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Die Schwarzen Roben

Die Schwarzen Roben

Titel: Die Schwarzen Roben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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seiner Hand fühlte sich an wie die Verlängerung seines Körpers, als der Obajan umschlungen von Mädchen und Laken den Mund öffnete und auf dem Höhepunkt der Erlösung aufschrie.
    Dieser Augenblick war der einzige, in dem der Herrscher über die Hamoi Tong mehr als einen Handgriff entfernt von seinen Waffen und Wachen war, nackt und ganz und gar dem körperlichen Akt hingegeben.
    Der Supai stieß sich ab und krachte in einer Fontäne aus Gipsstücken, Splittern und Staub durch die Decke. An die Dunkelheit gewöhnt, erkannte er im Lampenlicht deutlich die hügeligen Formen der Gestalten auf der Schlafmatte. Er entschied sich für die größte und winkelte sein Messer entsprechend ab.
    Dann prallte er auf die schwitzenden Körper und trieb den kostbaren Stahl in menschliches Fleisch. Arakasi spürte, wie die Klinge von Sehnen und Knochen abgelenkt wurde. Er hatte den tödlichen Stoß verfehlt.
    Der Obajan hatte einen gewaltigen Körper, aber kein Gramm Fett. Das Stöhnen vor Vergnügen wandelte sich jetzt zu einem Schmerzensschrei. Doch Arakasi flog von seiner Beute wie ein Fisch von einem Fischerboot. Seine Ferse verhakte sich am Bein einer der Frauen, und er stürzte. Der Obajan war nicht nur stark, er war auch schnell. Seine Hand schoß zu den Waffen neben dem Bett. Drei Pfeile krachten in die Seidenlaken, noch während sich Arakasi zur Seite rollte. Ein Mädchen schrie gellend auf.
    Die Öllampe erlosch. Der Vielle-Spieler glitt zu Boden, und die Sängerin heulte hysterisch. Dumpfe Schritte ertönten jetzt im Gang, während Arakasi sich von den Laken befreite und ein Mädchen abschüttelte, das ihre Nägel in seine Schulter grub. Ein zweites Messer glitt in seine Hand, als besäße es ein eigenes Leben, um seinem Wunsch entgegenzukommen. Mit einem Zucken seines Handgelenks rammte sich die Klinge in den Nacken des Obajan.
    Der Herrscher der Hamoi Tong brüllte wutentbrannt auf. Doch die Klinge hatte die Arterie getroffen, und Blut schoß in einer Fontäne empor. Er versuchte, den Schwall mit der Hand aufzuhalten und hätte sich beinahe den Daumen an der scharfen Kante abgetrennt, die noch herausragte. Vor dem blassen Umriß der Tür sah Arakasi die Schultern des Mannes erzittern, während das Leben aus ihm herausfloß. Die Haarlocke fiel über seinen Rücken, während er auf die Knie sank, die Brust blutüberströmt.
    Arakasi wirbelte herum, schleuderte die Mädchen und Laken in die Dunkelheit. Er warf ein Kissen hinter sich, auf das Geräusch ihn verfolgender Schritte zu. Jemand stolperte und stürzte mit lautem Aufprall auf die Bodenfliesen. Vier weitere Wachen hielten fälschlicherweise diesen Mann für den Attentäter und drückten den Unglücklichen zu Boden. Seine Protestschreie verbargen Arakasis Bewegungen, als er, mit der Hand an der Mauer, zum anderen Ende des Raums hastete.
    Die Sterne erhellten das Zimmer gerade genug, daß er sehen konnte. Arakasi zog ein weiteres Messer aus seiner Gürtelschlaufe, bemüht, daß es nicht zufällig unter einem Lichtstrahl aufblitzte und seine Position verriet. Er schleuderte die Klinge einem der Wächter in den Bauch, und der Mann heulte auf. Sein Schreien lenkte die anderen ab, und Arakasi hatte Zeit, weitere Messer zu ziehen und die vier Wachen auszuschalten, die von draußen hereinstürmten. Sie starben einer nach dem anderen zwischen den Schreien der Frauen und des verwundeten Wächters auf dem Boden. Der Obajan lag reglos auf dem Bett.
    Arakasi schlüpfte durch den Laden und schlich um den Türsturz herum, außer Sichtweite. Er wagte nicht nachzusehen, ob eines der Mädchen ihn hatte gehen sehen, ob sie ihn verrieten. Mit einem kraftvollen Sprung, der nur einem gewaltigen Adrenalinstoß zu verdanken war, hechtete er in die Höhe und krallte sich am Eckbalken des Daches fest. Er hievte sich hoch und kroch in den Schatten unter dem Dachvorsprung, die letzte Klinge zwischen den Zähnen.
    Er hatte sich gerade in sein Versteck zurückgezogen, als Schritte vom Flur in den Raum donnerten.
    »Nach draußen!« schrie einer der Hamoi Tong. »Der Mörder ist in den Garten geflohen!«
    Verzweifelt griff Arakasi nach einer Schindel an der Dachrinne. Mit einem Hieb von unten löste er das Stück und warf es in ein Blumenbeet. Ein scharfäugiger Wächter schoß sofort durch die Tür und geradewegs in die Büsche, die er mit seinem Schwert gründlich zerhackte. Arakasi hätte mit seinen Fingerspitzen den Kopf des Mannes berühren können, als dieser unter ihm

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