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Die Schwester der Braut

Die Schwester der Braut

Titel: Die Schwester der Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Westphal
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nur angetrunken gewesen. Du kennst sicher die Ausreden.«
    Alex nickte.
    »Ich fand das schade, denn ich mochte sie. Ich hätte diese Gefühle, die sie damals in mir geweckt hatte, vielleicht auch weiterhin erforscht, aber nur zwei Wochen später lernte ich Brian kennen. Es war keine Liebe auf den ersten Blick oder so etwas. Wir lernten uns auf einer Kundgebung gegen Atomkraft kennen . . . Er war ein guter Redner, kein Kennedy, doch er konnte die Leute mitreißen . . .«
    Dana verlor sich in der Erinnerung.
    »Wir waren beide so jung. Wir diskutierten über alles und jedes. Wir waren idealistisch, aufgeschlossen. Irgendwann veränderte sich sein Interesse an mir. Er fragte mich, ob wir ausgehen wollten. Ich sagte ja. Unsere Beziehung verlief fast zu normal. Ein paar Dates, das erste Mal, Verlobung. Er hielt sogar ganz offiziell bei meinen Eltern um meine Hand an, obwohl das damals schon furchtbar aus der Mode war.«
    Alex nickte. Sie konnte sich Dana als Neunzehnjährige gut vorstellen; wie sie über den Campus lief, die Bücher in ihrer Schultertasche, in Cordhosen und Bluse, darüber vielleicht ein Pullunder. Der selbstbewusste Gang derer, denen die Zukunft gehörte, führte sie über eine Wiese, und ihre Hand hielt die des jungen Mannes, der ihr Ehemann werden würde. Alex seufzte. Sie selbst war damals auf kleinen fetten Beinchen im Garten herumgewackelt und hatte mit Bauklötzen um sich geworfen.
    »Ich machte meinen Collegeabschluss und fing an zu arbeiten, während Brian seinen Master machte. Er fand dieses Haus und bestand darauf, dass wir es kauften. Achtundzwanzig Jahre später komme ich an einem Mittwoch von der Arbeit und finde meinen Ehemann mit zwei gepackten Koffern im Wohnzimmer vor. Er sagt mir, dass er es nicht mehr aushält und die Scheidung will. Dann geht er.« Danas Mundwinkel bogen sich nach diesen Worten nach oben. Es war kein Lächeln, es war eine Maske.
    Diesmal war es Alex, die ihre Hand nach der anderen Frau ausstreckte und schließlich ihre Wange streichelte. Dana flüchtete sich wieder in Alex’ Arme, die sie fest umfangen hielten, und schloss die Augen gegen den Schmerz.
    »Ich habe mich geirrt, Brian ist nicht nur ein Idiot, er ist dazu noch ein Arschloch«, flüsterte Alex.
    Dana schüttelte den Kopf. »Das denken vermutlich viele verlassene Ehefrauen insgeheim. Alex, ich war ihm keine gute Ehefrau mehr. Nicht . . . nicht nach Joshs Tod. Ich . . . habe ihn kaum noch wahrgenommen. An Intimität war gar nicht zu denken. Ich habe mich nicht von ihm trösten lassen; ich habe ihn weggestoßen. Ich konnte nicht mit mir selbst leben, also auch nicht mit ihm.«
    »Du hattest dein einziges Kind verloren«, rechtfertigte Alex ihr Verhalten.
    »Ja«, war alles, was Dana dazu sagte. Sie schien nicht gewillt, mehr zu sagen.
    Vermutlich wollte sie nicht über Josh sprechen. Dana hatte bereits einen emotional aufrührenden Tag und Abend hinter sich. Sie brauchte nicht noch mehr Schmerz in dieser Nacht.
    Sie saßen so eine ganze Weile. Dana hatte das Gesicht in Alex’ T-Shirt vergraben und atmete ihren Geruch mit jedem Atemzug. Alex’ linke Hand fuhr in Kreisen über Danas Rücken, während ihre rechte noch immer ihr Gesicht hielt.
    »Können wir so für immer sitzen bleiben?«, fragte Dana irgendwann.
    Alex lächelte. »Von mir aus gern.«
    Dana schmunzelte, als sie den Kopf schließlich von seinem Ruheplatz an Alex’ Brust nahm und die jüngere Frau ansah. Die Stimmung veränderte sich schlagartig. War sie gerade noch relaxt und leicht gewesen, wurde sie jetzt durchtränkt von Verlangen.
    In der nächsten Sekunde gaben beide der schwelenden Sehnsucht nach. Erneut fanden sich ihre Lippen. Der Kuss war fordernd, verlangend, doch nicht außer Kontrolle, sondern sehr intensiv, innig. Ihre Hände waren ebenfalls ruhelos, fuhren über leicht bekleidete Formen, griffen in Haar und Kleidung. Seufzer bahnten sich ihren Weg vorbei an Zungen, die miteinander rangen. So verloren sie sich mehrere Minuten ineinander.
    Sie trennten sich schließlich, weil sie beide kaum noch Luft bekamen. Alex hielt Danas Gesicht umfasst, sie wollte sie nicht ganz gehen lassen.
    »Was ist, wenn Lauren uns so findet?«, fragte Dana.
    Alex nahm ein paar tiefe Atemzüge und antwortete mit einem Grinsen. »Dann sage ich ihr, dass du mich geschwängert hast. Sie wird Dads alte Schrotflinte aus dem Keller holen und dich damit zwingen, eine ehrbare Frau aus mir zu machen.«
    Dana lachte auf. Sie konnte nicht anders. Sie

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