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Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Titel: Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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Tennisturnier«, erwiderte sie. »Ich muß jedem Herrn einen passenden Partner zuordnen.«
    »Ich meinte, was habt Ihr da in der Hand?«
    »Es ist einer der Namen. Ich lege sie in der Reihenfolge des Spiels hin.«
    »Und wen drückt ihr da so an Euch?«
    Sie brachte ein Erröten zustande. »Ich weiß es nicht. Ich habe mir den Namen nicht angesehen.«
    »Darf ich?« Er streckte ihr die Hand hin.
    Sie gab ihm das Fähnchen nicht. »Es hat nichts zu bedeuten. Laßt mich das Fähnchen an die Stelle stecken, wo es auf der Tafel hingehört. Dann überlegen wir gemeinsam, wie die Reihenfolge der Spieler sein sollte, Majestät.«
    Henry war hellwach. »Ihr scheint Euch zu schämen, Mistress Boleyn.«
    Sie brauste ein wenig auf. »Ich schäme mich wegen gar nichts. Ich möchte nur nicht töricht wirken.«
    »Töricht?«
    Anne wandte den Kopf. »Bitte, laßt mich diesen Namen hinlegen. Dann könnt Ihr mir sagen, wie die Reihenfolge sein sollte.«
    Er streckte die Hand aus. »Ich möchte wissen, welcher Name auf dem Fähnchen steht.«
    Einen schrecklichen Augenblick lang dachte ich, daß sie vielleicht doch nicht Theater spielte. Ich dachte, er würde nun gleich herausfinden, daß sie mogelte, um unserem Bruder George den besten Platz im Turnier zu sichern. Sie wirkte so verwirrt und bekümmert, daß sogar ich glaubte, nun hätte er sie erwischt. Der König hatte Witterung aufgenommen. Er wußte, daß man etwas vor ihm verbarg, und die Neugier quälte ihn.
    »Ich befehle es Euch«, sagte er leise.
    Widerwillig legte Anne die kleine Fahne in seine ausgestreckte Hand, machte einen raschen Hofknicks und entfernte sich, ohne sich noch einmal umzusehen. Wir hörten nur |266| noch ihre Absätze auf dem Steinpflaster klappern, als sie vom Tennisplatz zum Schloß zurücklief.
    Henry schaute sich den Namen auf dem Fähnchen an, das sie an die Brust gedrückt hatte. Es war sein eigener.
     
    Der Aufbruch der französischen Gesandten stand unmittelbar bevor. Die Verträge waren unterzeichnet. Zum Abschied sollten ein großes Maskenspiel und ein Fest in den Gemächern der Königin stattfinden, ohne ihre Einladung, sogar ohne ihre Zustimmung. Der Festmeister erschien einfach und verkündete knapp, der König habe ein Maskenspiel in ihren Räumen angeordnet. Die Königin lächelte, als sei dies ihr sehnlichster Wunsch, und ließ ihn für die Wandbehänge, Teppiche und Kulissen Maß nehmen. Die Hofdamen der Königin sollten Gewänder aus Gold und Silber tragen und mit dem König und seinen Gefährten tanzen, die maskiert erscheinen würden.
    Ich überlegte, wie oft wohl die Königin schon vorgegeben hatte, ihren Gatten nicht zu erkennen, wenn er verkleidet in den Raum trat, wie oft sie ihn beobachtet hatte, wenn er mit anderen Damen tanzte, wie oft er mich vor ihren Augen aus dem Zimmer geleitet hatte. Nun würden sie und ich zusammen zusehen, wie er mit Anne tanzte. Keinen Augenblick lang war auch nur eine Spur von Groll auf ihrem Gesicht zu sehen.
    Am nächsten Mittag erschienen die französischen Gesandten zum Festessen im Großen Saal. Die Königin saß zur Rechten Henrys, doch seine Augen ruhten nur auf Anne. Trompeten erschollen, und die Diener kamen im Gleichschritt wie die Soldaten in ihrer leuchtenden Livree in den Raum marschiert und trugen ein Gericht nach dem anderen auf, erst am obersten Tisch und dann an allen anderen. Es war ein außerordentlich üppiges Festmahl mit einer ungeheuren Vielfalt an Speisen, mit der man den Reichtum des Königs und seines Landes demonstrieren wollte. Henry kostete von allem, aber Anne lehnte alles, was man ihr anbot, ab.
    Henry winkte einen der Servierer mit einer Fingerbewegung zu sich hin und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Er schickte |267| Anne das Herzstück eines Gerichtes, eine gebratene Lerche. Sie blickte auf, als sei sie überrascht – als hätte sie nicht ständig selbst die geringste seiner Bewegungen beobachtet –, lächelte ihm zu und neigte zum Dank den Kopf. Dann probierte sie das Fleisch. Während sie lächelnd ein kleines Scheibchen zum Mund führte, sah ich, wie der König vor Begierde bebte.
    Nach dem Essen zogen sich die Königin und ihre Hofdamen zurück. Wir eilten in unsere Gemächer, um uns umzuziehen. Anne und ich halfen einander, uns in die engen Mieder unserer goldenen Gewänder zu schnüren, und Anne beschwerte sich, als ich sie zu fest band.
    »Zuviel Lerche«, meinte ich unbarmherzig.
    »Hast du gesehen, wie er mich beobachtet?«
    »Das haben alle gesehen.«
    Sie

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