Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht
den letzten Artikel gesetzt hatte.
»Es ist mir ein Vergnügen, Lady«, entgegnete der Ladenbesitzer.
»Tja, und nun«, meinte Jaenelle. »Gehst du nach Hause, um mit deinem neuen Spielzeug zu spielen?«
»Es ist kein Spielzeug, sondern Werkzeug«, erwiderte Marian und ließ den Stoff und die Bücher verschwinden. Bevor sie sich um die restlichen Einkäufe kümmern konnte, waren sie verschwunden.
Jaenelle schenkte ihr ein Lächeln. »Ich begleite dich. Dann kannst du mir erklären, wofür all das Zeug gut ist.«
»Wofür es gut ist?«
»In der Küche auf der Burg ist mir der Zutritt untersagt. Also bekomme ich die meisten dieser Dinge nie zu Gesicht.«
»Du kannst nicht kochen? Gar nicht?«
»Nein«, antwortete Jaenelle zerknirscht.
Marian konnte es nicht fassen. Lucivar brachte ein annehmbares Essen zustande, und er hatte erwähnt, dass sein Vater ein ziemlich guter Koch sei, wenn dem Höllenfürsten der Sinn danach stand. Warum hatte keiner von beiden Jaenelle beigebracht, ein einfaches Gericht zu kochen?
»Ich kann es dir beibringen«, sagte Marian. »Aber wir werden mit einer ganz einfachen Speise anfangen müssen.«
Jaenelle strahlte sie an. »Ganz einfach klingt gut!«
Der Ladenbesitzer schien sich köstlich zu amüsieren.
Auf dem Weg aus dem Geschäft fragte sich Marian, wie lange es dauern würde, bis der Rest des Dorfes wusste, dass Prinz Yaslanas Haushälterin der Königin des Schwarzen Askavi Lektionen im Kochen erteilte.
Da die Händler in Riada Lucivar mit einem Grinsen begrüßt hatten, als er in dem Dorf nach dem Rechten gesehen hatte, ging Lucivar davon aus, dass er Marian mit ihren Einkäufen in der Küche vorfinden würde. Auf der Arbeitsfläche stapelten sich die Gerätschaften, doch seine kleine Haushexe saß einfach nur am Tisch und starrte mit gerunzelter Stirn zwei Schüsseln voller Eier an. Die Flasche auf dem Tisch und Marians glasiger Blick verrieten ihm, dass es sich bei dem Glas Brandy in der Nähe ihrer Hand nicht um ihren ersten Drink handelte.
Er kam zu dem Schluss, dass er nicht allzu bald mit dem Abendessen rechnen sollte, und deutete auf die Eier. »Sind die gekocht?«
»Mhm.«
Er nahm eines aus der Schüssel, die ihm am nächsten stand, und schälte es. Als er es mit dem Daumen zerteilen wollte, sagte Marian: »Nein! Nicht …«
Rohes Eigelb quoll hervor und floss ihm über die Hände.
Lucivar sah Marian an. Marian sah ihn an.
»Du hast meine Schwester in der Küche spielen lassen, nicht wahr?« Das erklärte auch, weshalb seine Haushälterin sich gerade mehrere Brandys genehmigt hatte.
Marian starrte das Ei an, das ihm von den Händen troff. »Sie ist die Königin des Schwarzen Askavi. Die mächtigste Hexe in ganz Kaeleer. Und sie kann noch nicht einmal ein Ei kochen.«
»Ich weiß. Deshalb lassen wir sie nicht in die Küche.«
Marian schüttelte den Kopf. »Wie ist es möglich, dass sie kein Ei kochen kann? Dazu braucht man noch nicht einmal Kunst. Sie hat einfach die Eier ins Wasser getan.« Sie stieß ein Seufzen aus. »Wie kann es sein, dass das Eiweiß völlig durch ist, und das Eigelb überhaupt nicht?«
»Ich weiß es nicht. Mein Vater glaubt, dass manche Dinge bei ihr einen unerwarteten Verlauf nehmen, gerade weil sie so mächtig ist.«
»Ich dachte, ich hätte ihr etwas falsch erklärt«, sagte Marian. »Nachdem sie also fort war, habe ich die übrigen Eier gekocht. Sie sind perfekt.« Sie schwankte auf dem Stuhl. »Jaenelle war so niedergeschlagen, als sie ging.«
»Es war nett von dir, ihr das Kochen beibringen zu wollen«, sagte Lucivar. »Aber Marian? Wir sprechen hier von einer Hexe, die mit sechzehn Jahren die Küche auf der Burg in die Luft gejagt hat, weil sie den Zaubertrank, an dem sie gerade arbeitete, mit dem Braten verwechselte, den sie und ihre Freundin Karla machten. Sie schob die falsche Mischung in den Ofen. Denk einmal kurz darüber nach. Braten. Zaubertrank. Sie waren nicht in der Lage, die Inhalte der beiden Töpfe zu unterscheiden.«
»Sie hat die Küche in die Luft gejagt?«
»Völlig zerstört. Bis auf den letzten Kochlöffel.«
Marian erschauderte.
»Wenn du Jaenelle also das nächste Mal einen Gefallen tun möchtest, dann mach ihr einen Schmorbraten oder back ihr etwas Nusskuchen. Aber lass sie nicht in die Küche.«
Er legte einen Schild um seine Hände, um nicht noch mehr
Eigelb in der Küche zu verteilen, und ging zum Spülbecken. Mithilfe der Kunst drehte er den Wasserhahn auf. »Will ich wissen, was es zum
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