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Die Schwere des Lichts: Roman (German Edition)

Die Schwere des Lichts: Roman (German Edition)

Titel: Die Schwere des Lichts: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patti Callahan Henry
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lachen.
    »Was ist denn so komisch?« Rustys Stimme schepperte in der Leitung.
    »Rusty.«
    »Ja, Rusty. Dein Ehemann.« Er klang mechanisch.
    »Hi.«
    »Wo bist du?«
    »In Montgomery.«
    »Was um alles in der Welt machst du in Montgomery? Sag mir, dass du auf dem Weg nach Hause bist.«
    »Nein, ich suche hier nach Informationen über Mutter. Ich bin am Bürgerrechtsdenkmal. Ich kann nicht fassen, dass wir noch nie hier waren. Es ist wunderschön. Ich wollte dann noch in der Bibliothek nachsehen, ob –«
    »Mein Gott, Ellie, du bist wirklich besessen davon, wie?«
    »Was?«
    Hutch kam auf mich zu und schwenkte triumphierend den Lippenstift. Er verbeugte sich und gab ihn mir. »Danke«, hauchte ich stumm und zeigte aufs Handy.
    »Okay«, sagte Rusty ausatmend. »Das war das falsche Wort. Du bist nicht besessen, aber meinst du wirklich, du musst etwas nachsehen, was du schon weißt?«
    »Ich will versuchen, ein Bild oder Foto oder so etwas zu finden.«
    »Warum?«
    »Für die Ausstellung.« Ich stopfte meine Habseligkeiten wieder in die Tasche zurück und vermied Hutchs Blick.
    »Er ist bei dir, oder?«
    »Wer?«
    »Dein bescheuerter Exfreund. Ich weiß nicht mal mehr seinen Namen. Huck Finn oder irgend so ein blödsinniger Südstaatenname.«
    Ich sah Hutch an, Rustys Worte krachten wie Hagel auf mich herab, kalt und harsch. Ich zitterte und sagte: »Ja, Hutch ist hier.«
    Hutch wandte sich bei diesen Worten ab und ging zum Denkmal hinüber, wo er mit dem Rücken zu mir stehenblieb.
    »Ist das dein Ernst?«
    »Rusty, bitte hör auf. Warum hast du angerufen? Doch sicher nicht, um mich anzubrüllen, weil ich recherchiere.«
    »Ich habe angerufen, weil ich dich vermisse. Weil ich dich liebe. Weil ich will, dass du nach Hause kommst. Aber ich bin wohl nur ein Vollidiot.« Ein Klicken, dann Stille. Und mein einziger Gedanke war merkwürdigerweise, dass man am Handy nie weiß, wann der andere den Hörer aufknallt. Einen Touchscreen kann man nicht aufknallen.
    Ich ging zu Hutch und berührte seinen Rücken. Er wandte sich um. »Es tut mir leid, wenn du wegen dem hier Probleme bekommst«, sagte er.
    »Nicht das hier«, meine Handbewegung schloss das Denkmal und unsere Körper ein, »ist das Problem. Komm, ich habe Hunger.«
    Er nickte. »Da weiß ich Abhilfe.«
    Nach dem Mittagessen in einem Grillrestaurant, das ich nicht einmal mit GPS oder einer Karte gefunden hätte, ließ ich mich wieder auf Hutchs Beifahrersitz sinken und stöhnte. »So viel esse ich normalerweise nicht in zwei Tagen, geschweige denn bei einer Mahlzeit.«
    »Wir haben noch eine Menge Arbeit vor uns. Ich musste dich für die Herausforderungen des Tages stärken. Zuerst zum Busbahnhof.«
    Wir parkten vor dem inzwischen geschlossenen Greyhound-Busbahnhof. Er wirkte sauber und karg, ich vermochte mir den Schrecken jenes Tages kaum vorzustellen, das Blut, das Feuer, den ganzen Horror. Wir gingen auf die Ziegelsteinfassade zu, ein aus Zinn gegossener Greyhound in der typisch gestreckten Pose stand immer nochauf der oberen rechten Ecke des Gebäudes. Dokumentationstafeln in Orange, Rot und Weiß hingen an der Wand. Wir sahen uns jede Tafel an, lasen die Zitate und betrachteten die Bilder, bis die Geschichte zu Ende war, die natürlich gleichzeitig der Anfang einer neuen Geschichte war, die nicht auf den Tafeln erzählt wurde.
    Wir setzten uns auf eine Bank, ich wandte mich ihm zu.
    »Da fehlen einem die Worte, wie?«
    »Hutch, erzähl mir von deinen Eltern. Wo sind sie jetzt?«
    Er sah mich lange an, ich glaubte schon, er würde nicht antworten, doch dann seufzte er. »Irgendwie ist es merkwürdig, dass du nicht alles über mich weißt. Dass du nicht weißt …«
    Ich betrachtete eingehend die Risse im Betonboden.
    »Beide sind vor sechs Jahren gestorben, Ellie. Mutter hat sich zu Tode gesoffen, Dad starb ein paar Monate später an einem Herzinfarkt. Auch wenn es immer schien, als könnten sie nicht miteinander leben, so konnte er doch in Wahrheit nicht ohne sie leben.«
    Ich schloss die Augen und lehnte mich gegen seine Schulter. »Das tut mir leid für dich.«
    Er legte die Hand auf meinen Kopf.
    Als das Schweigen verebbt war, standen wir wie auf Stichwort auf und gingen zum Auto zurück.
    Das Archiv der Bibliothek war menschenleer, dennoch verfielen wir automatisch in einen Flüsterton. Hutch sprach mit dem Bibliothekar, ich wanderte umher und sah mir die gerahmten Fotos von Würdenträgern, Bürgermeistern und Gouverneuren aus Alabama an.
    Hutch kam mit

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