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Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Titel: Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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dauern.«
    |281| Sie umklammerte das mit Samt gepolsterte Kissen ihres Betstuhls mit ihren altersfleckigen Händen. Ich wußte, daß sie jetzt auf dieser Welt nichts mehr hörte und sah. Sie war ihrem Gott ganz nah. Ich ging leise aus dem Zimmer und schloß die Tür hinter mir.
     
    George lauerte im Schatten der Empfangsräume auf mich. »Onkel will dich sehen«, sagte er knapp.
    »George, ich kann nicht zu ihm gehen. Denk dir eine Entschuldigung für mich aus.«
    »Komm schon.«
    Die Sonne fiel durch das offene Fenster, und ich blinzelte in das strahlende Licht. Draußen konnte ich jemanden singen hören, dann Annes sorgloses, perlendes Lachen.
    »Bitte, George, sag ihm, daß du mich nicht finden konntest.«
    »Er weiß, daß du bei der Königin warst. Ich habe den Befehl, hier zu warten, bis du herauskommst. Wann immer das sein mag.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich kann sie nicht verraten.«
    George durchquerte den Raum mit drei schnellen Schritten, packte mich am Ellbogen und schob mich zur Tür. Ich mußte rennen, um mit ihm Schritt zu halten.
    »Wer ist deine Familie?« herrschte er mich an.
    »Boleyn.«
    »Wer sind deine Verwandten?«
    »Howard.«
    »Was ist dein Zuhause?«
    »Hever und Rochford.«
    »Was ist dein Königreich?«
    »England.«
    »Wer ist dein König?«
    »Henry.«
    »Dann diene ihnen. Genau in dieser Reihenfolge. Ist auf dieser Liste irgendwo die spanische Königin vorgekommen?«
    »Nein.«
    »Vergiß das bloß nicht!«
    |282| »George!«
    »Ich verzichte Tag für Tag auf meine innigsten Wünsche für diese Familie«, sagte er mit wilder Stimme. »Tag für Tag tanze ich um die eine oder andere Schwester herum und spiele den Kuppler des Königs. Tag für Tag ersticke ich meine eigenen Sehnsüchte, meine Leidenschaft, meine Seele! Ich kenne mich schon selbst nicht mehr. Und jetzt komm gefälligst mit!«
    Er schob mich in Onkel Howards Privatgemächer, ohne vorher anzuklopfen. Onkel saß am Schreibtisch. Das Sonnenlicht fiel hell auf seine Papiere, und vor ihm auf dem Tisch stand ein Strauß früher Rosen. Er blickte auf, als ich hereinkam, und bemerkte mit wachem Blick meinen fliegenden Atem und den Kummer auf meinem Gesicht.
    »Ich muß wissen, was zwischen dem König und der Königin vorgefallen ist«, sagte er ohne Umschweife. »Eine Zofe hat mir berichtet, daß du bei ihnen warst.«
    Ich nickte. »Ich hörte sie weinen und bin ins Zimmer geeilt.«
    »Sie hat geweint?« fragte er ungläubig.
    Ich nickte.
    »Erzähl.«
    Ich schwieg einen Moment.
    Er blickte mich wieder an. In seinen durchdringenden Augen lag eine ganze Welt der Macht. »Erzähl es mir!« drängte er.
    »Der König hat ihr mitgeteilt, daß er die Auflösung der Ehe beantragen wird, weil sie ungültig ist.«
    »Und sie?«
    »Sie hat ihn bezichtigt, Absichten auf Anne zu haben, und er hat es nicht geleugnet.«
    Wilde Freude loderte in den Augen meines Onkels auf. »Und als du sie verlassen hast?«
    »Da betete sie.«
    Mein Onkel stand auf und kam zu mir herüber. Nachdenklich nahm er meine Hand und sagte: »Du möchtest doch sicher diesen Sommer deine Kinder sehen, nicht wahr, Mary?«
    Meine Sehnsucht nach Hever, nach der kleinen Catherine und meinem Jungen drohte mich zu übermannen. Einen |283| Augenblick lang schloß ich die Augen und konnte sie vor mir sehen, sie in meinen Armen spüren.
    »Wenn du uns in dieser Angelegenheit gute Dienste tust, dann lasse ich dich den ganzen Sommer nach Hever gehen, während der Hof auf Staatsreise durch das Land zieht. Du kannst den ganzen Sommer mit deinen Kindern verbringen, und niemand wird dich belästigen. Aber du mußt mir in dieser Sache helfen, Mary. Du mußt mir genau sagen, was die Königin deiner Meinung nach plant.«
    Ich seufzte leise. »Sie sagte, sie würde an ihren Neffen schreiben. Sie sagte, sie hätte ihre eigenen Kanäle, um die Briefe nach Spanien zu verschicken.«
    Er lächelte. »Ich erwarte von dir, daß du herausfindest, wie sie ihre Briefe nach Spanien auf den Weg bringt. Wenn du das tust, bist schon in der folgenden Woche bei deinen Kindern.«
    Ich würgte das Gefühl des Verrats herunter.
    Onkel schritt hinter seinen Schreibtisch zurück und wandte sich wieder seinen Papieren zu. »Du kannst jetzt gehen«, meinte er gleichgültig.
     
    Die Königin saß am Tisch, als ich in ihr Zimmer trat. »Ah, Lady Carey, könntet Ihr mir noch eine weitere Kerze anzünden? Ich sehe kaum genug zum Schreiben.«
    Ich brachte ihr einen zweiten Leuchter und stellte ihn neben ihr

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