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Die schwarzen Raender der Glut

Die schwarzen Raender der Glut

Titel: Die schwarzen Raender der Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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Arm in Arm bummeln, dann können Sie doch ganz unverdächtig re-kognos-zieren, oder wie das in Ihrer Sprache heißt? Hab ich doch schön rausgebracht.«
    Das Paar erreicht die kopfsteinpflastrige Gasse. Sie verläuft abschüssig und in einer leichten Linkskurve, an deren Ende der Laden von Umsonst & Überall im Gefunzel einer Straßenlaterne zu erkennen ist. Halb in einer Einfahrt, im Dunkel, steht ein Wagen. Wieder ist es ein BMW. Nur ist es diesmal ein fast neues Fahrzeug, und es hat auch kein Kennzeichen mit den Ziffern 88, sondern ein unauffälliges aus Stuttgart.
    Berndorf bleibt stehen und zieht Birgit zu sich her. »Sind Sie ganz sicher, dass ich das so gemeint habe?«, fragt sie in die Dunkelheit.

    Sie sind auf der Höhe eines Hauses, zu dem ein überdachter Treppenaufgang führt. Die Fenster des Hauses sind unbeleuchtet. Berndorf schiebt seine Begleiterin hinter den Aufgang. »Bleiben Sie ganz still«, flüstert er, »bitte!«
    »Wie Sie befehlen«, flüstert Birgit zurück. Unvermittelt wendet sie sich ihm zu und presst ihren Körper gegen den seinen. Berndorf spürt ihre Brüste und ihre Hüften. In der Gasse ist es still, nur aus zwei oder drei Häusern flimmert das blaue Licht der Fernseher.
    Allmählich gewöhnen sich Berndorfs Augen an die Dunkelheit. Auf dem Beifahrersitz des BMW kann er einen Mann erkennen, der – wie er selbst – die Gasse abwärts blickt.
    Mit dem Fahrer sind es also mindestens zwei, denkt er. Dazu werden noch die in dem anderen Wagen kommen. Dann überlegt er, wie viel Uhr es sein mag. Er könnte auf seinem Handy nachsehen, aber dazu müsste er sich erst aus der Umklammerung der Oberstudienrätin lösen . . . Im Autoradio des Taxifahrers hatten sie die 20-Uhr-Nachrichten gehört, irgendetwas über den bevorstehenden deutsch-französischen Regierungsgipfel in Straßburg, dann hatten sie bei Steffens geklingelt, waren schließlich zu dem Italiener gegangen, hatten zu Abend gegessen – alles in allem musste es inzwischen zehn Uhr vorbei sein, spät genug für Steffens, seinen Rausch heimzutragen, wenn er am nächsten Morgen wieder vor dem Bildschirm sitzen wollte . . . An seiner Brust schnieft die Oberstudienrätin. »Ich glaube, das wird mir langweilig.« Endlich, denkt Berndorf und will ihr sagen, sie soll einen Kaffee trinken gehen.
    In diesem Augenblick erscheint, schemenhaft, am unteren Ende der Gasse ein Mensch, mitten auf der Gasse, und pfeift. Berndorf braucht eine Weile, bis er die Melodie erkennt, und dann wundert er sich, dass er so lange gebraucht hat, denn es ist die Internationale. Der Mensch geht langsam, und er hat die Hände in den Hosentaschen. Berndorf hat sich von Birgit gelöst. Er gibt ihr das Handy. »Gleich geht es los«, flüstert er, »drücken Sie nur auf die Telefontaste, die Nummer des Notrufs ist schon eingegeben . . .«

    Der Mann am Ende der Gasse nähert sich dem Laden von Umsonst & Überall, die Internationale bricht ab, das nächtliche Wunschkonzert wechselt über zu einem Liedvortrag:
    Und über unseren Schützengräben /
    breitet Spanien seine Sterne aus,
    dargeboten in einem etwas verwaschenen Bariton. Jetzt, denkt Berndorf und löst sich von Birgit. »Steffens! Vorsicht«, ruft er durch die Nacht. Aus der Dunkelheit zu beiden Seiten der Gasse lösen sich zwei Schatten. Der Bariton bricht ab, der Mann beginnt zu rennen, halb stolpernd, als habe er Mühe, die Hände aus den Hosentaschen zu bekommen, er rennt im Zickzack, die beiden Schatten hinter ihm her.
    »Rufen Sie an«, sagt Berndorf, »lassen Sie sich nicht abwimmeln!« Holprig, schwerfällig, fast ungelenk läuft er los, noch immer spürt er sein linkes Bein. Vor ihm öffnen sich die Türen des BMW, zwei Männer springen heraus, einer läuft dem Betrunkenen entgegen, der andere wendet sich Berndorf zu: »Hau ab, Alter, verpiss dich!« Einer der Schatten hat Steffens eingeholt und will ihn zu Boden reißen, aber der – überraschend flink – dreht sich um und umklammert den Angreifer, bis beide zu Boden stürzen.
    »Halt«, brüllt Berndorf und läuft weiter mit erhobener Hand auf den Mann aus dem BMW zu: »Polizei!« Vom Treppenaufgang her hört er, wie Birgit über das Handy mit klarer, deutlicher fester Stimme den Namen der Straße durchgibt, »es ist ein Überfall, vier Skinheads . . .« Verflucht, denkt Berndorf, sie hätte sagen sollen, dass es Türken sind.
    Der Mann aus dem BMW kommt auf ihn zu, die linke Hand ausgestreckt, als ob er den Gegner abtasten wolle, auf der

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