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Die schwarzen Raender der Glut

Die schwarzen Raender der Glut

Titel: Die schwarzen Raender der Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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rechten ist der Totschläger aufgezogen, ein Lichtschimmer muss ihn gestreift haben, Berndorf ist es, als könne er in dem Halbdunkel jede Bewegung erkennen, jeden Schatten . . . merkwürdig, fast fleckig das Gesicht des Mannes, der ihn plötzlich anspringt, doch Berndorf duckt sich zur Seite und lässt den Mann ins Leere laufen und gibt ihm noch einen gezielten Stoß mit auf den Weg, sodass er längelang auf dem Pflaster aufschlägt . . .

    Im nächsten Augenblick kniet Berndorf auf ihm und reißt ihm den rechten Arm nach hinten und hoch.
    In den Häusern links und rechts der Gasse öffnen sich Fenster, ein Hund bellt keifend, in dem Laden von Umsonst & Überall gehen die Lichter an, auf dem Pflaster wälzen sich Micha Steffens und einer der Kurzgeschorenen, ein zweiter steht hilflos daneben und versucht nach Steffens zu treten, die Oberstudienrätin Birgit Höge sagt mit schneidender Stimme ins Handy, wie oft sie es noch sagen soll, dass es ein Überfall von Skinheads sei, ein Überfall auf einen einzelnen Passanten . . .
    Der zweite Mann aus dem BMW hat kehrtgemacht und will seinem Kumpel zu Hilfe kommen, dem, der auf dem Pflaster liegt. »Bleiben Sie weg«, befiehlt Berndorf, »oder der da ist ein Krüppel.«
    Türen öffnen sich, Birgit gibt zum dritten oder vierten Mal den Namen der Straße durch, der zweite Mann läuft weiter auf Berndorf zu, irgendetwas reißt und macht dabei ein hässlich krachendes Geräusch, der Mann auf dem Pflaster brüllt auf und hört nicht auf zu brüllen, eine Frau läuft schreiend aus dem Anzeigenladen und schwingt etwas, das nach einer Bratpfanne aussieht, aus dem Haus links schießt der Hund mit der sich überschlagenden Kläffe, er ist schwarz-weiß gefleckt und umkreist schnappend den Kerl, der noch immer nach Steffens zu treten versucht, die Frau beginnt, mit der Bratpfanne nach allem zu schlagen, was sich auf der Gasse bewegt, Birgit verlangt nach dem Notarzt, der Mann, der nach Berndorf treten wollte, überlegt es sich anders und läuft die Gasse abwärts, wo die eine Glatze der anderen aufhilft, während die Frau mit der Bratpfanne weiter zuschlägt, plötzlich rennen die Skins – verfolgt von dem wutkläffenden schwarz-weiß gefleckten Hund – zu dritt davon und lassen sich nicht aufhalten und verschwinden in der Dunkelheit, bis es auch dem schwarz-weiß Gefleckten zu dumm wird und er hechelnd zurückkehrt . . . »Das war das letzte Mal, du Scheißkerl«, sagt die Frau mit der Bratpfanne und beugt sich über Micha Steffens, der noch immer auf dem Pflaster liegt.

    »Is ja gut«, sagt Steffens und hält sich die Hand vor die Augen, und die Hand ist voll Blut, denn er hat eine mächtige Platzwunde abbekommen beim Bodenkampf auf dem Leimbacher Pflaster, »issa gut . . .«
    Der Mann, von dessen Schulter das hässlich krachende Geräusch gekommen war, hat sich hochgewälzt und kniet, er will mit der linken Hand nach der verletzten Schulter greifen, lässt es dann aber doch besser bleiben. Berndorf steht daneben und greift ihm in die Brusttasche seiner Lederweste. Der Mann will die zudringliche Hand abwehren. »Ruhig bleiben«, sagt Berndorf und packt den linken Arm am Handgelenk, »oder gleich musst du wieder schreien.« Auf dem Unterarm des Mannes erkennt Berndorf eine Tätowierung, »VolksZorn« entziffert er im trüben Licht der Straßenlaterne. Dann holt er mit der freien Hand die Brieftasche des Mannes heraus und lässt ihn los und geht zu der Laterne.
    »Habrecht, Kai«, sagt er schließlich, als er sich den Ausweis des Mannes ansieht, »nach dem Ding zu schließen, das Sie im Gesicht haben, sind Sie’s wirklich ...« Zwischen vier oder fünf Hundertmarkscheinen findet Berndorf einen Zettel und steckt ihn ein. Birgit ist neben ihn getreten und schaut zu Habrecht hinüber, der schwankend aufzustehen versucht. »Was ist mit ihm? Er atmet so komisch . . .«
    »Sein Arm ist ein bisschen kaputt«, sagt Berndorf.
    In der Ferne beginnt ein Martinshorn zu jaulen. Berndorf geht zu Steffens. »Tun Sie doch was«, sagt die Frau mit der Bratpfanne, »der kippt mir weg, da ist doch überall Blut, das darf doch nicht sein, der versaut sich das ganze Hemd . . .«
    Berndorf bückt sich und legt Steffens behutsam auf die Seite und sagt der Frau, sie soll ihm ihre Strickjacke geben.
    »Wassnlos«, sagt Steffens, als ihm Berndorf die Jacke unter den Kopf schiebt.
    »Stirbt er?«, fragt Birgit.
    »Sind Sie verrückt?«, fragt die Frau zurück, die jetzt in ihrem dünnen Nachthemd in der

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