Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis
Seite gehabt, der sich seinen Instinkten hingegeben und das Schlachtfeld in seinem Innern gefunden hatte.
»Sie mussten ihn umbringen, weißt du«, fuhr Yarek mit gedämpfter Stimme fort. »Sie mussten. Sie konnten keinen Krieger mit rotem Juwel am Leben lassen, nachdem sie seine Frau so weit in Stücke gerissen hatten, dass sie vor Schmerzen schrie, aber nicht genug, um sie schnell sterben zu lassen.«
Jared gab ein ersticktes Geräusch von sich.
Yarek achtete nicht darauf. »Sie haben teuer bezahlt, Jared. Die Bastarde haben für Reyna mit ihrem eigenen Blut bezahlt. Und am Ende haben sie nicht wirklich gewonnen.
Sie war im Dorf, als der Angriff anfing. Janos ist bei dem Versuch, Reyna zu erreichen, ums Leben gekommen. Und sie wurde überwältigt, als sie ein junges Mädchen beschützte.
Ich weiß nicht, wie Belarr zu ihr durchkam oder wo er die Kraft hernahm, um sie ihnen zu entreißen. Als er sie endlich nach Hause geschafft hatte, lagen beide bereits im Sterben, und sie … sie hat immerzu versucht, ihn zu heilen. Er hat mich gebeten, sie allein zu lassen und nach Janos Ausschau zu halten, sobald der Kampf vorüber sei. Dann hat er sie ins Schlafzimmer getragen und hat sich zusammen mit ihr auf das Bett gelegt. Ich hatte kein Recht, dort zu sein, also habe ich die Tür hinter ihnen zugemacht.«
Yarek zog ein Taschentuch hervor und wischte sich über die Nase. »Ich habe das Haus verlassen und mich im Wald versteckt. Das klingt jetzt feige …«
Jared schüttelte den Kopf. »Du hattest bereits eine Schlacht geschlagen. Für eine weitere warst du nicht stark genug.«
»Ich hatte noch einen anderen Grund«, sagte Yarek langsam und steckte das Taschentuch zurück in seine Hosentasche. »Den ganzen Winter über hatte Reyna immer wieder
davon gesprochen, dass du im Herbst nach Hause kommen würdest. Für Janos habe ich nicht viel Hoffnung gehegt. Ich wollte aber, dass jemand aus der Familie hier wäre, wenn du kommst, und ich war der Einzige, der noch übrig war.«
»Der Einzige?«, flüsterte Jared. »Diese Bastarde haben alle umgebracht? Sämtliche Tanten und Onkel? Alle Cousins und Cousinen?« Er ließ den Kopf zwischen die Knie sinken und rang nach Atem. »Tante Janine?«
Yarek strich Jared behutsam über den Rücken. »Meine Lady ist in Wolfsbach gestorben.«
Jared kniff die Augen zusammen. »Shira und Mariel? Mutter der Nacht, sie haben doch nicht etwa Shira und Mariel umgebracht, oder?« Sein Kopf zuckte in die Höhe.
Yarek drückte Jareds Kopf wieder nach unten. »Nein, Shira und Mariel haben sie nicht erwischt. Meine Mädchen haben letzten Herbst das Tamanaragebirge überquert, mit Davin als Geleitschutz.«
»Davin?« Jared stützte sich mit den Händen auf den Knien auf und setzte sich wieder aufrecht hin. » Davin als Geleitschutz? Aber er ist …«
»Alt genug«, sagte Yarek bestimmt. Er rieb sich am Kinn. »Reyna war im letzten Herbst gereizt. Eines Tages tauchte sie bei uns auf und hat sich mit Janine unterhalten. Ehe ich Einspruch erheben konnte, wurden die Mädchen zusammen mit Davin und ein paar Reisenden fortgeschickt, die in Ranonwald Rast machten, bevor sie weiter gen Westen zogen, in der Hoffnung, der Königin jenseits der Berge dienen zu dürfen.«
»Sie sind nach Dena Nehele gereist.« Jared seufzte. »Der Dunkelheit sei Dank!«
»Du hast von der Grauen Lady gehört?«, fragte Yarek scharf.
»Sie ist eine Königin, die alles wert ist, was ein Mann zu geben vermag. Wenn sie Davin an ihrem Hof aufgenommen haben sollte, wird es ihm gut gehen.«
»Dann ist sie vielleicht die einzige Königin, die es noch gibt, die es tatsächlich wert ist.«
»Nein«, erwiderte Jared leise, »es gibt noch eine.«
Yarek bedachte seinen Neffen mit einem abwägenden Blick. »Du bist alleine hergekommen. Was ist mit dem Hexchen geschehen?«
Jared blinzelte. »Dem Hexchen?«
»Die Kleine, die von den Vipernratten gebissen worden ist. Um die sich die kleine Schwarze Witwe solche Sorgen gemacht hat.«
Jared blinzelte erneut. »Kleine Schwarze Witwe?« Er rieb sich mit dem Handrücken über den Mund. »Was hat sie über Lia gesagt?«
»Sie hat von einem Hinterhalt gesprochen. Und von Vipernratten. Du hast dich mit dem Hexchen davongemacht, um Hilfe zu suchen. Die Übrigen sind so schnell wie möglich hierher gekommen.« Yarek schüttelte den Kopf und schnaubte wütend. »Das arme Ding hat sich vor Sorge ganz verrückt gemacht, und dieser junge Grünschnabel von einem Kriegerprinzen hat nicht die
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