Die Schwester der Braut
legte Dana ihren Kopf an Alex’ Schulter.
Alex hätte in diesem Moment aufstöhnen können – aus Frustration. Wusste Dana denn nicht, was für eine Wirkung ihre Berührungen auf sie hatten? Dass ihr Herz wie wild raste, wenn sie den Kopf drehte und den intimen Geruch von Danas Shampoo einatmete? Dass es unmöglich wurde zu denken, wenn sie Danas Atem an ihrem Hals spürte?
Alex schluckte hart. Ihre Kehle war wie ausgetrocknet. Sie versuchte, sich wieder auf ihr Problem zu konzentrieren; ihr Outing, nicht ihre völlig irrationalen und unangebrachten Gefühle für die Freundin ihrer Mutter.
Dana schien in diesem Moment aus ihren eigenen Gedanken gerissen. Sie hob den Kopf von Alex’ Schulter und trat einen Schritt zurück. Sie sah Alex auch nicht an, sondern drehte sich dem Kühlschrank zu.
»Möchtest du vielleicht noch etwas trinken? Wir könnten die Flasche Wein öffnen, die du mitgebracht hast.« Natürlich stand diese Flasche nicht im Kühlschrank, sie stand hinter ihr auf der Küchenzeile, dennoch öffnete Dana den Kühlschrank und sah hinein.
»Alles in Ordnung? Ich habe dich doch nicht . . . beleidigt, oder so etwas?« Alex wusste nicht, welche ihrer Worte so etwas hätten bewerkstelligen können. Dana schien verwirrt, oder aufgebracht, oder . . . Alex wusste es nicht.
»Nein, das hast du nicht. Es ist alles gut. Ein Glas Wein?« Dana schloss den Kühlschrank, da sie den Rotwein inzwischen entdeckt hatte. Sie öffnete eine Schublade und zog einen Korkenzieher hervor.
»Ja, warum nicht. Ich . . . ich hoffe, diese ganze Sache . . . meine ganzen Probleme . . . Ich will dich damit nicht belasten, Dana. Du hast, weiß Gott, schon genug am Hals, ohne dass ich mich bei dir auch noch ausweine.«
Dana hielt im Öffnen der Weinflasche inne und wandte sich wieder Alex zu. War sie gerade noch nervös und fahrig gewesen, schien sie sich jetzt wieder völlig unter Kontrolle zu haben. »Sei nicht albern. Dazu sind Freunde da. Und wir sind befreundet, richtig?«
Alex nickte.
»Deine Mutter ist meine beste Freundin. Du bist wie . . . Ich meine, ihr seid schon verschieden. Aber ihr seid mir beide wichtig.«
Alex lächelte schüchtern. Sie wich dem offenen Blick aus grauen Augen nicht aus, hielt ihn stattdessen für einen zeitlosen Moment. Ihr Puls flatterte wild in ihrer Kehle.
»Gläser?«, fragte sie schließlich und riss sich von Danas Blick los. Sie wusste, sie könnte sich in Danas Augen verlieren. Und das war vermutlich keine gute Idee.
»Die Weingläser sind hier direkt . . .« Dana deutete über sich und wollte eigentlich sagen, dass sie sie selbst holen würde, sobald sie die Flasche geöffnet hatte. Da trat Alex bereits hinter sie und öffnete den Schank über ihrem Kopf. Dana war sich in diesem Moment sehr bewusst, wie nah ihr Alex war, spürte die Wärme, die ihr Körper ausstrahlte. Sie hatte dieses Gefühl gehabt – vor wenigen Minuten, als sie sich an Alex gelehnt hatte. Als sie ihr über den Rücken gestrichen hatte.
Für einen kurzen Augenblick hatte Dana sich vergessen und sich gefragt, wie es wäre von Alex gehalten zu werden, von ihr geküsst zu werden. Nur deshalb war sie so schnell von ihr zurückgewichen. Es war nicht richtig. Alex war viel zu jung. Und sie war viel zu . . . jung. Lauren wäre über eine solche Verbindung ganz bestimmt unglücklich . . . Dann war da ihre Scheidung . . . und . . . und . . . und . . .
Dana drehte sich unter Alex’ Körper um.
Die jüngere Frau ließ ihre Arme vom oberen Regal sinken. Sie blickte auf Dana herab. Ihre Hände strichen über die Arme der anderen Frau, die langsam, ganz langsam den Kopf hob, während Alex ihren bereits senkte.
Ihre Lippen trafen sich.
Auch wenn Dana sich gerade noch gefragt hatte, wie es wohl wäre, von Alex geküsst zu werden, war das tatsächliche Erlebnis ein Schock. Wie ein Blitz schoss ihr die Sehnsucht nach mehr, so viel mehr, durch den ganzen Körper.
Alex’ Arme legten sich um Danas Taille und hielten sie fest umfangen. Unbewusst suchte Dana einen Halt und umklammerte Alex’ Oberarme. Sie fürchtete, den Boden unter den Füßen zu verlieren und zu fallen. Doch solange sie mit Alex fiel, war es ihr egal. Alles, was sie fühlen konnte, alles, was sie tun konnte, war die andere Frau zu küssen. Alles, was zählte, war, was sie wollte. Was Alex wollte. Was sie einander gaben. Was sie einander nahmen. Sie wollten immer mehr voneinander. Und als Alex’ Zunge leicht die
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