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Die Schwarzen Roben

Die Schwarzen Roben

Titel: Die Schwarzen Roben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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zerschlitzte die Sehnen seiner Hände, noch während der Tong sein Schwert ziehen wollte. Der Supai spürte keinen Schmerz, als er seine zerbissenen, blutenden Finger gegen die Luftröhre der Wache preßte und ihn mit einem heftigen Schlag gegen das Holz rammte.
    Jemand rief etwas wegen dem Lärm.
    Aus Mangel an Zeit drückte Arakasi den Mann durch das Holz hindurch. Der Wachposten wehrte sich, die Augen voller Entsetzen weit aufgerissen. Als er nach hinten in den Tresorraum stolperte, tastete er mit der noch beweglichen Hand verzweifelt an der Wand entlang.
    Dann sackte er zusammen. Ein Stolperdraht hatte seine Achillessehnen berührt, und Pfeile waren von den Wänden abgeschossen worden. Als er zu Boden fiel, senkte sich dieser mit einem knirschenden Geräusch, und spitze Pflöcke aus geharztem Holz ragten durch vorgesehene Öffnungen in den Fliesen hervor und spießten seine zuckenden Überreste auf.
    Arakasi kümmerte sich nicht um den qualvollen Todeskampf seines Opfers. Die letzte Tat des Mannes hatte ihm einen Hinweis gegeben, und er untersuchte die Wand, wo er eine Nische zwischen den Wandgemälden fand. Er erkannte die Lücke als das, was sie war: eine Öffnung für einen Riegel, der die mechanische Falle unwirksam machen würde. Er rammte sein Messer in die Spalte und eilte weiter.
    Eine Gänsehaut lief ihm über den Rücken. Er hörte eilige Schritte im Gang, die näher kamen. Vor ihm stand, nur von einer einzigen Lampe beleuchtet, ein tischähnliches Gerüst mit einem schweren Buch obendrauf. Er sprang über die Leiche, seine Gedanken rasten.
    Wenn es an der Tür eine Falle gab, mußte es am Tisch ebenso sein. Wenn ein Dieb die Verteidigungsmaßnahmen bis hierher überlebt hatte, mußte er sehr talentiert sein und ein Meister raffinierter Vorrichtungen. Deshalb wählte Arakasi die unvorhersehbare Taktik: Er würde es mit Gewalt versuchen.
    Arakasi spürte den metallenen Geschmack von Panik. Er griff nach der schweren Keramiklampe und schlug sie gegen die Einlegearbeit am Boden des Tisches. Er schaute auf, um das Labyrinth aus raffinierten Fäden und Hebeln auszuschalten, das eine Falle auslöste, sobald er das Buch hochheben würde. Er fand etwas anderes.
    Eine fest zusammengerollte Pergamentrolle lag unter dem Mechanismus. Er zog sie heraus und warf einen Blick darauf. Chiffren waren zu sehen und rote Schleifen mit der Blume der Hamoi Tong, um es zusammenzubinden. Das Buch auf dem Tisch war nur eine Attrappe, als Ablenkung so offen präsentiert. In der Hand jedoch hielt er die wirklichen Berichte der Tong.
    Die Alarmrufe kamen näher. Arakasi schob rasch die Rolle in sein Gewand und eilte aus der Tür. Er riß das Messer aus dem Loch und rannte davon, fort von den Stimmen, die um die Ecke hinter ihm zusammenströmten.
    Er hastete blindlings weiter; sein Erfolg hatte ihn in neue Furcht versetzt. So weit er geplant hatte, so sorgfältig er auch für seinen Schutz gesorgt hatte – niemals war er davon ausgegangen, den Tod des Obajan zu überleben. Jetzt hatte sich der Preis verdoppelt, denn ohne die Aufzeichnungen konnte der Tiranjan seine Führungsposition nicht einnehmen. Verträge würden unerfüllt bleiben, und die Hamoi-Attentäter würden ihre Ehre verlieren. Tatsächlich hielt Arakasi den Natami der mörderischen Bruderschaft in seinen Händen. Ohne ihn würden die Tong jede Glaubwürdigkeit verlieren und sich schließlich wie Rauch in nichts auflösen.
    Laute Rufe erschollen in dem Gang, den Arakasi gerade erst verlassen hatte. Sie hatten die zerbrochene Tür entdeckt, und Schreie folgten, als Wächter hineinströmten und in die Fallen stürzten, die er mit dem Dolch wieder aktiviert hatte. Die Überlebenden nahmen sofort die Verfolgung auf, verteilten sich überall im Haus. Arakasi gelang es gerade noch, einem von ihnen knapp durch das Fenster zu entkommen.
    Ein Stich in der Schulter zeigte ihm, daß er von einem Pfeil getroffen war. Er war sicherlich vergiftet, doch es blieb ihm nichts anderes übrig, als es zu ignorieren. Das Gegenmittel, das er für den Fall, getroffen zu werden, mitgebracht hatte, lag zusammen mit den übrigen Sachen jenseits der Grenze. Er hetzte durch den Garten, sprang in einen Baum und warf sich über die erste Mauer. Er hielt einen Augenblick inne und hörte Pfeile durch die Zweige über seinem Kopf zischen.
    Er suchte verzweifelt nach einer Möglichkeit zu entkommen. Eine in Panik geratene Gruppe von Bediensteten stürmte vorbei. Sie wollten von dem Anwesen fliehen und

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