Die Schwester der Braut
Nadelstreifenanzug, den sie bei der Hochzeit tragen würde, sondern in praktischen Jeans und einem Sweater), eine Liste.
Alex sollte sicherstellen, dass sämtliche Bestellungen korrekt eingetroffen waren und sich zur rechten Zeit am rechten Platz befanden: Blumen, Essen, Stühle und Tische, das ganze Paket. Mit anderen Worten: Alex durfte den ganzen Morgen in der Gegend herumfahren und Ladenbesitzer aufschrecken. Für Alex war das eine willkommene Aufgabe, so musste sie sich nicht erneut mit beschwipsten Gästen herumschlagen.
Lauren kümmerte sich indessen um die Braut und machte Telefonanrufe bei der Kirche und im Hotel, wo in einem der Ballsäle die Hochzeitsfeier stattfinden würde. Außerdem unterhielt sie nebenbei noch die Schwestern und Nichten ihres verstorbenen Ehemannes. Im Haus herrschte an diesem Morgen das reinste Chaos. Ein Wirrwarr aus Frauen, die in verschiedenen Formen des Angezogenseins durch das Haus liefen, Lockenwickler im Haar, Make-up nur halb aufgetragen, irgendwelche Accessoires und Schönheitsartikel austauschend.
Dies war übrigens ein weiterer Grund, warum Lauren Alex aus dem Haus geschickt hatte. An irgendeinem Punkt würde unweigerlich einer der Hausgäste ihre älteste Tochter darauf ansprechen, wie wenig Make-up Alex benutzte oder weshalb sie kein großes Getue um ihre Frisur machte. Lauren hatte es häufig genug gesehen. Sie selbst war ebenfalls eher Minimalistin, wenn es um derlei Schnickschnack ging. Aber sie war auch keine Latina. Die Verwandten ihres Mannes betrachteten es als Teil ihres kulturellen Erbes, sich so auszustaffieren, dass sie sich zur richtigen Zeit am richtigen Ort präsentieren konnten. Solche Oberflächlichkeiten waren Alex egal. Sofern Lauren es zeitlich richtig plante, würden alle anderen bereits auf dem Weg zur Kirche sein, wenn Alex sich für die Trauung umzog.
Alex war spät dran. Sie kam gerade aus ihrem Elternhaus. Ihr Nadelstreifenanzug saß wie angegossen. Das Haar hatte sie sich von einer der Brautjungfern, die Friseurin war und auch die Haare ihrer Schwester frisiert hatte, hochstecken lassen. Sie sah fantastisch aus.
Das sah auch Dana, die selbst gerade in ihren Wagen steigen wollte, um zur Kirche zu fahren. Sie winkte Alex, die ihren Gruß erwiderte.
»Möchtest du mit mir mitfahren?«, rief Alex über die Straße und versinnbildlichte ihre Frage mit Handzeichen.
Dana schüttelte den Kopf. »Du kannst mit mir mitfahren.« Sie machte dieselben Handzeichen wie zuvor Alex.
Sie grinsten einander an, dann kam Alex über die Straße zu Dana.
»Ich werde vermutlich nicht bis zum Schluss bleiben. Wenn du noch bleiben würdest, wäre ich gestrandet«, erklärte Dana, warum es sinnvoller war, mit ihrem Wagen zu fahren.
»Dann planst du also mit Wasser anzustoßen?«, fragte Alex.
Ihr Gegenüber nickte, während sie ins Auto stiegen.
Dana setzte ihren Wagen in Bewegung und rollte aus ihrer Auffahrt. Alex beobachtete sie. Die kleinere Frau war eine sichere Fahrerin, sehr aufmerksam trotz der Anzahl an Jahren, die sie bereits ein Fahrzeug führen durfte. Sie wurde sich allerdings auch Alex’ prüfendem Blick bewusst.
»Würdest du mich bitte nicht anstarren, das macht mich nervös.« Dana lächelte dabei.
Alex schüttelte den Kopf, um sich zu fangen. »Entschuldige. Ich . . .« Sie verstummte.
Beide Frauen mussten an den vorangegangen Abend, die Nacht denken. Die Erinnerung stand zwischen ihnen und bettelte um Aufmerksamkeit.
Dana nahm sich schließlich ein Herz. »Ich habe es wirklich genossen letzte Nacht.« Sie musste lachen, weil es tatsächlich nach mehr klang, als es gewesen war. Sie hatten schließlich nur geredet und sich geküsst.
»Das habe ich auch«, bestätigte Alex. »Doch es ist immer noch unmöglich, richtig?«, fragte sie nach. Es lag etwas unbeabsichtigt Beleidigtes in ihren Worten.
Dana verstand. Alex fühlte sich benutzt. So, als würde sie mit ihr spielen. Hatte sie das getan? Nein, sie hatte Gefühle für die junge Frau. Und sie konnte nicht immer stark sein. Das war letzte Nacht gewesen. Heute musste sie stark sein und Alex sagen, dass es in der Tat unmöglich war.
»Ich habe mich letzte Nacht gehen lassen, Alex. Das war nicht richtig dir gegenüber. Du hast deinen Teil dazu beigetragen. Wir müssen uns beide darüber im Klaren sein, dass dies nirgendwo hinführt.«
Alex blickte starr aus der Windschutzscheibe vor sich. Dana hatte recht. Trotzdem war es noch immer unfair.
Dana schaute zu Alex hinüber, deren
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