Die Schwester der Braut
wand sich aus Alex Griff und setzte sich auf. »Du bist deiner Mutter so ähnlich, aber deinen Humor hast du ganz klar von deinem Vater.«
»Muss ich mich dafür entschuldigen?« Alex feixte und rappelte sich ebenfalls aus ihrer halbliegenden Position hoch.
»Nein, ich mochte Jorges Humor. Ich würde gern hören, was er zu meiner Scheidung zu sagen hätte.«
»Was denkst du, würde er sagen?«, fragte Alex nach.
»›Bist du ihn endlich los, den Klotz am Bein? Wenn du denn jetzt wieder frei bist: Ich habe einen Cousin in Puerto Rico, der eine Frau sucht. Er würde deinen Eltern drei Hühner und eine Ziege für dich geben. Überleg’s dir.‹«
Jetzt lachten beide. Dana hatte Alex’ Vater wirklich sehr gut getroffen.
Im hinteren Teil des Hauses regte sich etwas. Die Tür zum Gästezimmer ging auf. Gleich darauf schlurfte Lauren ins Wohnzimmer.
»Ich dachte, ich hätte euch gehört. Was macht ihr denn hier?« Sie rieb sich die Augen. Offensichtlich war ihr gelungen, was den anderen beiden Frauen nicht gelingen wollte. Sie hatte geschlafen.
»Haben wir dich geweckt?«, fragte Dana betreten. Sie hatte ein schlechtes Gewissen. Nicht nur, weil sie Alex vom Schlafen abhielt; vielmehr deshalb, wie sie sie davon abhielt.
»Nein, irgendwo hat ein Hund gebellt. Davon bin ich aufgewacht. Dann habe ich euch gehört. Ihr solltet wirklich schlafen. Morgen ist die Hochzeit.«
Alex wollte ihre Mutter verbessern, dass die Hochzeit bereits heute war, doch sie hielt sich zurück. Widerworte waren das letzte, was Lauren Herrera jetzt von ihrer Tochter hören wollte.
»Es tut mir leid. Es war meine Schuld. Ich konnte nicht schlafen und habe Alex wach gehalten.« Dana erhob sich von der Couch. Sie griff sich die Weinflasche und die beiden leeren Gläser und brachte sie in die Küche.
Lauren sah ihr nach. »Ist alles in Ordnung?«, fragte sie ihre Tochter.
»Ja, sie wollte nur ein bisschen reden, und ich konnte auch nicht schlafen.«
Lauren nickte und machte sich wieder auf den Weg ins Bett. »Geh schlafen«, riet sie Alex über ihre Schulter.
»Nacht, Mom«, kam es zurück.
Dana kam aus der Küche und sah, wie Lauren wieder im Gästezimmer verschwand. »Ist sie sauer?«, fragte sie Alex, die den Kopf schüttelte.
»Aber sie wird es sein, wenn sie aufsteht und uns immer noch hier sitzen sieht.«
»Wir sollten schlafen gehen . . .« Die Worte trieben Dana erneut die Röte ins Gesicht.
Alex kicherte.
»Ich meine, jeder für sich. Du hier auf der Couch. Ich in meinem Bett.« Sie lehnte sich über die Couch, bevor sie ihre Worte in die Tat umsetzte. Sie gab Alex einen zärtlichen Kuss auf die Lippen. »Danke fürs Zuhören.«
»Gern geschehen.« Alex grinste.
Dana fiel es schwer, sich loszureißen. Sie hielt Alex' Hand, die locker auf der Rückenlehne der Couch lag. »Du bist wirklich eine ganz außergewöhnliche Frau, Alex. Ich wünschte . . .« Eigentlich gab es nichts zu wünschen. Es gab immer Wege, die aus Unmöglichkeiten Möglichkeiten machten. Man musste sie nur bestreiten. Dana fragte sich, über wie viele Leichen sie würde gehen müssen, um zu kriegen, was sie wollte. Kein Zweifel: Der Preis würde zu hoch sein.
Der Tag der Hochzeit
D er Tag begann mit einem Regenschauer und den ersten Tränen der Braut. Lauren war bereits zur Stelle und tröstete ihre Tochter mit der Aussicht, dass Ally sich glücklich schätzen könne, sollte das Wetter das einzige bleiben, was an diesem Tag schiefging. Zudem versprach sie, sich um alle weiteren Katastrophen persönlich zu kümmern, damit Alicia sich ganz auf den schönsten Tag ihres Lebens konzentrieren konnte.
Lauren hatte Alex an diesem Morgen schon aufgeschreckt, bevor die Sonne vollends aufgegangen war. Es war halb sechs gewesen. Alex hatte vielleicht zwei Stunden geschlafen und war entsprechend gerädert. Da Lauren darauf bestand, dass sie Dana weiterschlafen ließen, überquerte Alex die Straße ungekämmt und noch in ihren Schlafklamotten. Es war ihr egal. Falls jemand sie sah, wusste dieser vermutlich von der anstehenden Hochzeit im Hause Herrera. So etwas brachte häufig die eigenartigsten Erscheinungen mit sich.
Alex hätte sich gern noch eine Weile in ihr Bett verkrochen. Bloß hatte ihre Mutter sie nicht zufällig so früh geweckt. Es gab noch tausend Dinge zu tun. Lauren verließ sich selbstverständlich auf Alex’ tatkräftige Unterstützung. Daher gab sie Alex, sobald diese angezogen und fertig zurechtgemacht war (noch nicht in dem zweiteiligen
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