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Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht

Titel: Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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schlagen.

    Und sie zögerte einen Augenblick zu lange, bevor sie einen Schutzschild erschuf, der so eng war, dass er wie eine zweite Haut anlag.
    Ein zweifacher Schnitt durch Hemd und Haut traf sie in dem Moment, bevor sich der Schild um sie bildete. Ein Zittern lief entlang von Nervenbahnen, die nicht sicher waren, ob sie Genuss oder Schmerz melden sollten. Dann … Schmerz.
    Sie ließ den Schürhaken durch die Luft sausen. Es war ein Schlag mit der Rückhand, der jemanden so fest traf, dass er ihn gegen die gegenüberliegende Wand schleuderte.
    Eine Kugel Hexenlicht schwebte über dem Tisch, noch bevor Surreal bewusst entschieden hatte, sie zu erschaffen. Doch sie konnte endlich ihr Gegenüber erkennen – und fluchte innerlich, als das Licht von dem Stundenglas reflektiert wurde, das an einer angelaufenen Silberkette um den Hals der Hexe hing.
    Eine Schwarze Witwe, die zweifellos zu den Dämonentoten gehörte, wenn man betrachtete, wie deformiert der Kopf und das Gesicht von den Hieben waren, die sie umgebracht haben mussten. Und es war nicht die gleiche Schwarze Witwe, von der Surreal im Erdgeschoss angegriffen worden war.
    »Wenn du dich mit mir einlassen willst, dann komm nur«, sagte Surreal. »Ich habe gerade große Lust, jemanden umzubringen.«
    Die Schwarze Hexe lachte. »Du glaubst, du kannst mich umbringen ? Hast du da nicht eine Kleinigkeit übersehen?«
    »Na gut, vielleicht komme ich zu spät, um dich vom Leben zum Tode zu befördern, und vielleicht werde ich es nicht einmal schaffen, das Töten zu Ende zu führen. Aber wenn du nicht verschwindest, sorge ich dafür, dass du Dauergast in einem Teil der Hölle wirst, der dieses Haus hier wie ein Luxushotel aussehen lässt.«
    »Selbst wenn du eine Dämonentote werden solltest, wirst du nicht über so viel Macht verfügen.«
    »Weißt du, Süße, da mein Onkel der Höllenfürst ist, kann
ich dich hinschicken, wo immer es mir passt. Dafür wird er schon sorgen.«
    Die Schwarze Witwe zögerte. Dann lächelte sie, soweit es ihr verformtes Gesicht gestattete. »Du gehst nirgendwohin, noch nicht einmal in die Hölle. Ich kann warten, bis ich dich fertigmache, Miststück.« Sie glitt durch die Mauer und war verschwunden.
    »Verflucht«, murmelte Surreal. »Schätzungsweise steht das Verwenden von Kunst nicht unter Strafe, wenn man erst einmal tot ist.« Oder Teil der Zauber, die in das Haus hineingewoben waren.
    Sie stieß schnaubend die Luft aus und zuckte zusammen. Zuerst einmal musste sie sich um die Wunde kümmern und herausfinden, wie schlimm sie war – und ob sie gerade eben vergiftet worden war oder nicht. Dann würde sie sich um das kümmern, was immer als Nächstes auf sie zukam. Im Moment wusste sie nur zwei Dinge mit absoluter Sicherheit: Sie befand sich im Korridor im ersten Stock, und Rainier nicht.
    *Rainier?*
    Keine Antwort. Nichts, außer einer merkwürdigen, grauen Leere.
    * Rainier! *
    Ein Hörschutz musste ausgelöst worden sein, und zwar einer, der nicht nur normale Geräusche abblockte, sondern auch die Kommunikation mithilfe mentaler Fäden verhinderte.
    Hatte es gegongt? Sie war zu beschäftigt gewesen, um darauf zu achten. Hatte Rainier es gehört, oder wurde dieses Geräusch ebenfalls von dem Hörschutz geblockt?
    Sie ließ die erloschene Kerze auf dem Tisch zurück und nahm den Schürhaken und die Kugel Hexenlicht mit sich. Die erste Tür zu ihrer Rechten führte in ein Badezimmer. Ein schmaler Raum, in dem sie nur wenig Bewegungsfreiheit hätte, sollte sie in einen Kampf verwickelt werden. Aber vielleicht gab es dort sauberes Wasser, und genau das brauchte sie in diesem Moment.

    »Verletzt, weil ich keinen Schutzschild hatte, und von meinem Begleiter getrennt«, sagte sie, als sie vorsichtig das Badezimmer betrat. »Lucivar wird so verflucht sauer sein!«
     
    Interessant. Warum gab die Hexe so viel auf die Meinung eines Mannes, der gar nicht da war? Es war ja schließlich nicht so, als würde sie jemals hören , was er von ihren Fehlern hielt!
    Ja. Ihm kam ein Gedanke. Diese spitzen Ohren würden eine wunderbare Trophäe abgeben. Ein Andenken an sie, wenn sie erst einmal in die Zauber in dem Haus eingegangen wäre.
    Und dann würde sie sich keine Sorgen mehr darum machen müssen, irgendetwas zu hören.
     
    Irgendwo in dem Haus gongte es zweimal.
    *Surreal?*
    Keine Antwort. Nichts, außer einer merkwürdigen, grauen Leere.
    * Surreal! *
    Rainier blieb stehen. Abwartend. Lauschend. Dann schob er sich zwischen den Kindern hindurch

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