Die Schwester der Braut
den Tisch auf die Gastgeberin.
Nach dem Essen räumte Dana mit Alex’ Hilfe das Geschirr ab. Niemand schien gewillt, den Abend schon so früh zu beenden. Dana brachte noch eine Flasche des Weißweins, den sie auch schon zum Essen genossen hatten, und füllte die Gläser nach. Es war ein lauschiger Septemberabend. Lauren hatte ein Fenster geöffnet. Es war sehr gemütlich, trotz des etwas formellen Ambientes des Esszimmers.
»Wie gefiel dir übrigens Tom?«, fragte Ally irgendwann ihre Schwester, die sich ihr leicht irritiert zuwandte.
Wollte ihre Schwester jetzt tatsächlich wissen, was sie von ihren Verkupplungsversuchen hielt? Nun, das konnte sie haben. »Tom ist ein netter junger Mann mit einem kleinen, lauten Auto«, gab sie als Antwort. Es war als Provokation gemeint.
Prompt sprang Ally darauf an. »Tom ist stellvertretender Leiter einer Importfirma. Das Auto gehört zu seinem Image«, verteidigte Alicia den Trauzeugen.
Alex lächelte ihr zuckersüß zu. »Nun, das ist schön für ihn, aber weder er noch sein Auto sind mein Typ. Und ehrlich gesagt, fand ich deinen Versuch, mich mit ihm zu verkuppeln, reichlich plump. Ich hatte mich auf einen schönen Abend mit dir und Rick gefreut. Einem Abend wie diesem, wo man sich nett unterhält und vielleicht ein Glas zu viel trinkt. Du hättest mich wenigstens vorwarnen können!«
»Wenn ich dich vorgewarnt hätte, wärst du nicht gekommen«, entgegnete Ally nüchtern.
»Vielleicht, vielleicht auch nicht. Das ist nicht der Punkt. Ich will nicht verkuppelt werden – das ist der Punkt!«
Die Unterhaltungen am Tisch kamen zu einem jähen Ende.
Lauren war wenig begeistert von diesem Streitgespräch zwischen ihren Töchtern an so einem netten Abend. »Dies ist wirklich nicht der richtige Zeitpunkt, Mädels. Ihr könnt das auch ein anderes Mal ausdiskutieren.«
Ally wollte das Thema ebenso wenig fallen lassen wie ihre Schwester. »Ich versuche nur, Alex mit netten, erfolgreichen Männern zusammenzubringen. Ich will, dass du glücklich bist, Alex, das ist alles.«
»Ich bin glücklich. Und zu deiner Information: Es gibt jemanden, mit dem ich ausgehe.« Das war nicht gelogen. Bisher war sie zweimal mit Lindsay aus der Recherche ausgegangen. Allerdings sah sie mit ihr nicht wirklich eine Zukunft in Form eines dritten Dates.
Diese Information schien alle einigermaßen zu überraschen.
»Ihr könnt eure Münder jetzt wieder schließen. So abwegig ist das nun auch wieder nicht!«, warf Alex den beiden Frauen ihrer Familie zu.
»Das ist schön. Wie ist er so? Lernen wir ihn irgendwann kennen?«, wollte Ally noch nicht aufgeben.
»Nein, ich glaube nicht, dass es irgendwo hinführt. Wir arbeiten zusammen; das ist nie eine gute Idee.«
»Natürlich, du bist ja auch mit deiner Arbeit verheiratet.«
»Es wird dich überraschen, aber nicht jede Frau sucht einen Ehemann«, fuhr Alex ihre Schwester an. Das führte eine erneute, geschockte Stille herbei. Alex war sich sehr bewusst, dass alle sie anstarrten. »Ich meine, wir sind nicht alle erpicht darauf zu heiraten. Ich habe einen guten Job; ich brauche keinen Ernährer. Ich sehe auch keine Kinder in meiner Zukunft. Wozu also heiraten?«, nahm sie sich zurück.
»Und was ist, wenn du alt bist?«
»Wer sagt, dass ich mit siebzig nicht immer noch heiraten kann?« Tatsächlich war es für Alex mit siebzig wahrscheinlicher zu heiraten, denn noch erlaubte kein Gesetz in Maryland die gleichgeschlechtliche Ehe. Der Staat erkannte allerdings die in anderen Staaten durchgeführte Eheschließung gleichgeschlechtlicher Paare an.
»Davon rede ich nicht. Willst du, wenn du siebzig bist, nicht auch deine Familie um dich haben? Einen Ehemann, Kinder, Enkelkinder?«
»Ich bin sicher, ich werde ebenso zufrieden mit einem Lebenspartner ohne einen Trauschein sein. Außerdem habe ich dich und Rick und eure Kinder und Enkel, wenn ihr mich besuchen kommt.«
»Warum sträubst du dich so sehr gegen etwas, was nur natürlich ist?«, fragte Ally entgeistert.
»Warum bist du so erpicht darauf, mich zu etwas zu drängen, das ich nicht als natürlich empfinde? Die Ehe ist eine überaus sexistische Institution, die einer Frau suggeriert . . .«
»Das reicht, Alexandra«, fuhr ihre Mutter dazwischen. Sie war nicht bereit, sich einen Vortrag über die eheliche Versklavung anzuhören. Sie kannte diese Diskussion sehr gut.
Alex verstummte und sah ihre Mutter an.
Es war kein störrischer Blick. Tatsächlich war es ein hilfesuchender Blick. Ein
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