach einem Topf, der auf dem Herd stand, und warf damit nach ihm.
    Im letzten Augenblick legte er die Flügel an. Der Kochtopf traf neben dem Türbogen gegen die Wand und fiel zu Boden.
    Schreckliche Stille legte sich über die Küche.
    Lucivar hob den Topf auf und ging.
    Marian schlich zu dem Türbogen und sah, dass er draußen war und mit dem Topf nach den Heuballen warf, die er für seine Schießübungen aufgestellt hatte. Kraftlos sank sie gegen die Wand. Eyrische Männer tolerierten es nicht, wenn sich ihnen eine Hexe widersetzte, die ihnen rangmäßig unterlegen war. Der Dunkelheit sei Dank, dass Lucivar seine Wut an
einem Topf und ein paar Heuballen ausließ. Ihr Vater hätte ihr eine Ohrfeige verpasst, wenn sie

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