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Die Schwester der Braut

Die Schwester der Braut

Titel: Die Schwester der Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Westphal
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schwiegen. Jorge Herrera war nicht der einzige der Familie, der mit Alex’ Homosexualität ein Problem gehabt hätte.
    »Tust du mir einen Gefallen?« Lauren und setzte sich wieder auf ihren Stuhl. Sie entließ ihre Tochter allerdings nicht, sondern nahm ihre beiden Hände in ihre.
    Alex hob fragend eine Augenbraue.
    »Könntest du noch warten, bis du es Ally erzählst? Ich meine nicht nur, solange sie auf Hochzeitsreise ist.«
    »Auf unbestimmte Zeit?«, fragte Alex.
    Lauren machte ein trauriges Gesicht. »Du weißt, wie sie ist.«
    »Sie ist wie Dad«, bestätigte Alex.
    »Nicht nur. Aber ja, sie ist ihm sehr ähnlich. Ich möchte einfach . . . ich weiß nicht. Kannst du noch warten?«
    Alex nickte. »Es ist nicht so, als hatte ich geplant, es dir zu sagen – zumindest nicht diese Woche. Ich wollte es allerdings demnächst machen. Dana meinte . . .« Alex hielt inne. Sie hatte Dana aus der ganzen Unterhaltung heraushalten wollen, und nun hatte sie sogar zugegeben, dass sie mit Dana darüber gesprochen hatte.
    »Dana? Du hast mit Dana . . . Du hast ihr erzählt, dass du lesbisch bist, bevor du es mir erzählt hast?« Lauren war verletzt über diese Neuigkeit.
    »Mom, es tut mir leid. Ich habe es ihr nicht erzählt, zumindest nicht zuerst. Sie hat mich gefragt. So, wie du mich auch gefragt hast.«
    Lauren schien trotzdem noch nicht glücklicher darüber zu sein. Sie sah Alex für den Moment nicht an, sondern starrte einfach vor sich hin.
    Alex wartete darauf, was sie als nächstes sagen würde.
    »Ich sollte vermutlich nicht überrascht sein. Ihr habt viel miteinander geredet, seit du hier bist. Da blieb es vermutlich nicht aus, dass ihr auch über dich gesprochen habt. Über deine Probleme . . .«
    »Ich hätte es dir zuerst sagen sollen. Es tut mir leid. Es war an dem Abend, als ich mit Rick und Ally essen war – mit Tom. Sie hat mich einfach gefragt. Ich konnte sie nicht anlügen«, erklärte Alex die Situation.
    »Nein, das solltest du auch nicht. Du solltest niemals lügen müssen darüber, wer du bist.« Lauren sah ihrer Tochter fest in die Augen. In ihrem Blick lag eine gewisse Trauer.
    »Mom.«
    »Es ist . . . Dana hat etwas in dir gesehen, das ich nicht gesehen habe. Ich bin froh, dass sie dich darauf angesprochen hat und dass du mit ihr darüber reden konntest. Sie ist wirklich eine gute Freundin.«
    Alex nickte. Trotzdem machte es ihrer Mutter zu schaffen. »Das ist sie. Aber du bist meine Mom, und sie ist deine beste Freundin. Ich hätte sensibler sein müssen. Es tut mir leid.«
    Lauren versuchte ein Lächeln. »Das hätte ich auch vor sechzehn Jahren. Dann würden wir hier heute nicht sitzen. Aber weißt du was? Ich bin froh, dass wir hier sitzen. Und ich bin froh über dieses Gespräch. Falls es von jetzt an irgendetwas gibt, das du mir erzählen möchtest . . . ich bin immer hier. Du kannst spontan rüberkommen oder mich fragen, ob ich in die Stadt komme – ich bin immer für dich da, Kleines.«
    Dieses Mal standen sie beide auf und umarmten einander. Es war eine lange und feste Umarmung. Es war ein Versprechen. Und es war auch ein Pakt. Der Pakt, die Wahrheit noch eine Weile für sich zu behalten, fern von Alicia – auf unbestimmte Zeit.
    Nach dem Lunch machte sich Alex auf den Weg zurück nach Baltimore. Ihre Mutter hatte gefragt, ob sie nicht noch bis zum nächsten Tag bleiben könnte, doch an diesem Sonntag fand das erste Spiel der neuen Footballsaison statt. Alex musste darüber berichten – und wollte sich das Spiel lieber im Stadion ansehen als auf dem altmodischen Fernsehgerät ihrer Mutter.
    Als Alex ihre Tasche auf die Rückbank ihres Ford Pick-up warf, sah sie zu Danas Haus hinüber. Dort regte sich nichts. Alex fragte sich einen Moment, ob sie hinübergehen sollte, um sich zu verabschieden. Sie hätte Dana gern noch einmal gesehen.
    Alex sah sich nach ihrer Mutter um, die in der Auffahrt stand. Sie lächelte ihrer Tochter zu.
    Alex winkte. »Ich rufe dich an«, rief sie zu ihr hinüber.
    Lauren winkte zurück, dass sie verstanden hatte.
    Alex ging um ihren schweren Truck herum und glitt gleich darauf hinters Lenkrad. Sie sah im Rückspiegel auf das Haus auf der anderen Straßenseite. Wusste Dana, dass sie heute wieder nach Hause fahren würde?
    Alex startete ihren Wagen und lenkte ihn sicher aus der Parklücke vor dem Haus ihrer Eltern. Sie machte sich auf den langen Rückweg, auf dem sie sich immer wieder dieselbe Frage stellte: Kümmerte es Dana

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