Die Schwerter von Zinjaban
»Sagte ich das richtig, Meister Reith? Ich versuche, die Ertso-Zunge zu studieren, auf dass ich mich fürderhin mit Eurer Art verständigen kann.«
Reith beugte den Kopf, um ein Schmunzeln zu verbergen. »Ich freue mich, dass Eure Superiorität ein solch lebhaftes Interesse an unseren terranischen Zungen bekundet.«
»Ich danke Euch. Meine Schatzmeisterin hat sich unterdessen der Aufgabe gewidmet, die englische Zunge zu meistern. Es wäre tunlich, wenn wir uns dafür rüsteten, Terraner in ihrer jeweiligen Zunge anzusprechen. Sagt, Meister Reith, wie viele solcher Zungen mag es wohl geben?«
»Als letztes hörte ich, dass es wohl um die dreitausend gibt, Herr.«
Der Großmeister zuckte zusammen. »Großer Bákh! Eine solch gewaltige Anzahl von Zungen werden wir niemals zu erlernen vermögen!«
»Keine Furcht, Eure Superiorität. Die meisten terranischen Zungen werden nur von kleinen Gruppen gesprochen. Wenn Ihr ein paar der führenden neben dem Portugiesischen beherrscht – sagen wir, Englisch, Französisch, Spanisch und Chinesisch –, werdet Ihr Euch mit jedem Terraner verständigen können, dem Ihr begegnet. Ihr sagtet vorhin ›meine Schatzmeisterin‹. Was ist aus meinem Freund Sir Kubanan geworden?«
»Er hat seinen Ruhestand angetreten, im Heim für hochbetagte Ritter. Jetzt führt meine Schatzmeisterin alle Geldgeschäfte der Republik; und Ihr werdet natürlich Eure finanziellen Regelungen mit ihr treffen.« Der Großmeister winkte seinen Sekretär zu sich. »Dáest, sei so gut und hol ihre Scharfsinnigkeit.«
Nachdem der Sekretär entschwunden war, tauschte der Großmeister Artigkeiten mit den Filmleuten aus. Reith und Alicia dolmetschten. Schließlich führte der Sekretär eine hübsche Krishnanerin in frühen mittleren Jahren herein, deren brustfreies himmelblau-orangefarbenes Gewand von einem juwelenbesetzten funkelnden Gürtel gehalten wurde. Als sie Reiths ansichtig wurde, begannen ihre Antennen zu vibrieren.
»Ach, Fairgoß!« rief sie in gespielt vorwurfsvollem Ton. »Wie grausam und unartig von dir! Da reist du so oft durch Mishe und besuchst mich nicht ein einz’ges Mal! Es ist gewisslich schon zwanzig Jahre her, dass wir das letzte Mal intim miteinander verkehrten; gleichwohl brennt die Erinnerung daran noch immer in meiner Seele! Allenfalls einen kurzen Blick habe ich hier und dort auf dich erhaschen können, wenn du deine Terranergruppen in unserer Stadt herumgeführt hast, und selten einmal warfst du mir einen hastigen Gruß zu; das war alles. Fürchtest du mich, teurer Fairgoß?«
Diesen Diskurs übersetzte Reith, der bis an die Haarwurzeln errötet war, mitnichten. Ein verstohlener Seitenblick auf Alicia zeigte ihm, dass sie mit Macht an sich halten musste, um nicht laut loszuprusten. Ordway, dem dies nicht entging, fragte: »Was gibt’s denn so Lustiges, Alicia?«
Sie schüttelte den Kopf, ohne eine Antwort zu geben. Reith, seine ganze Würde zusammenraffend, sagte: »Eure Scharfsichtigkeit, ich muss meine Mündel stets scharf im Auge behalten, sind sie doch oftmals so töricht in ihrem Betragen, wie Mikardands Gemeine es mitunter in dem ihren sind. Gestattet mir nun, Euch meine Kameraden vorzustellen …«
Als White und Ordway sich linkisch verbeugten, erwiderte Gashigi in einem Englisch, das ebenso verquer war wie das Portugiesisch des Großmeisters: »Äs ist ämir eine ägrosse Freude, die Ägäste von der Ärde äkännenzulärnen.«
»Eure Scharfsinnigkeit sprechen ein vorzügliches Englisch«, lobte Reith. »Aber für den zügigen Fortgang unserer geschäftlichen Angelegenheiten wäre es vielleicht besser, wenn jeder in seiner Mutterzunge spricht und Doktor Dyckman und ich dolmetschen.«
Gashigi vollführte das krishnanische Äquivalent eines Kopfnickens. »Dann lasst uns sogleich mit unseren geschäftlichen Verhandlungen beginnen. Wann soll die Fertigung dieses Lichtspiels beginnen?«
Fallon entschuldigte sich und verschwand. Zwei Stunden lang verhackstückten Ordway und Gashigi, feilschten um Drehzeiten, Drehorte, Extras, Entlohnungen und Logistikprobleme. Wieder einmal erwies sich Ordway als ein Meister der Kalkulation. Gashigi, die ihm in puncto Verhandlungsgeschick in nichts nachstand, führte fast die gesamten Verhandlungen auf krishnanischer Seite; dann und wann wandte sie sich zum Großmeister um und fragte: »Ihr seid doch damit einverstanden, Herr, nicht wahr?«
Und jedes Mal signalisierte Sir Yazman mit einem undeutlichen Brummen seine Zustimmung. Reith
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