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Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht

Titel: Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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Flucht ergreifen. Beim Feuer der Hölle! Er hatte noch nicht einmal versucht, sie zu küssen, weil er Angst hatte, sie könnte davonlaufen. Und er brauchte sie in seinem Horst. Er brauchte ihre Gegenwart.
    Er ballte die Hände zu Fäusten. Dann schloss er die Augen. Dies war weder der Ort noch der richtige Zeitpunkt, Karla unwirsch anzufahren. Doch bevor er eine Entschuldigung über die Lippen brachte, stupste sie ihn an.
    »Ich bin fertig«, sagte sie. »Tauschen wir den Platz. Ich schrubbe dir den Rücken.«
    Ihm war elend zumute, aber er gehorchte.
    »Es ist Sommer«, sagte Karla, während sie ihm mit dem Lappen über den Rücken fuhr. »Folglich trägst du, was eyrische Männer normalerweise im Sommer tragen: so gut wie nichts. Stimmt’s?«
    »Worauf willst du hinaus?«
    »Vielleicht hast du ja Recht, wenn du nicht allzu aggressiv vorgehst. Vielleicht wäre es besser abzuwarten, bis sie von alleine stolpert und in deine Arme fällt.«
    Er stieß ein verächtliches Schnauben aus.
    »Ich mache keine Witze.« Sie versetzte ihm einen leichten Schlag auf die Schulter. »Sieh doch. Da bist du und stellst tagaus, tagein all diese wunderbaren Muskeln zur Schau …«
    »Ich stelle nichts zur Schau.«
    »Klar tust du das. Das machen alle Männer. Bloß hast du mehr, das du zur Schau stellen kannst, als die meisten anderen. Du kannst dich jetzt abspülen.«
    Er drehte sich zu ihr um, um seinen Rücken unter den Wasserstrahl zu halten. »Worauf willst du hinaus?«
    »Bekommt sie jemals einen träumerisch verklärten Blick, während sie etwas ganz Einfaches tut?«
    Er hielt den Kopf unter die Dusche. »Sicher. Wenn sie überlegt, welche Zwiebeln sie für die Frühjahrsblumen pflanzen soll.«

    »Tja, was soll sie schon sagen? Dass sie mit offenen Augen von deinen Muskeln träumt, und sie gerade ein ganz warmer, kitzeliger Schauer durchrieselt?«
    Er dachte kurz über ihre Worte nach. »Ja, sicher. Warum denn nicht?«
    Karla lächelte ihn kopfschüttelnd an. »Wenn sie endlich ihren Mut zusammennimmt, um dich zu verführen, dann mach es ihr nicht allzu schwer, ja? Und mach ihr keine Angst mit diesem Zeug von wegen aus dem Himmel fallen und so!«
    »Sie ist Eyrerin. Ihr würde der freie Fall Spaß machen.«
    Karla starrte ihn nur an. Dann senkte sie den Blick. »Weißt du«, sagte sie langsam, »da du das Wasser so kalt aufgedreht hast, lässt sich schwer sagen, ob es wahr ist, was man über die Länge der Flügel in Proportion zu …«
    »Möchtest du herausfinden, wie kalt ein Bergsee selbst im Spätsommer sein kann?«, wollte er wissen.
    »Du warst noch nie in einem kalten Bergsee, wenn du noch nie in einem See in Glacia warst.« Sie trat aus der Dusche. »Dort baden zu gehen wird dein bestes Stück einen ganzen Monat lang einschrumpfen lassen.«
    Seine Antwort, als er das Wasser abstellte, war scharf und lakonisch.
    »Das ist der Lucivar, den wir alle kennen und lieben.« Karla bedachte ihn mit ihrem schalkhaften Lächeln. »Küsschen!«
     
    Lucivar starrte die Tür des Arbeitszimmers an. Alles hat seinen Preis. Er hatte dies gewollt, seitdem er vor drei Jahren nach Kaeleer gekommen und wieder mit seinem Vater zusammengeführt worden war. Jetzt würde er endlich die Antwort auf eine Frage erhalten, die ihn schon lange verfolgte.
    Doch er war sich nicht mehr sicher, ob er sie hören wollte.
    Er atmete tief durch, um sich zu beruhigen, und betrat das Arbeitszimmer.
    Saetan erhob sich von dem Sessel hinter dem Ebenholzschreibtisch und kam um den Tisch herum, um sich an die Vorderseite zu lehnen. »Das hast du gut gemacht, Prinz.«

    Er nickte. Das Lob freute ihn, doch er war zu nervös, um darauf zu reagieren.
    »Was ist dein Preis, Lucivar?«, fragte Saetan leise.
    »Die Antwort auf eine Frage.«
    Saetan hob eine Braue und wartete.
    »Warum?« In diesem einen Wort kulminierten so viele Gedanken und Gefühle, dass Lucivar nicht recht wusste, was er sonst noch sagen sollte. Doch als Saetan ihn nur stumm anblickte, versuchte er, die Frage besser zu formulieren. »Als du Daemon und mich verloren hast, warum hast du damals nicht darum gekämpft, uns zurückzubekommen?«
    Verblüfft sah er, wie Saetan erbleichte.
    »Ich konnte nicht«, sagte Saetan nach einer langen Pause. Seine Stimme klang rau.
    Lucivar trat einen Schritt auf ihn zu. »Warum nicht? Selbst wenn du dich damals nicht zur Wehr setzen konntest, du bist doch ein Kriegerprinz, der Schwarz trägt. Du hättest …«
    » Ich konnte nicht. « Ein Beben unterdrückter

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