Die schwarzen Juwelen 08 - Blutsherrschaft
habe nicht nach Cassidys Pfeife getanzt, nein, aber das bedeutet nicht, dass ich nicht zum Wohle Dena Neheles gearbeitet habe.«
»Das ist eine Frage der Auslegung.«
Über die Maßen verletzt ließ Theran das Dokument verschwinden und trat einen Schritt zurück. Gray hatte seine Wahl getroffen, und die Dunkelheit mochte Erbarmen mit ihm haben.
»Ist deine Position am Hof bereits offiziell?«, fragte Theran.
Gray nickte. »Ich habe den Vertrag heute Morgen unterzeichnet. «
Mutter der Nacht.
»Nun gut. Ich denke, dann kann ich wohl – «
»Du stehst noch immer an diesem Hof unter Vertrag«, sagte Gray. »Du bist noch immer Mitglied des Ersten Kreises. «
»Unter den gegebenen Umständen halte ich es für das Beste, zu kündigen.«
»Du regierst die Stadt Grayhaven im Namen der Königin. Wenn du vom Hof entlassen werden möchtest und Cassidy deiner Bitte nachkommt, verlierst du nicht nur deine Stellung am Hof, du verlierst auch die Stadt und den dazugehörigen Zehnt.«
Theran fühlte, wie ihm das Blut aus dem Kopf wich. Der einzige Grund, aus dem Kermilla sich irgendwo in Dena Nehele aufhalten durfte, war der, dass er über Grayhaven herrschte. Wenn er die Stadt verlor, konnte man sie verbannen – oder töten. Das durfte er nicht riskieren. Nicht wenn Cassidys Vertrag in wenigen Monaten ohnehin auslief und ihn von diesen Ketten befreite.
»Du wirst langsam ein echter Bastard, Gray.«
Sein Cousin lächelte. Und Theran sah den Mann, der sich in Gesellschaft von Daemon Sadi und Lucivar Yaslana wohlfühlte – und in der des Höllenfürsten. Sadi hätte das hier nicht besser ausspielen können.
»Ich sollte dich wohl von nun an Jared Blaed nennen«, sagte Theran.
»Das solltest du wohl.«
Als er die Herberge verließ, waren die Scelties verschwunden. Ebenso Archerr und Shaddo. Doch Talon stand am Rande der Straße und wartete auf ihn.
»Ich begleite dich zurück zum Landenetz«, sagte Talon.
»Das ist nicht nötig.«
»Doch, das ist es.«
Sie hatten bereits den halben Weg zurückgelegt, als Theran zu sprechen begann. »Wie konnte es nur so weit kommen ?«
» Alle wollen dasselbe. Sie sehen nur nicht immer dieselbe Antwort«, erwiderte Talon.
»Ich mache mir Sorgen darüber, was jetzt mit Gray geschieht. «
»Jared Blaed kann für sich selbst sorgen.«
»Warum musste er das jetzt tun?«
»Er hört auf sein Herz. Tust du das nicht auch?«
»Das ist nicht dasselbe.«
»Das glauben alle.«
Sie sprachen nicht mehr, bis sie das Landenetz erreichten.
»Pass auf dich auf, Junge«, sagte Talon.
»Talon …« Was konnte er sagen, um die Menschen, die ihm
etwas bedeuteten, vor Schaden zu bewahren? »Cassidy wird nicht mehr lange herrschen.«
Ein langer Moment der Stille. Dann antwortete Talon leise : »Das ist wahr. Cassidy wird nicht mehr lange über Dena Nehele herrschen.«
Kapitel neununddreißig
TERREILLE
S ie sieht müde aus, dachte Ranon, während er beobachtete, wie Cassidy das Besprechungszimmer betrat und sich zwischen Gray und ihm niederließ. Sie waren natürlich alle müde, aber die vergangene Woche schien ihre Königin nicht nur Energie, sondern auch ihre positive Einstellung gekostet zu haben.
Eine Woche voller Besprechungen, eine Woche voller Worte – eine Woche, während der er starke Männer beobachtet hatte, die mit einer Angst kämpften, die aus Hoffnung geboren war.
Gray hatte Rückgrat und sein Talent zum Anführer bewiesen. Die anderen Kriegerprinzen hatten es ebenfalls gesehen, und Ranon fragte sich, wie stark es die Meinungen beeinflussen würde.
Der Rest des Ersten Kreises kam nach und nach in den Raum. Trotz der frühen Stunde wirkten sie wach und aufmerksam. Cassie hatte dieses Treffen im Morgengrauen angesetzt, sodass Talon bei ihnen sein und Powells Bericht zusammen mit den übrigen Mitgliedern des Ersten Kreises anhören konnte.
Talon nahm gegenüber von Gray Platz, dann nickte er Powell zu.
Der Haushofmeister wirkte blass, aber freudig erregt, als er fünf Briefe auf den großen Tisch legte.
»Die fünf südlichen Provinzen haben zugestimmt, den Shalador-Reservaten beizutreten, um ein neues Territorium zu gründen«, sagte Powell. » Alle Bezirksköniginnen sowie die Kriegerprinzen, die im Namen unserer Königin herrschen, unterstützen die Entscheidung des Hofes, sich von
Dena Nehele zu lösen und unter der Königin, der zu dienen wir uns entschlossen haben, eine Gesellschaft nach unseren Vorstellungen aufzubauen.«
Die Männer am Tisch seufzten alle
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