Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht
wie sein Körper auf ihre Nähe reagierte. Und da waren all diese warmen, wunderbaren Muskeln unter ihren Händen, die nur darauf warteten, berührt und gestreichelt zu werden …
Beim Feuer der Hölle und der Mutter der Nacht, möge die Dunkelheit Erbarmen haben!
Bevor sie eine Dummheit begehen konnte, holte sie noch einmal Luft, hob den Kopf und machte: » Gr .«
Lucivars arrogantes Lächeln verblasste. Er legte die Stirn in Falten. »Welch zimperliches Gr . Aber damit werde ich mich wohl zufrieden geben müssen.« Mit einem Seufzen lockerte er seinen Griff und ließ sie an seinem Körper entlang zu Boden gleiten, bis sie wieder auf ihren eigenen Füßen stand.
Sobald er sie losließ, verlor sie einen Augenblick jeglichen Verstand und rannte weg, wie ein verängstigtes Kaninchen.
Er packte sie … hob sie hoch … schwang sie durch die Luft … Und sie war genau wieder da, wo sie angefangen hatte.
»Du wirst lernen müssen, dich zu verteidigen, Marian«, sagte Lucivar mit einem unnachgiebigen Blick in den goldenen Augen. »Es braucht dir nicht zu gefallen, aber du wirst es lernen.«
Als er die eyrischen Kampfstangen herbeirief, sackte Marian erleichtert in sich zusammen. Zumindest handelte es sich um Übungsstangen, die nicht mit Klingen bewehrt waren. Dennoch konnte man einen Gegner damit furchtbar verprügeln. Ihr Vater hatte das etliche Male mit jungen Kriegern gemacht, die er zum Horst ihrer Mutter gebracht hatte. Er hatte auf einer Übungsstunde bestanden, mit seinen Töchtern als Zuschauerinnen, damit die jungen Männer ihre »Fähigkeiten zur Schau stellen« konnten. Selbst ein talentierter Jüngling war kein ernst zu nehmender Gegner für einen Eyrier, der eine Kampfausbildung abgeschlossen hatte.
Und eine ungeübte Haushexe war keine Gegnerin für einen eyrischen Kriegerprinzen.
Sie umklammerte die Stange fester und brachte ihre Füße in die Stellung, die sie ihrem Vater abgeschaut hatte.
Lucivar sah nur ihre Füße an. »Was soll das?«
Sie spannte sich an und fragte sich, wo sein erster Hieb sie treffen würde. »Das ist die Kampfstellung.«
»Nur wenn du auf deinem Allerwertesten landen möchtest.«
Marian ließ die Stange sinken. »Was?«
»Wenn du deine Füße so aufstellst, liegst du gleich auf dem Boden. Es sei denn, dein Gegner ist kleiner als du.«
Das erklärte auch, weshalb ihr Vater immer nur gegen halb ausgebildete Jünglinge angetreten war. Die Kampffähigkeiten, mit denen ihr Vater sich brüstete, waren nichts als reine Angabe, nur leere Worte.
Sie hatte nie daran gedacht, mit einem Mann zusammenzuleben.
Das hatte sie nie wirklich gewollt. Es war nie Teil ihres Traumes gewesen. Jetzt fragte sie sich, wie es wohl wäre, ihre Träume zusammen mit einem Mann zu leben, der nicht wie ihr Vater war. Mit Lucivar.
»Marian?«
Sie sah ihn an. Dann fiel ihr auf, dass sie keine Ahnung hatte, wie lange er schon dort gestanden und gewartet hatte, während sie mit ihren Gedanken ganz woanders war. »Kämpfen wir jetzt miteinander?«
Seine Lippen zuckten. »Irgendwann schon. Aber zuerst einmal musst du lernen, wie man sich bewegt.«
Langsam. Geräuschlos. Wie ein geschmeidiger Tanz. Er zeigte ihr jede einzelne Bewegung, wobei seine Stimme sie zärtlich umwogte, während er erklärte, sie verbesserte, lobte. Die Wärme seiner Hand an ihrer Taille oder Hüfte, während er ihren Körper anleitete. Das Spiel seiner eigenen Muskeln, wenn er ihr die nächste Bewegung vorführte. Sein männlicher Geruch.
»Jetzt alle Bewegungen hintereinander«, sagte Lucivar. »Schau zu.«
Sie sah ihm zu. Geschmeidige Kraft. Wie es sich wohl anfühlen mochte, ihn zu küssen? Ihn richtig zu küssen? Würde er all diese geschmeidige Kraft mit ins Bett bringen? Wäre er ein großzügiger Liebhaber? Sie hatte nach ihrer Jungfrauennacht nur eine einzige weitere sexuelle Erfahrung gemacht, und diese war so enttäuschend gewesen, dass sie nie wieder daran interessiert gewesen war, es noch einmal zu probieren. Aber wenn eine Frau liebte, würde dieser Akt ihr dann nicht auch Vergnügen bereiten, selbst wenn der Körper keines empfand?
Der Gedanke überraschte sie, bereitete ihr ein wohliges Gefühl, versetzte sie aber gleichzeitig in Angst und Schrecken. War sie die ganze Zeit über dabei gewesen, sich in ihn zu verlieben? Das wäre töricht, nicht wahr? Er mochte eine Haushexe vielleicht zur Geliebten nehmen, um seine körperlichen Bedürfnisse zu befriedigen, aber sein Herz würde er ihr niemals schenken.
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