Die schwarzen Juwelen 08 - Blutsherrschaft
Kermilla freie Hand, und es gäbe keine etablierte Königin mit Hof, die ihren Aufstieg verhindern könnte. Jeder Mann, der sich nicht wahrhaft zu Kermilla hingezogen fühlt, wird zweimal darüber nachdenken, einen Dienstvertrag an ihrem Hof zu unterzeichnen, wenn er erkennt, dass das bedeutet, sich gegen die herrschende Königin und ihren Hof zu stellen.«
»Ich glaube, diejenigen von uns, die als Verbindungsmänner für die südlichen Provinzen eingesetzt worden sind, sollten morgen aufbrechen und die Treffen vereinbaren«, sagte Haele. »Eine offizielle Einladung, sich mit dem neuen Ersten Begleiter und dem Stellvertreter des Hauptmanns der Wache zu treffen. Es wäre auch gut, wenn wir ihnen sagen könnten, die Königinnen wären zu einer Audienz bei Cassidy willkommen.«
»Sie sind immer willkommen«, sagte Cassidy und sah ihre Männer an. Die Angelegenheit würde vielleicht nicht im Krieg enden, aber trotzdem bereiteten sie sich auf eine Art Kampf vor.
»Eines noch«, sagte Powell. »Wie wollen wir das neue Territorium nennen?«
Cassidy sah zu Ranon, der den Blick starr auf die Tischplatte gerichtet hielt.« »Ranon?«, sagte sie sanft.
Er gehorchte dem Klang ihrer Stimme und sah sie an.
Hoffnung. Die Erfüllung eines Traumes. Doch zum ersten Mal, seit sie ihn kannte, hielt er sich mit aller Kraft zurück.
»Du und dein Volk, ihr träumt seit langer Zeit davon, wieder ein eigenes Land zu besitzen«, sagte sie. »In einem Land namens Shalador zu leben.«
Ranon sah sich am Tisch um. Cassidys Herz zog sich vor Stolz zusammen, als alle Männer nickten und dem Namen ihren Segen gaben.
Ranons dunkle Augen füllten sich mit Tränen. Er blinzelte sie fort. Dann sagte er: »Diesen Traum haben wir, doch die Shalador werden dies neue Land nicht alleine aufbauen. Der Name sollte alle Völker miteinschließen, die dieses Land ihre Heimat nennen.« Er holte tief Luft und stieß sie langsam wieder aus. »Shalador Nehele. Ich würde unser neues Land gerne Shalador Nehele nennen.«
Cassidy schluckte, um den Kloß in ihrer Kehle loszuwerden. »Das ist ein wunderbarer Name.«
»Dann ist es abgemacht«, sagte Talon und sah sie an.
»Abgemacht«, stimmte sie zu.
Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, als jemand an
die Tür klopfte. Dryden und der Lakai traten ein, in den Händen ein Tablett voller Gläser und Sektflaschen.
Als sie die Anzahl der Flaschen erblickten, wechselten Talon und Powell einen Blick. Offensichtlich hatten sie in Vorausnahme einer Einigung beide bei Dryden eine Bestellung aufgegeben.
Flaschen wurden geöffnet und Sekt ausgeschenkt.
Die Männer und Shira hoben die Gläser.
»Auf Lady Cassidy und das Territorium Shalador Nehele«, sagte Talon. Um sie herum erhoben sich ihre Stimmen: »Auf Lady Cassidy.«
Kapitel achtunddreißig
TERREILLE
A m nächsten Morgen machte sich der Hof an die Arbeit. Sie waren schnell, und sie waren leise.
Als Cassidy, Shira und Reyhana ihr Frühstück beendeten, saßen Ranon und Gray bereits mit den Ältesten und den Traditionshütern zusammen, um ihnen die Entscheidung des Hofes, ein neues Territorium zu gründen, zu erklären. Als Cassidy und Reyhana sich am Schreibtisch im Königlichen Arbeitszimmer niederließen, um wieder einmal all die Anfragen und Einladungen zu sichten, trafen sich die Verbindungsmänner der fünf südlichen Provinzen mit den Kriegerprinzen dieser Gebiete, um das offizielle Treffen mit Ranon und Jared Blaed zu vereinbaren.
Als der Bote am Anwesen der Grayhavens eintraf und den Brief von Lady Cassidy an Prinz Theran Grayhaven auslieferte, wusste jeder Kriegerprinz südlich des Herzblutflusses, dass etwas vor sich ging – und sie begannen, ihre Messer zu schärfen.
Nach einem Morgen voll unsinniger Besprechungen und einem Mittagsmahl, das seinem übersäuerten Magen noch immer zu schaffen machte, kehrte Theran erschöpft zum Herrenhaus zurück. Julien erwartete ihn bereits. Der Ausdruck in den Augen des Butlers ließ ihn frösteln – er stand für einen weiteren Zusammenstoß zwischen Butler und Königin.
»Prinz Grayhaven.«
»Julien?«
Julien rief einen Brief herbei und hielt ihn ihm entgegen. »Nachdem du aufgebrochen bist, hat Lady Kermilla dein Arbeitszimmer aufgesucht und die Post geöffnet. Die gesamte Post.«
»Warum im Namen der Hölle sollte sie das tun?« Er hatte es ausgesprochen, bevor er darüber nachdenken konnte.
»Das entzieht sich meiner Kenntnis.« Sein Ton besagte, der Butler wusste recht genau, warum eine
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