Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Titel: Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
Vom Netzwerk:
Papst in seiner Gewalt?«
    »Carlos von Spanien, hast du gesagt.«
    »Und wer ist die Tante von Carlos von Spanien?«
    »Die Königin.«
    »Glaubst du also, daß der Papst nun dem König eine Scheidung bewilligt?«
    Ich hielt inne. George sprang zwei Stufen nach oben und küßte mich auf den offenen Mund. »Dummes kleines Mädchen«, sagte er herzlich. »Es ist eine Schreckensmeldung für den König. Jetzt wird er sie niemals los. Es ist alles schiefgegangen, und wir Boleyns stecken mittendrin in diesem Schlamassel.«
    Ich packte seine Hand, als er von mir wegrennen wollte. »Warum bist du dann aber so glücklich? George! Wenn wir alle ruiniert sind? Was macht dich so fröhlich?«
    Er lachte zu mir auf. »Ich bin nicht fröhlich, ich war nur übergeschnappt«, rief er. »Einen Augenblick lang hatte ich schon an unseren eigenen Wahnsinn geglaubt. Ich hatte angefangen, daran zu glauben, daß Anne seine Frau und die nächste Königin von England sein würde. Und nun bin ich wieder bei Verstand. Gott sei Dank! Deswegen lache ich. Jetzt laß mich gehen. Ich muß es Vater berichten. Ich habe die Neuigkeit von einem Bootsmann, der dem Kardinal die Botschaft gebracht hat. Vater wird es sicher als erster wissen wollen, wenn ich ihn nur finden kann.«
    Ich ließ ihn ziehen, in seinem Ungestüm konnte ihn niemand zurückhalten.
    Ich sank auf die Stufen und fragte mich, wo wir Boleyns nun standen, da alle Macht wieder bei der Königin war.
    George hatte mir nicht gesagt, ob ich der Königin die Neuigkeit mitteilen dürfte oder nicht. Ich hielt es für sicherer, zu schweigen, als ich in ihre Gemächer zurückkehrte. Ich glättete meine Stirn, zog mir das Mieder gerade und faßte mich, ehe ich die Tür öffnete.
    |275| Sie wußte es bereits. Ich konnte es daran erkennen, daß sie das Altartuch zur Seite geworfen hatte, am Fenster stand und hinausschaute, als könnte sie bis nach Italien sehen, bis zu ihrem siegreichen jungen Neffen, der versprochen hatte, sie zu lieben und zu ehren, und der nun im Triumph in Rom einritt. Sie warf mir einen raschen, vorsichtigen Blick zu und lächelte vorsichtig, als sie mein entsetztes Gesicht sah.
    »Ihr habt die Neuigkeiten gehört?« vermutete sie.
    »Ja. Mein Bruder wollte sie so schnell wie möglich meinem Vater überbringen.«
    »Das ändert alles«, bestätigte sie. »Alles.«
    »Ich weiß.«
    »Eure Schwester ist in einer schwierigen Lage, wenn sie es erfährt«, meinte sie schlau.
    Nun mußte ich unwillkürlich lächeln. »Sie hat sich selbst schon als eine vom Sturm gebeutelte Jungfer bezeichnet!« sagte ich.
    Die Königin schlug sich die Hand vor den Mund. »Anne Boleyn? Vom Sturm gebeutelt?«
    Ich nickte. »Sie hat ihm ein Schmuckstück geschenkt, auf dem eine Jungfer in einem vom Sturm gebeutelten Boot sitzt.«
    Die Königin biß sich in die Knöchel ihrer geballten Faust. »Pst! Pst!«
    Draußen vor der Tür waren Stimmen zu hören. Mit einer einzigen raschen Bewegung war Katherine wieder an ihrem Platz, hatte den Stickrahmen herangezogen und saß mit ernstem Gesicht über die Arbeit gebeugt. Sie deutete mit einer Kopfbewegung auf meine Stickerei. Auch ich nahm die Nadel und den Seidenfaden wieder auf. So fanden uns die Wachen vor, als sie die Tür öffneten.
    Es war der König selbst. Er trat ein, stutzte kurz, als er mich sah, und kam dann näher, als sei er froh, mich als Zeugin des Gesprächs zugegen zu haben.
    »Es scheint, Euer Neffe hat das schrecklichste aller Verbrechen begangen«, erklärte er ohne Umschweife, und seine Stimme klang hart und zornig.
    Sie hob den Kopf. »Majestät.« Sie sank in einen Hofknicks.
    |276| »Ich wiederhole, das schrecklichste aller Verbrechen.«
    »Nun, was hat er denn angestellt?«
    »Seine Armee hat den Heiligen Vater gefangengenommen und eingesperrt. Eine gotteslästerliche Tat, eine Sünde gegen den heiligen Petrus selbst.«
    Ein kleines Stirnrunzeln erschien auf ihrem müden Gesicht. »Ich bin sicher, er wird den Heiligen Vater unverzüglich wieder freilassen und in alle Ämter einsetzen«, meinte sie. »Warum auch nicht?«
    »Gewiß nicht, denn er weiß, wenn er den Papst in seiner Gewalt hat, dann hat er damit auch uns alle in der Hand! Er will uns alle lenken, indem er den Papst lenkt!«
    Die Königin hatte den Kopf wieder über ihre Stickerei gebeugt, doch ich konnte den Blick nicht von Henry losreißen. Er war anders, als ich ihn je gesehen hatte, nicht wütend und hitzig wie sonst, sondern eiskalt in seinem Zorn.
    »Er ist ein sehr

Weitere Kostenlose Bücher