Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Titel: Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
Vom Netzwerk:
sprichst. Ich habe mein Leben verpfändet, um Königin von England zu werden. Ich habe gesagt, daß ich es schaffen werde, und ich werde es schaffen.
    Anne
     
    Komm auf jeden Fall im Herbst nach Greenwich.

|337| Herbst 1529
    Alles, was Anne Kardinal Wolsey angedroht hatte, erfüllte sich. Mein Onkel Howard und der Herzog von Suffolk, der Freund und Schwager des Königs, hatten das Vergnügen, dem in Ungnade gefallenen Kardinal das englische Großsiegel abzunehmen. Sie würden sich auch an seinem ungeheuren Vermögen gütlich tun dürfen.
    »Ich habe gesagt, ich würde ihn stürzen«, erklärte mir Anne selbstzufrieden. Wir saßen am Fenster des Empfangszimmers in Durham House und lasen. Wenn Anne am Fenster stand und den Hals ein wenig reckte, konnte sie York Place ausmachen, wo der Kardinal einmal seine uneingeschränkte Herrschaft ausgeübt hatte und wo sie Henry Percy liebengelernt hatte.
    Es klopfte an der Tür. Anne forderte mich mit einem Blick auf, für sie zu antworten. »Herein!« rief ich.
    Es war einer der Pagen des Königs, ein hübscher junger Mann von etwa zwanzig Jahren. Ich lächelte ihn an, und seine Augen funkelten. »Sir Harold?« fragte ich höflich.
    »Der König bittet seine liebreizende Herrin, dieses Geschenk anzunehmen«, sagte der Jüngling, beugte vor Anne das Knie und hielt ihr ein kleines Kästchen entgegen.
    Sie nahm es ihm ab und öffnete es. Der Inhalt entlockte ihr ein kleines zufriedenes Schnurren.
    »Was ist es?« erkundigte ich mich neugierig.
    »Perlen«, erwiderte sie knapp. Sie wandte sich dem Pagen zu. »Sagt dem König, daß mich sein Geschenk ehrt und daß ich den Schmuck heute abend zum Essen tragen werde, um ihm persönlich zu danken. Sagt ihm«, und sie lächelte, als sei es ein kleiner, vertrauter Scherz, »daß er in mir keine grausame, sondern eine gnädige Herrin finden wird.«
    |338| Der junge Mann nickte feierlich, erhob sich, machte eine tiefe Verbeugung vor Anne und eine kleine, kokette zu mir hin und verabschiedete sich. Anne warf das Kästchen zu mir herüber. Ich betrachtete die Perlen. Sie waren herrlich und in eine goldene Kette eingefügt.
    »Was hat deine Botschaft zu bedeuten?« erkundigte ich mich. »Daß du gnädig und nicht grausam sein wirst.«
    »Ich kann mich ihm nicht hingeben«, sagte sie rasch. »Wir hatten heute morgen eine kleine Auseinandersetzung, weil ich mich geweigert habe, nach der Messe in seine Privatgemächer mitzugehen.«
    »Was hast du gesagt?«
    »Ich hatte einen Wutausbruch«, gestand sie. »Ich habe geschimpft, er wolle mich wie eine Hure behandeln, mich und sich entehren und all unsere Chancen zunichte machen, eine angemessene Entscheidung aus Rom zu erwirken. Wenn irgend jemand glaubt, daß ich seine Metze bin, dann werde ich Katherine niemals verdrängen, dann wäre ich um keinen Deut besser als du!«
    »Du hattest einen Wutausbruch?« fragte ich. »Und was hat er gemacht?«
    »Ist zurückgewichen«, sagte Anne betreten. »Ist aus dem Raum gestürmt. Aber du siehst ja, was dabei herausgekommen ist. Er erträgt es nicht, wenn ich ungehalten mit ihm bin. Er tanzt nach meiner Pfeife.«
    »Im Augenblick«, warnte ich sie.
    »Oh, heute abend werde ich so gnädig sein, wie ich es ihm versprochen habe. Ich werde mich nur für ihn schön kleiden, nur für ihn singen und tanzen.«
    »Und nach dem Essen?«
    »Lasse ich mich von ihm berühren«, sagte sie unwillig. »Ich lasse ihn meine Brüste streicheln und mir mit der Hand unter den Rock fahren. Aber mein Gewand ziehe ich niemals für ihn aus. Ich wage es nicht.«
    »Bist du ihm sonst zu Gefallen?«
    »Ja«, antwortete sie. »Er besteht darauf, und ich sehe keine Möglichkeit, dem aus dem Weg zu gehen. Aber manchmal …« |339| Sie stand von der Bank beim Fenster auf und schritt mitten ins Zimmer. »Wenn er seine Beinkleider abgestreift hat, drückt er es mir in die Hand, und dafür hasse ich ihn. Es kommt mir wie eine Beleidigung vor, daß er mich so benutzt, und dann …« Sie unterbrach sich, sprachlos vor Wut. »Und dann erreicht er seine höchste Wonne, und es ist eine solche Schweinerei, so feucht, und ich denke …« Sie hieb ihre Faust in die andere Hand. »Ich denke, Gott, o Gott, ich brauche ein Kind, und all das hier wird verschwendet, während es doch in meinem Bauch sein sollte! Um Himmels willen! Es ist nicht nur eine schwere Sünde, es ist auch Wahnsinn!«
    »Es ist immer noch mehr da«, meinte ich pragmatisch.
    Der Blick, den sie mir zuwarf, war gespenstisch. »Aber von

Weitere Kostenlose Bücher