Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schwester der Braut

Die Schwester der Braut

Titel: Die Schwester der Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Westphal
Vom Netzwerk:
war. Er machte sich auf den Weg den Flur entlang ins Schlafzimmer.
    Dana folgte ihm. Sie konnte nicht sagen, was sie mehr ärgerte: die Selbstverständlichkeit, mit der er hier hereinplatzte (er hätte tatsächlich seinen Schlüssel benutzen wollen anstatt zu klingeln!) oder seine Schnoddrigkeit ihr gegenüber.
    »Wie war eigentlich die Hochzeit? Sie war doch dieses Wochenende, oder?«
    Dana schüttelte irritiert den Kopf. Was sollte das? Brian interessierte sich nicht im Geringsten für die Angelegenheiten seiner Nachbarn, am Allerwenigsten die der Herreras.
    »Ja, sie war gestern. Es war sehr schön.«
    »War Alex dort?«, fragte Brian als nächstes und öffnete einen seiner Schränke. Er schien beschäftigt mit Packen, trotzdem wartete er auf eine Antwort.
    In Dana stieg leichte Panik auf. Konnte es sein, dass Brian von ihr und Alex wusste? Hatte er vielleicht einen Privatdetektiv engagiert, wie es Ehemänner in kitschigen Krimiserien taten, um sie in einer kompromittierenden Situation zu erwischen, damit er ihr keinen Unterhalt zahlen musste?
    »Natürlich war Alex auf der Hochzeit ihrer Schwester«, entgegnete Dana vorbei an einem dicken Knoten, der ihr die Kehle zudrückte.
    »Du weißt nicht zufällig, ob sie noch da ist?«
    »Sie ist heute Mittag wieder zurück nach Baltimore gefahren.«
    Brian nickte. »Schade.« Er sah Dana nicht an, packte nur weiterhin Klamotten in seinen Koffer.
    Seine Frau bemerkte, dass er vor allem seine legere Kleidung einpackte: Sweater, Jeans, T-Shirts. Vieles davon trug einen Boston University -Schriftzug.
    »Warum fragst du nach Alex?«, fand Dana schließlich den Mut zu fragen.
    »Das erste Spiel der Saison ist morgen. Die Ravens spielen gegen die Patriots . Jeder weiß, dass Reporter auch noch sehr spät an Tickets kommen können. Ich dachte, ich frage sie.«
    Danas Augen weiteten sich ungläubig. Ihre Panik schwand. Sie lachte auf, denn der Irrsinn von Brians Worten erreichte sie. »Du wolltest Alex fragen, ob sie dir einen Gefallen tut?« Die Betonung lag auf »dir«.
    Brian blickte seine Frau verständnislos an. »Warum sollte sie nicht?«
    »Lauren ist meine beste Freundin, Brian. Sie ist Alex’ Mutter.« Entweder hatte Brian dies vergessen oder seine Deduktionsfähigkeiten hatten in den letzten Wochen extrem nachgelassen.
    »Und?«
    Vielleicht hatte er auch einfach seinen Verstand verloren.
    »Warum sollte Alex dir einen Gefallen tun? Das ist absurd«, bemerkte Dana.
    Brian zuckte mit den Schultern. Aufmerksam sah er seine Frau an. »Unsere Scheidung. Du weißt, warum ich es getan habe. Ich habe es dir erklärt.«
    Dana lachte auf. Es klang bitter. »Du hast gesagt, dass du es nicht mehr aushältst. Wenn du meinst, das ist eine Erklärung für das Scheitern von achtundzwanzig Jahren Ehe, ja, dann hast du es wohl erklärt«, bemerkte sie zynisch.
    Brian schüttelte den Kopf. »Es ist nicht allein meine Schuld«, verteidigte er sich.
    »Das habe ich auch nicht gesagt. Aber gab es keinen anderen Weg, es zu beenden, Brian? Einen besseren Weg?«
    »Du wolltest nicht mit mir reden. Ich habe es oft genug versucht.« Brian hob seine Hände, als hätte er alles getan und sich nichts vorzuwerfen.
    Es ging nicht darum, dass er nicht die Schuld in die Schuhe geschoben bekommen wollte – er wollte vielmehr ihr den Schwarzen Peter zuschieben. Dana schloss einen Moment die Augen und atmete tief durch. »Und ich will immer noch nicht darüber reden. Wir haben beide einen Anwalt, die können das Reden übernehmen. Bist du hier fertig?«
    »Findest du nicht, dass du dich ein wenig albern verhältst?«, fragte Brian, und dieses Mal erhob er seine Stimme.
    »Ich benehme mich albern? Vor zwei Tagen saßen wir uns in einem Büro gegenüber. Du hast mich nicht angesehen; du hast nicht mit mir gesprochen; du hast mich gerade einmal begrüßt – und ich benehme mich albern? Weißt du überhaupt . . .« Sie stoppte sich. Sie würde ihm nicht sagen, wie sehr sein Verhalten sie verletzt hatte. Sie würde ihm nicht zeigen, dass sein Auftauchen hier an diesem Abend – gerade diesem Abend – sie völlig aus der Bahn warf. »Hast du jetzt alles?«
    »Dana . . .«
    »Nein. Ich will nichts mehr hören, Brian. Geh jetzt!«
    Diesmal atmete Brian tief durch. Beim Umdrehen fiel sein Blick auf eine Anrichte im Flur. Zielstrebig eilte er hinüber. Er öffnete sie und entnahm ihr einen Ordner, mit dem er zurück ins Schlafzimmer ging.
    »Den nimmst du nicht mit!« Die Aufschrift auf dem Ordner

Weitere Kostenlose Bücher