Die Schwester der Braut
Lippen Danas berührte, öffneten diese sich bereitwillig, fast gierig, um mehr von Alex zu bekommen. Immer mehr.
So, wie wir Menschen gemacht sind, bleiben die Gefühle und Gedanken nicht aus. Diese waren es, die Dana schließlich in die Realität zurückholten. Sie ließen sie eine Hand gegen Alex’ Bauchdecke drücken, so dass diese wusste, dass es vorbei war. Alex’ Arme fielen von Danas Hüfte zurück an ihre Seite, so wie Danas an ihre. Doch sie trennten sich noch nicht.
Wie erschöpft legte Dana die Stirn gegen Alex’ Brustbein. Die junge Frau legte ihren Kopf in den Nacken. Beide hielten ihre Augen geschlossen, beider Atem ging schwer. So standen sie eine Weile, bis sie wieder zu Atem gekommen waren und ihre Gedanken ein kleines bisschen langsamer durch ihre Köpfe schossen.
»Müssen wir jetzt darüber reden?«, fragte Dana leise, kraftlos.
Alex gab keine Antwort. Sie wusste nicht, was sie tun sollte, was sie denken oder sagen sollte. Was wollte Dana von ihr, wenn sie sie nicht wollte?
»Es ist unmöglich«, sagte die ältere Frau und hob den Kopf. Sie sah Alex an. Die öffnete schließlich ebenfalls die Augen und senkte den Blick zu Danas.
»Es ist unmöglich«, wiederholte sie, was Dana gesagt hatte. In ihren Augen lag die Frage, ob es das wirklich war, oder ob sie vielleicht einen Weg finden konnten.
Mit einem Lächeln streichelte Dana über Alex’ Wange. Alex hielt den Atem an.
»Du bist so jung, Alex. Und ich bin so viel älter als du . . .«
»Sechzehn Jahre, das ist nicht so viel älter«, entgegnete Alex.
»Ich bin immer noch verheiratet.«
»Eine reine Formsache.«
»Lauren wäre nicht begeistert.«
Darauf konnte Alex tatsächlich nichts entgegnen. Sie war auf die anderen Dinge eingegangen, weil sie keine Rolle spielen sollten, obwohl sie es natürlich taten. Es gab viele Dinge, die bei ihr und Dana nicht passten. Sie war sich dessen bewusst. Ihr Verstand sagte ihr, dass sie es dabei bewenden lassen sollte. Doch dann war da dieser Kuss gewesen, und der hatte gepasst. Er hatte ihr gesagt, dass Dana sie ebenso begehrte wie sie Dana. Es war möglich. Warum konnte dieser Kuss nicht recht behalten?
»Du lebst in Baltimore. Dein Leben ist dort. Und ich . . . mein Zuhause ist hier«, fuhr Dana mit Gründen fort, die sie trennen mussten. Sie wollte sie nicht sagen müssen; sie wollte sich einfach wieder vorlehnen und sich in der jungen Frau verlieren, in den berauschenden Gefühlen, die Alex in ihr weckte.
Dana schüttelte den Kopf. Mit diesen Gedanken musste Schluss sein!
»Es ist unmöglich«, sagte Dana erneut. Dieses Mal war ihr Tonfall so entschlossen wie ihr Blick. »Sind wir noch Freunde?« Es klang selbst für Danas eigene Ohren flach. Denn die Freundschaft, die sie in den letzten Tagen gefunden hatten, beruhte auf der Anziehung, die sie sich nun versagten. Wie konnten sie Freunde sein, wenn sie mehr sein wollten?
»Natürlich«, bestätigte Alex, was nur eine Lüge sein konnte. Sie würden einander nach diesem Wochenende vermutlich nicht wiedersehen. Oder wenn, dann nur kurz, oberflächlich. Es war die einzige Möglichkeit.
»Ich geh dann mal.« Alex konnte nicht mehr einfach nur so dastehen und in Danas Augen sehen, wenn sie sich nicht auch darin verlieren durfte.
»Ja, ich danke dir für deine Hilfe.« Dana berührte Alex leicht am Arm. Selbst diese kleine Berührung, unschuldig, harmlos, erschütterte beide Frauen ins Mark. Schnell zog Dana die Hand wieder zurück.
»Gern geschehen«, kam es von Alex an dem Kloß in ihrem Hals vorbei. Sie gingen zur Tür. Alex öffnete sie. Die Luft, die sich im nächsten Moment ins Zimmer schob, war leider nicht kühl oder lindernd; sie war schwül und roch nach Gewitter. Alex dachte einen Moment, dass es eine verregnete Hochzeit werden könnte, dann trat sie in die Dunkelheit hinaus.
Die junge Frau war schon fast über die Straße, als Dana ihr flüsternd eine Gute Nacht wünschte. Es fühlte sich an wie ein Abschied.
Der Tag vor der Hochzeit
A m nächsten Morgen lag Alex wieder mit offenen Augen im Bett und starrte an die Decke. Was sie schon die ganze Nacht getan hatte. Sie konnte nicht schlafen, ihre wirren Gedanken ordnen oder auch nur Ruhe finden. Natürlich drehten sich diese Gedanken im Kreis. Und natürlich stand im Mittelpunkt dieses Kreises Dana, lächelnd, wunderschön, verführerisch. Zudem ging Alex der Kuss nicht aus Kopf und Körper. So unglaublich, so innig, so . . . so viel von allem, was sie bisher nie
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