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Die Schwarzen Roben

Die Schwarzen Roben

Titel: Die Schwarzen Roben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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suchten dicht an der Mauer entlang nach einem Ausweg in die Freiheit.
    Arakasi schlich sich in ihre Mitte und brachte eine Frau zum Schreien; ein Mann warf sich vor ihm auf die Knie und flehte um Gnade. Sie hatten den Supai wegen seiner schwarzen Kleidung für einen Hamoi Tong gehalten, begriff er mit beinahe hysterischer Schadenfreude. Er holte tief Luft, dann schrie er: »Die Diener haben den Obajan ermordet! Tötet sie alle!« Sein wilder Schrei zerstreute die Dienstboten in alle Richtungen, und er raste wie sie auf die äußere Mauer zu. Sollten die Tong in dieser Verwirrung ruhig seine Spur aufnehmen, dachte er, als er sich beim Sprung über die Mauer die Handflächen aufschürfte.
    Körperlich und mental am Rande der Erschöpfung, bahnte er sich den Weg zu dem Versteck, das er sich ausgesucht hatte für die unwahrscheinliche Möglichkeit, seinen Auftrag zu überleben. Dort waren das Gegengift und einige Drogen verborgen, die ihn weiter wach und aufmerksam halten würden, bis er in Sicherheit oder tot war. Er würde einen fürchterlichen Preis für die Benutzung zahlen und Wochen zur Genesung benötigen, doch das Überleben war es wert. Er nahm schnell eine bestimmte Dosis und riß sich die blutige Kleidung vom Leib. Er versteckte sie unter einem großen Stein. Aus einer anderen Phiole schüttete er eine scharfe Flüssigkeit, die seine Augen zum Tränen brachte. Es war die Essenz einer Slu-Leeth, eines großen Schwamm-Wesens, das andere Tiere mieden. Kein Hund würde einer solchen Fährte folgen. Als er sich das stinkende Gebräu auf die Haut rieb, erinnerte ihn der Stich in der Schulter daran, daß noch ein Pfeil in seinem Fleisch steckte. Er zog den mit Widerhaken versehenen Schaft heraus und schlüpfte in ein frisches Hemd. Für die zerbissenen Knöchel konnte er nichts tun, und er fluchte angesichts der Gewißheit, mit der die Hand anschwellen und sich entzünden würde.
    Er konnte nichts tun, als auf die Wirkung des Gegengifts zu vertrauen, das er geschluckt hatte. Er hatte versucht abzuschätzen, welches er benötigen würde, ein Wissen, das er sich angeeignet hatte, als er die Regale Korbarghs durchstöberte.
    Arakasi begann durch die Nacht zu laufen, und seine sandalenbeschuhten Füße huschten über den Pfad. Während er durch das taufeuchte Gras lief, kamen Erinnerungen an Korbarghs Ende und den Tod einer anderen Person hoch, und er bemerkte die Veränderungen in sich. Niemals wieder würde er solche Maßnahmen gegen einen Mann ergreifen können, nicht für Mara, nicht aus Pflicht, nicht für die Ehre. Nicht, seit er eine sterbende Kurtisane in den Armen gehalten und sie für einen Augenblick mit einem anderen Mädchen verwechselt hatte. Wenn Korbarghs Gegenmittel und das Gift in seinem Körper nicht zusammenpaßten … Arakasi war fatalistisch – bis eine andere Erinnerung in seine Gedanken trat: das wahnsinnige Mädchen im Zimmer des Obajan. Ihr tränenreicher hysterischer Ausbruch spulte sich jetzt vor seinem geistigen Auge noch einmal ab, und ihr Gemurmel bekam nun eine furchterregende Klarheit. Sie hatte gesagt: »Er kennt Kamini!«
    Kamini war nur die eine Hälfte der Zwillinge; die eine gehörte einem impotenten alten Mann, die andere lag tot neben dem Obajan. Arakasi begann zu rennen, schon jetzt atemlos und voller Schmerzen. Zum ersten Mal in seinem Leben betete er inbrünstig zu den Göttern Kelewans, flehte Sibi an, ihn nicht in die Hallen ihres Bruders Turakamus zu holen. Er benötigte Glück oder ein Wunder, am besten beides. Seine Unaufmerksamkeit im Schlafzimmer des Obajan war ein Fehler gewesen, der Kamlio den Tod bringen würde. Er hatte das wahnsinnige Mädchen leben lassen, immer noch murmelnd, und ein Attentäter wurde gesucht. Die Hamoi Tong würden nicht jeden Spalt in der Dunkelheit durchsuchen können. Doch bei Tageslicht, wenn der Tiranjan die folgenden Aktivitäten leiten mußte, würde eine systematischere Suche beginnen. Die Kurtisane würde befragt werden.
    Eine zweite Erkenntnis brach sich Bahn: Wegen Kamlio konnte er zum Reden gebracht werden, sollte er gefaßt werden. Er würgte seine Qual hinunter. Die einzige Möglichkeit, den von ihm geliebten Zwilling zu schützen, war mit Maras Hilfe; und die einzige Weise, die Lady zu schützen, war durch Kamlio, die wußte, daß er für eine mächtige Mistress mit großem Reichtum gearbeitet hatte. Es gab wenige solcher Herrscherinnen im Kaiserreich. Die Tong würden ihre Angriffe auf Mara verdoppeln.
    Wenn die Tong bisher aus

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