Die schwarzen Juwelen 07 - Blutskönigin
schicken, die vom Geschenk der Königin bezahlt werden sollen.«
»Du begleichst doch diese Rechnungen, oder nicht?«
»Allerdings. Und da mindestens die Hälfte des Yarbarah, der in Kaeleer produziert wird, von den Weingütern unserer Familie stammt, habe ich beschlossen, ihr persönlich ein paar Kisten zu liefern.«
»Mit persönlicher Lieferung meinst du wohl, bis in den Bergfried hier in Kaeleer. Du darfst nicht nach Terreille gehen.«
Daemon versteifte sich. Seine Augen wurden glasig. »Erteilst du mir etwa Befehle, Mistkerl?«, fragte er sanft.
»Ich will damit sagen, dass ich dir helfen werde, den Befehl
unserer Königin zu befolgen. Selbst wenn das bedeutet, dass wir beide eine Heilerin brauchen, wenn diese Diskussion vorbei ist.«
Daemon wandte den Blick ab. »Hat Vater dir erzählt, was passiert ist?«
»Er hat mir erzählt, dass der Kontakt mit Theran Grayhaven ein paar alte Wunden aufgerissen hat«, erwiderte Lucivar. Saetan hatte mehr gesagt als das, und was ihr Vater alles nicht erwähnt hatte, konnte er nicht einmal erahnen.
»Hat er dir erzählt, dass ich Jaenelle angegriffen habe?«
Mutter der Nacht. Unsicher, wie er darauf antworten sollte, stieß Lucivar den Atem aus.
»Hat er dir erzählt, dass der Sadist mit ihr im Bett war?« Oh, ja. Wie er damit umgehen sollte, wusste er. »Nach dem, was ich gehört habe, hat Daemon Jaenelle angegriffen, während er in einer alten, bösen Erinnerung gefangen war, und der Sadist hat eine Kuschelei genossen, die viel Gestöhne und ein paar Orgasmen beinhaltet hat.«
»Was?«
Beim Feuer der Hölle, er ist zerbrechlich.
»Der Sadist benutzt Sex als Waffe«, sagte Lucivar, »aber der Sadist erhebt sich aus Wut, nicht aus Verlangen. Normalerweise.«
Daemon wurde unsicher – und Lucivar hatte das seltsame Gefühl, von einer Erinnerung umkreist zu werden … Eine Erinnerung an eine andere Zeit und einen anderen Ort, als Daemon zu ihm gekommen war, geistig schon sehr zerbrechlich, und er mit Worten eine Wunde gerissen hatte, die niemals richtig verheilt war. Selbst jetzt noch nicht.
»Mein alter Freund, Daemon macht Liebe mit Jaenelle, aber der Sadist tanzt mit Hexe «, sagte Lucivar sanft. »Nicht aus Hass oder Wut; er tanzt aus Verlangen mit ihr. Doch diesmal hat sie, aus welchem Grund auch immer, diese Wandlung nicht mit dir vollzogen – und das hat dir Angst gemacht.«
»Würde es dir keine Angst machen?«
» Ts. Du machst mir eine Scheißangst, wenn du der Sadist
bist. Aber du machst ihr keine Angst. Jaenelle machst du keine Angst.«
»Ich habe ihr Angst gemacht.«
»Tja, aber wohl nicht so sehr, wie du dachtest. Und ich schätze, wenn du ihr ab und zu mal einen Schrecken einjagst, hilft ihr das dabei, sich daran zu erinnern, was du fühlst, wenn sie etwas Beängstigendes tut. Was, wie du selbst zugeben wirst, regelmäßig der Fall ist.«
Daemons Antwort bestand aus einem kurzen, widerwilligen Lächeln, mit dem er zugab, dass dies der Wahrheit entsprach. Dann verblasste sein Lächeln. »Hast du jemals …?«
Schmerz. Angst. Er war zu dicht an einer dieser emotionalen Narben, die eine Grenze bildeten, die Daemon nicht mehr überschreiten konnte. Nicht, ohne einen zu hohen Preis dafür zu bezahlen.
»Spuck es aus«, sagte Lucivar.
»Hast du jemals diesen Drang, Marian besitzen zu wollen?«
Lucivar ließ sich in der Luft nieder, als sitze er auf einem Stuhl. »Meistens sehe ich mich selbst als Marians Ehemann. Oder ich sehe sie als unabhängige Frau, die mit mir lebt und die Mutter meines Sohnes ist. Aber als Marian und ich zusammengekommen sind, ist sie in mein Schlafzimmer gezogen – und in mein Bett. Es vergeht also keine Nacht, in der ich nicht sage ›Mein‹.«
Daemon drehte sich um, um ihn anzusehen. Lucivar wusste nicht, was im Kopf oder im Herzen seines Bruders vorging, aber er wusste, dass alles, was er jetzt und hier sagen würde, von Bedeutung war. Von schwerwiegender Bedeutung. Also nahm er sich einen Moment Zeit und wählte seine Worte mit Bedacht.
»Marian kommt jede Nacht in mein Bett, aber in manchen Nächten fühlt es sich anders an als sonst. Manchmal bin ich schon vor ihr im Bett, sehe zu, wie sie ins Bett kommt, und dann spüre ich etwas … anderes. Ich kann es nicht beschreiben, Daemon. Ich fühle mich dann einfach anders. Irgendwie … gefährlicher. Es ist nicht wie die
Brunst. Wenn das passiert, bin ich immer noch da. Mein Gehirn funktioniert noch. Aber in mir verändert sich etwas und ich sehe sie nicht mehr so
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