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Die schwarzen Juwelen 07 - Blutskönigin

Titel: Die schwarzen Juwelen 07 - Blutskönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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Ranons Belustigung ging, glaubte er nicht, dass Theran den morgigen Tag ebenfalls für »spannend« halten würde.

SCHWARZER ASKAVI
    Als Daemon bei Sonnenuntergang den Bergfried erreichte, wusste er nicht, was er erwarten sollte.
    Was er vorfand, erschreckte ihn bis ins Mark.
    Ein spärlich eingerichteter Raum mit schweren Schilden, doch er konnte nicht sagen, ob diese Schilde schwarz waren oder einer älteren Macht als der des Blutes entsprangen – der Macht der Drachen, welche die Blutleute vor langer, langer Zeit mit ihrer Magie beschenkt hatten.
    Er konnte auch nicht sagen, ob diese Schilde dazu dienten, den Mann in Schach zu halten, der ihn in diesem Zimmer erwartete, oder die Wut. Die kalte, dunkle, schimmernde Wut.
    Er betrat den Raum und ging hinüber zu dem Tisch, der nur wenige Schritte von der Tür entfernt stand. Ein seltsamer Platz für ein solches Möbelstück. Er kam zu dem Schluss, dass man es dort aufgestellt hatte, damit niemand unter diesem tödlichen Blick den ganzen Raum durchqueren musste.
    Während er auf den Tisch und den Mann, der ihn daneben erwartete, zuging, schluckte er. Als er Saetan in die Augen sah, erkannte er den Kriegerprinzen, der ein ganzes Volk so vollständig ausgelöscht hatte, dass keine Spur mehr von ihm übrig war – nicht einmal die Inseln, auf denen es gelebt hatte.
    Und er erkannte die Wahrheit über sich selbst.
    »Prinz«, sagte der Höllenfürst.
    Oh, nein. Er hatte keine Chance, den Mann zu erreichen, wenn sie bei den formellen Titeln blieben.
    »Vater«, erwiderte Daemon – und entdeckte in den glasigen goldenen Augen einen Hauch Emotion. Er blieb stehen, als er die Tischkante erreicht hatte und sich noch außerhalb der Reichweite dieser tödlich scharfen Nägel befand – und des Giftes in dem Schlangenzahn unter Saetans Ringfingernagel. »Rede mit mir, Vater. Bitte.«

    Keine Antwort. Nur ein Furcht einflößend abschätzender Blick von einem machtvollen Mann, der gerade auf unbekannten Pfaden des Verzerrten Reiches wandelte.
    Ich kann es mit ihm aufnehmen. Falls es so weit kommen sollte, bin ich stark genug, um ihn aufzuhalten.
    Vielleicht stark genug, um ihn zu besiegen, doch nicht stark genug, um ohne Schaden aus diesem Kampf hervorzugehen. Nicht, wenn er der jahrtausendelangen Erfahrung nur sein kleines bisschen Mehr an roher Kraft entgegenzusetzen hatte.
    Deshalb war er froh, dass Jaenelle Lucivar zurückgehalten und nicht zugelassen hatte, dass sie gemeinsam zum Bergfried gingen. Einer von ihnen musste überleben, um sich um den Rest der Familie zu kümmern.
    Falls es so weit kommen sollte.
    Süße Dunkelheit, bitte lass es nicht so weit kommen.
    »Vater«, sagte Daemon wieder.
    Saetan starrte auf den Tisch. Drückte die Fingerspitzen seiner rechten Hand auf das polierte Holz. Neben seinen Fingern erschienen zwei Blatt Papier.
    Wachsam trat Daemon einen Schritt näher. »Was ist das?«
    »Namen«, sagte Saetan in einem rauen, sanften Säuseln. »Die Namen der Männer, die den Köder nicht geschluckt haben, aber trotzdem in die Falle gegangen sind.«
    Ganz langsam, die Nerven bis zum Zerreißen gespannt für den Fall, dass sein Gegenüber die bloße Bewegung als Angriff deutete, zog Daemon eines der Blätter näher zu sich heran, damit er es lesen konnte.
    Namen und Orte.
    Er hat ihren Kopf mitgenommen , dachte Daemon. Alles, was er brauchte. Welche Schmerzen hat der Höllenfürst ihr zugefügt, während er ihr diese Namen entlockte? Welche Schmerzen, um die Schuld zu begleichen, die Vulchera gegenüber den Leuten trug, denen sie Schaden zugefügt hatte?
    »Worte, die einmal ausgesprochen wurden, können nicht zurückgenommen werden«, flüsterte Saetan. »Doch manchmal können Herzen vergeben, wenn eine Lüge aufgedeckt
wird, und einige werden vielleicht durch die Wahrheit das halten können, was ihnen am liebsten ist.«
    Stirnrunzelnd blickte Daemon auf die Liste, während er in Gedanken die verborgene Botschaft in diesen Worten entschlüsselte. Durch Vulcheras Spielchen waren Ehen zerbrochen. Es gab nicht viele Frauen, die ihrem Mann Untreue in der Ehe verziehen, besonders nicht, wenn seine Treue eines der Dinge war, die der Mann zum Teil des Ehevertrages gemacht hatte. Doch Jaenelle war sich sicher, dass Saetans Sturz in das Verzerrte Reich etwas mit ihm zu tun hatte, persönlicher Natur war. Wenn es also nicht um die Frauen und die zerstörten Ehen ging, musste es um die Kinder gehen.
    Daemon verdrängte die lähmende Angst. Er durfte nicht zulassen,

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