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Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Titel: Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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Versprechungen machen. Sein Wort gehört mir. Er ist mit mir verheiratet.«
    Dazu konnte ich nichts mehr sagen. »Gott segne Euch, Majestät.«
    Sie lächelte ein wenig traurig, als wüßte sie so gut wie ich, daß dies ein Abschied für immer sein könnte. Sie würde vielleicht nicht mehr bei Hof sein, wenn ich zurückkehrte. Sie hob die Hand zum Segen über meinem Kopf, als ich meinen Hofknicks vor ihr machte. »Gott schenke Euch ein langes Leben und viel Freude an Euren Kindern«, sagte sie.
     
    |334| Hever lag im warmen Sonnenschein, und Catherine konnte schon all unsere Namen schreiben, ein kleines Buch vorlesen und ein Lied auf französisch singen. Henry, der störrisch unbelehrbar blieb, wollte sich nicht einmal seinen kleinen Sprachfehler abgewöhnen und sagte standhaft weiter »w« statt »r«. Ich hätte ihn strenger korrigieren müssen, aber ich fand ihn zu niedlich. Er nannte sich selbst »Henwy« und mich seine »Teuwe«, und ich hätte schon ein Herz aus Stein haben müssen, um ihm sagen zu können, daß er die Worte falsch aussprach. Ich erklärte ihm auch nicht, daß ich nur noch auf Duldung seine Mutter war, daß er vor dem Gesetz als Annes Sohn galt.
    George blieb zwei Wochen bei uns auf dem Land. Er war genauso froh wie ich, dem Hof den Rücken zu kehren, der nur darauf lauerte, wann man die Königin zur Strecke brachte. Wir wollten beide nicht dabeisein, wenn das Gericht sein Urteil gegen die unschuldige Königin sprach und sie in Ungnade vom Hof verstieß. Doch dann erhielt George einen Brief von unserem Vater.
     
    George,
    Es ist alles schiefgegangen. Campeggio hat heute verkündet, daß er ohne den Papst keine Entscheidung fällen kann. Das Gericht ist vertagt. Henry tobt vor Wut, und deine Schwester ist außer sich.
    Wir sollen alle unverzüglich die Staatsreise antreten, und die Königin soll in Ungnade zurückbleiben.
    Du und Mary, ihr müßt sofort zu Anne kommen, niemand sonst kann ihre Wutausbrüche zügeln.
    Boleyn
     
    »Ich gehe nicht«, sagte ich schlicht.
    Wir saßen nach dem Essen zusammen im Großen Saal. Großmutter Boleyn war schon zu Bett gegangen, die Kinder schliefen tief und fest in ihren kleinen Bettchen, nachdem sie den ganzen Tag lang herumgetollt waren und Verstecken und Fangen gespielt hatten.
    |335| »Ich muß hin«, meinte George.
    »Sie haben gesagt, daß ich den Sommer mit den Kindern verbringen darf. Sie haben es mir versprochen.«
    »Wenn Anne dich braucht …«
    »Anne braucht mich immer, und dich braucht sie auch immer. Sie braucht uns immer alle. Sie versucht das Unmögliche möglich zu machen – eine gute Frau aus einer Ehe zu verdrängen, eine Königin vom Thron zu stoßen. Natürlich braucht sie eine Armee. Für derlei hochverräterischen Aufstand braucht man immer eine Armee.«
    George versicherte sich mit einem raschen Blick, daß die Tür geschlossen war. »Vorsicht.«
    Ich zuckte die Achseln. »Wir sind in Hever. Deswegen komme ich nach Hever. Damit ich frei sprechen kann. Sag ihnen, daß ich krank bin. Sag ihnen, es könnte sein, daß ich das Schweißfieber habe. Sag ihnen, daß ich komme, sobald ich mich wieder besser fühle.«
    »Es geht um unsere Zukunft.«
    Ich zuckte die Achseln. »Wir haben verloren. Alle wissen es, nur wir nicht. Katherine wird den König behalten, und das ist nur recht und billig. Anne wird seine Mätresse. Wir werden es niemals auf den englischen Thron schaffen. Nicht in dieser Generation. Du kannst nur hoffen, daß Jane Parker dir ein wunderhübsches kleines Mädchen schenkt. Die kannst du dann in diese Wolfsgrube werfen und sehen, wer sie sich schnappt.«
    Er lachte bei diesen Worten kurz auf. »Morgen mache ich mich auf den Weg. Wir können nicht alle klein beigeben.«
    »Wir haben verloren«, sagte ich matt. »Es ist keine Schande, die Waffen zu strecken, wenn man völlig geschlagen ist.«
     
    Liebe Mary,
    George hat mir gesagt, daß du nicht zum Hof kommen willst, weil du meine Sache für verloren hältst. Sei äußerst vorsichtig, zu wem du derlei sagst. Kardinal Wolsey wird sein Haus, sein Land und sein Vermögen verlieren und von seinem Posten als Lordkanzler abgesetzt. Es wird sein Ruin sein, daß er in meiner
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Sache versagt hat. Vergiß du also nicht, daß auch du deinen Beitrag zu leisten hast. Ich dulde keine halbherzigen Diener.
    Der König tanzt nach meiner Pfeife. Ich werde mich nicht von zwei alten Männern und ihrem Mangel an Mut besiegen lassen. Du freust dich zu früh, wenn du von meiner Niederlage

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