Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schwere des Lichts: Roman (German Edition)

Die Schwere des Lichts: Roman (German Edition)

Titel: Die Schwere des Lichts: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patti Callahan Henry
Vom Netzwerk:
er nicht mit mir, aber ich erkannte ihn sofort. »Ashley, du kommst zu spät zum Schwimmtraining. Dein Vater wird erst dir den Kopf abreißen und dann mir.«
    Dann Drews Stimme. »Ashley, komm jetzt.«
    Ich stand da mit diesem Lächeln, diesem albernen, offenherzigen Lächeln im Gesicht, ungeschminkt, in abgetragenen Shorts und einer ausgeleierten Leinenbluse. Sie sahen mich erst, als sie sich zur Tür wandten, Drews Tochter im Schlepptau – die bezaubernd
    Hutchs Lächeln war echt und offen, so war es immer gewesen. Er hielt inne und lachte. »Oh, hallo, Ellie. Ich wollte dich gerade anrufen.«
    Als er meinen Namen sagte, schlug mein Herz das kleine bisschen höher, genau wie früher. Manchmal kann eine Stimme den Herzschlag verändern.
    »Hi, Hutch.« Ich zog an meiner Bluse, als würde das den großen Fleck von Pappys Tomaten mitten auf dem Bauch verschwinden lassen. »Ich treffe dich immer in meinen besten Momenten.«
    »Du siehst blendend aus. Was anderes geht auch gar nicht.«
    Ashley kam herüber, eine Tasche mit dem Schriftzug DOLPHINS über die Schulter geschlungen. »Ihr kennt euch?« Sie sah ihren Vater an, dann Hutch, dann mich.
    »Ja, alte Freunde«, sagte Hutch.
    »Sehr alte Freunde«, sagte Drew.
    »Cool«, sagte sie und wurde zu einem normalen Teenager. »Ich bin spät dran, Dad.«
    Hutch deutete auf die Bücher in meiner Hand. »Recherche?«
    Ich nickte.
    »Hat Birdie was erzählt?«
    »Bisher noch nicht.«
    »Hey«, sagte Drew. »Wir müssen los.«
    Hutch wandte sich mir zu. »Wir sehen uns später, ja?«
    »Ja«, sagte ich.
    Hutch ging mit langen Schritten und geschmeidigen Bewegungen davon. Ich versuchte, mich zu erinnern, warum wir uns getrennt hatten. Wie bei allem war da natürlich Verschiedenes zusammengekommen, hatte eines zum anderen geführt, aber wann hatte das Ende begonnen?
    Nach dreiwöchiger Funkstille hatte ich schließlich getan, was von mir erwartet wurde: Ich rief am Sonntagnachmittag meine Mutter an. Sie war abweisend und kurz angebunden. »Was ist los, Mutter? Geht es dir gut?«
    »Ich mache mir nur solche Sorgen wegen dir und Hutch.«
    »Bei uns ist alles in Ordnung. Warum machst du dir Sorgen?«
    »Mal ehrlich, Ellie, ist dir eigentlich klar, dass du mit einem Typen aus einer Wohnwagensiedlung zusammen bist, der im Gefängnis gesessen hat? Hast du darübereigentlich mal nachgedacht?« Ärger schwang in ihren Worten mit.
    »Ja, das ist mir klar. Ich liebe ihn. Es war eine Jugendstrafe. Und nicht seine Schuld. Ehrlich, Mutter, glaubst du, er konnte sich aussuchen, wo und bei wem er aufwächst?«
    »Meinst du wirklich, er könnte Teil unserer Familie werden?«
    »Hör auf«, sagte ich.
    »Ich habe mehr Lebenserfahrung als du, Ellie. Ich weiß, wozu es führt, jemanden zu lieben, der unpassend ist. Man trifft eine Entscheidung und muss dann damit leben. So ist das. Siehst du denn nicht, wie schrecklich das alles enden könnte?«
    »Nein.« Ich weinte inzwischen, aber riss mich zusammen. »Das ist Wahnsinn. Hör auf! Hutch ist der wunderbarste Mann, der mir jemals begegnet ist. Hör auf, ihn zu etwas zu machen, das er nicht ist.«
    Da tat Mutter etwas, was ich noch nie erlebt hatte: Sie begann zu weinen. Zwischen den Schluchzern kamen die Worte. »Bitte hasse mich nicht, Ellie. Du darfst mich nicht hassen. Ich weiß einfach, wie es sein wird.« Sie fand so gekonnt ihre Fassung wieder, wie ein Stürmer ein Fußballtor: Sieg war alles. »Er ist nicht der Richtige für dich.«
    Eine kleine, gemeine Regung in mir beschwor ein Bild meiner Mutter herauf, die weint, ohne Tränen zu vergießen, ihr Schluchzen nur Tonkulisse. »Ich hasse dich nicht, Mutter. Aber ich liebe Hutch.«
    Tagelang kochte ich vor Wut. Ich rief Dad an und bat ihn, mit Mutter zu reden, ihr klarzumachen, dass sie im Unrecht war und mir weh tat, weil sie mir und meinen Entscheidungen nicht vertraute.
    Dad erklärte mir in seiner ruhigen Art, dass es sinnlos sei, mit Mutter zu reden, und es sie nur noch mehr verärgern würde. Glaub mir, sagte er, vergiss es einfach. Sie kommt schon darüber hinweg.
    Aber das tat sie nicht. Sie rief immer wieder an, bat und beschwor, hinterließ lange Nachrichten über meine Zukunft auf dem Anrufbeantworter, dass ich keine Ahnung hätte, wie eine Entscheidung alles Weitere bestimmen würde. Ich reagierte auf die grausamste Weise, die es gab: indem ich gar nicht reagierte. Ich ignorierte sie und wusste genau, dass sie das in den Wahnsinn treiben würde. Die Wut zwischen uns wuchs sich zu

Weitere Kostenlose Bücher