Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht
wohl schon an, noch bevor wir im Haus sind.« Rainier klang mürrisch.
»Das erklärt, warum der Zaun hier verläuft, anstatt an der Grundstücksgrenze entlang«, sagte Surreal. »Jaenelle und Marian müssen ihn versetzt haben, damit sie das Tor mit diesem Illusionszauber versehen können, und trotzdem noch offenes Gelände bleibt, auf dem sich Besucher versammeln können.«
»Vielleicht soll ein Gesicht voll Spinnweben die Leute davon abhalten, weiterzugehen?« Er klang, als würde er sich sehr gerne vom Weitergehen abhalten lassen.
»Willst du mir erzählen, ein Kriegerprinz, der Opal trägt, lässt sich von ein paar Spinnweben abschrecken?«
Er sah sie einfach nur an.
»Also gut. Wir sind hier – und wir stecken fest.« Surreal rieb sich das Gesicht mit den Händen, um endlich das unangenehme Gefühl loszuwerden. Dann stieß sie einen Seufzer aus. »Und wir sollten dies als Teil einer Vorstellung betrachten.« Sie sah kurz zu den Kindern, die sich auf der anderen Seite des Tores herumtrieben, und es nicht mehr für ganz so ratsam zu halten schienen, sich Angehörigen des Blutes zu nähern. Doch sobald sie und Rainier das Haus erreicht hätten, würden die Kinder durch das Tor kommen, um sich die Angelegenheit genauer anzusehen. Darauf hätte Surreal jede Wette abgeschlossen. Schließlich war dieser Ort wahrscheinlich unwiderstehlich für ihre madenzerfressenen Spatzenhirne.
Als Rainier und sie auf den überdachten Eingang zuhielten, lauschte sie erwartungsvoll auf das Kreischen, das gleich einsetzen würde. Landen oder nicht, diese Kinder würden es nicht einfach mit einem Achselzucken abtun, eine Ladung Spinnweben ins Gesicht zu bekommen.
»Tja, also das ist ein Tritt in den Hintern«, sagte Rainier,
der zurückblickte, als sie die Treppenstufen erreichten. »Die verfluchte Illusion hat uns den Garaus gemacht, und sie haben noch nicht einmal etwas bemerkt.«
»Vielleicht sagt das mehr über die Lebensgewohnheiten der Landen aus als über die Illusion«, erwiderte Surreal, bevor sie ihre Aufmerksamkeit dem Mann zuwandte, der die Laternen angezündet hatte und nun auf sie zu warten schien.
»Ich wünsche der Lady und dem Gentleman einen guten Abend«, sagte der Mann. »Oder einen entsetzlichen, Furcht einflößenden Abend, wenn ihr euch nicht vorseht. In diesem Haus geschehen merkwürdige Dinge.« Ein strenger Blick ging in Richtung der Kinder, die mittlerweile alle in Hörweite standen. »Ja, merkwürdige Dinge.«
Die Mädchen in der Gruppe kicherten nervös.
*Wenn wir ihnen wirklich Angst einflößen wollen, sollten wir die Sache mit dem Spukhaus sein lassen*, sagte Surreal auf einem mentalen Faden, wobei sie den Kopf in Richtung der Kinder neigte. *Wir sollten einfach ein paar von ihnen in die Küche von Burg SaDiablo werfen.*
*Während Mrs. Beale dort ist?*, fragte Rainier. *Das ist niederträchtig.*
*Ich weiß.*
»Und wer bist du, wenn ich fragen darf?«, erkundigte sich Rainier bei dem Mann.
»Der Hausmeister«, erwiderte der Mann. »Und ein Hausgeist.«
»Ein Geist?«, fragte Surreal.
Der Mann nickte. »Einer derjenigen, die versklavt worden sind, damit sie der Herrin dieses Hauses dienen.«
»Die Angehörigen des Blutes …« Sie verbiss sich die Worte. Es war Jaenelles und Marians Vorstellung. Wenn sie wollten, dass die Landenkinder glaubten, die Angehörigen des Blutes hielten sich versklavte Geister als Dienstboten …
Vielleicht würde es schwerer sein, als sie es sich vorgestellt hatte, diese Vorstellung der Angehörigen des Blutes zu sehen.
*Ein Geist ist ein Dämonentoter, dessen Macht so sehr verblasst ist, dass er nur noch eine Form ohne Substanz ist*, sagte Rainier. *Was soll einem so jemand als Dienstboten nutzen?*
*Anscheinend können sie Lampen anzünden*, antwortete Surreal. *Obwohl man meinen sollte, sie könnten sich einfach in eine Ecke stellen und selbst leuchten.*
*Ich glaube nicht, dass sie das tun können. Und selbst wenn sie es könnten, er leuchtet jedenfalls nicht.*
Sie war noch nicht einmal im Hausinnern, und der Ort zehrte bereits an ihren Nerven und ließ sie gereizt werden. Je schneller sie ihrer Verpflichtung nachkamen und wieder gehen konnten, desto besser. »Ist sonst schon jemand eingetroffen?«, fragte sie den Hausmeister.
»Nein, Lady«, erwiderte er. »Du und der Gentleman seid die Ersten.«
»Wie spät ist es?«, fragte sie Rainier.
Er rief eine Uhr herbei, öffnete den Deckel und hielt sie ins Licht, damit Surreal sie sehen konnte.
Im Innern
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