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Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Titel: Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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würde er auch die heilige Reinheit ihrer Seele lieben. Sie gestand ihm, sie hätte Angst, sie sehnte sich nach ihm, schrecke aber gleichzeitig vor ihm zurück, sie bräuchte noch Zeit.
    »Wie lange soll das denn noch dauern?« fauchte sie George und mich an. »Großer Gott! Ein verdammter Schreiberling reitet nach Rom, läßt ein Dokument unterschreiben und kommt zurück? Wie lange kann das dauern?«
    Wir saßen gemütlich in unserem Schlafzimmer im hinteren Teil ihrer Privatgemächer, dem einzigen abgeschiedenen Raum im ganzen Palast. Überall sonst waren wir ständig öffentlich zur Schau gestellt. Alle beobachteten Anne mit Adleraugen, |299| um das geringste Zeichen dafür zu entdecken, daß der König das Interesse an ihr verlor oder daß er sie endlich besessen hatte. George und ich fühlten uns an manchen Tagen wie ihre Leibwache, an anderen wie ihre Gefängniswärter. Sie schritt mit rauschenden Gewändern in dem engen Raum rastlos zwischen Bett und Fenster hin und her, murmelte ständig vor sich hin. George packte ihre Hände und zwang sie stehenzubleiben.
    »Anne, beruhige dich. Wir müssen gleich draußen das Bootsrennen ansehen. Bis dahin mußt du dich gefaßt haben.«
    Sie wehrte sich gegen seinen festen Griff. Ihre Wut verflog. »Ich bin so müde«, flüsterte sie.
    »Ich weiß«, antwortete er gelassen. »Aber es kann noch eine Zeit so weitergehen, Anne. Du spielst um den höchsten Preis. Du mußt dich auf einen langen Kampf einstellen.«
    »Wenn sie doch nur sterben würde!« brach es plötzlich aus ihr hervor.
    Georges Blick wanderte sofort zu der dicken Holztür. »Pst. Das könnte passieren«, meinte er. »Oder Wolsey könnte es geschafft haben. Er könnte gerade in diesem Augenblick zu Schiff die Themse heraufkommen, und morgen schon könntest du verheiratet sein, morgen abend im Bett des Königs liegen und übermorgen schwanger sein. Nur ruhig Blut, Anne. Alles hängt davon ab, daß du dir dein gutes Aussehen bewahrst.«
    »Und dein Temperament zügelst«, fügte ich leise hinzu.
    »Du wagst es, mir gute Ratschläge zu geben?«
    »Tobsuchtsanfälle wird er sich nicht gefallen lassen«, warnte ich sie. »Er hat sein ganzes Eheleben mit Katherine verbracht, und sie hat nicht einmal eine Augenbraue hochgezogen, geschweige denn ihre Stimme erhoben. Er wird dir viel erlauben, weil er verrückt nach dir ist. Aber Szenen wird er sich nicht bieten lassen.«
    Ich fürchtete, sie würde gleich wieder aufbrausen, aber sie nickte, weil sie begriff, daß ich vernünftig gesprochen hatte. »Ich weiß. Deswegen brauche ich euch beide.«
    Wir traten ein wenig näher zu ihr. George hielt noch ihre |300| Hände umschlossen, und ich umfing ihre Hüften und zog sie fest an mich.
    »Ich weiß«, erwiderte George. »Wir sitzen alle im gleichen Boot. Es geht um uns alle, die Boleyns und die Howards. Für uns steht alles auf dem Spiel. Wir setzen alles auf eine Karte und stellen uns auf einen langen Kampf ein. Du mußt den Angriff führen, Anne. Aber wir stehen alle hinter dir.«
    Sie nickte und schaute in den neuen großen Spiegel an der Wand. Sie schob ihre Haube ein wenig zurück, richtete ihre Perlenkette, drehte den Kopf und betrachtete sich von der Seite, probte ihr kokettes Lächeln. »Ich bin bereit«, sagte sie.
    Während sie hoch erhobenen Hauptes durch die Tür schritt, warfen George und ich einander einen raschen Verschwörerblick zu und folgten ihr.
    Von der königlichen Barke aus beobachtete auch mein Ehemann das Bootsrennen. Er lächelte mir zu und deutete auf den Platz neben sich auf der Bank. George gesellte sich zu den anderen jungen Männern des Hofes. Ich überprüfte mit einem raschen Seitenblick, ob Anne neben dem König saß. Die kokette Neigung ihres Kopfes und der flüchtige Blick aus dem Augenwinkel verrieten mir, daß sie sich und ihn wieder vollständig in der Hand hatte.
    »Geht mit mir vor dem Essen noch im Park spazieren«, flüsterte mir mein Ehemann ins Ohr.
    Ich war sofort hellwach. »Warum?«
    Er lachte mich an. »Oh, ihr Howards! Weil ich Eure Gesellschaft genieße und Euch darum bitte. Weil wir Mann und Frau sind und nun wohl bald wie Mann und Frau leben dürfen.«
    Ich lächelte kläglich. »Das vergesse ich nicht.«
    »Vielleicht lernt Ihr, Euch darauf zu freuen?«
    »Vielleicht«, erwiderte ich zuckersüß.
    Er blickte über den Fluß, wo die Nachmittagssonne auf dem Wasser glitzerte. Die Boote der Adeligen wurden zum Start geschleppt. Die Ruderer in ihrer prächtigen Livree waren

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