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Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Titel: Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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zufielen.
    »Mehrere Male, würde ich meinen«, sagte er. »Ich habe draußen vor dem Gemach gewartet und auf meinem Stuhl gedöst, und ein paarmal in der Nacht haben sie mich mit ihrem Schreien und Keuchen aufgeweckt. Gott gebe, daß uns das alles einen Erben beschert!«
    »Und es besteht kein Zweifel, daß er sie wirklich heiratet? Er wird ihrer nicht müde werden, nun, da er sie besessen hat?«
    »Nicht in den nächsten sechs Monaten. Jetzt hat sie auch Vergnügen daran und muß ihn sich nicht die ganze Zeit vom Leibe halten. Vielleicht ist sie nun auch netter zu ihm und – das gebe Gott – zu uns.«
    »Wenn sie zu dir noch viel netter ist, liegt sie bald in deinem Bett, nicht nur in dem des Königs.«
    |431| George räkelte sich und gähnte und lächelte träge auf mich herunter. »Sie war so heiß«, sagte er. »Und sie konnte es an niemandem sonst auslassen. Sie war heiß, und wenn das nachläßt, dann gebe Gott, daß sie ein Kind im Bauch trägt und einen Ring am Finger und eine Krone auf dem Kopf. Vivat Anna! Mißgönne dem, der dir mißgönnt. Es ist vollbracht.«
     
    Ich verließ Anne, die noch schlief, und überlegte, daß ich vielleicht William Stafford treffen könnte, wenn ich um diese Morgenstunde in die Räume meines Onkels ginge. Das Schloß erwachte gerade zum Leben. In den Gemächern meines Onkels herrschte die rege Betriebsamkeit eines großen Haushaltes, der sich an die Arbeit des Tages macht.
    Die Männer meines Onkels waren in einem halben Dutzend kleiner Zimmer neben dem großen Saal untergebracht, seine Gardisten schliefen in der Wachstube. William konnte überall sein. Ich schritt durch das Empfangszimmer, nickte zwei Herren zu, die ich kannte, und gab mir den Anschein, auf meinen Onkel oder meine Mutter zu warten.
    Die Tür zum Privatgemach meines Onkels öffnete sich, und George kam mit eiligen Schritten heraus.
    »O gut!« sagte er, als er mich sah. »Schläft Anne noch?«
    »Vorhin schlief sie noch.«
    »Geh und weck sie. Sage ihr, daß die Geistlichkeit sich dem König unterworfen hat, zumindest so viele, daß wir gewonnen haben. Thomas More hat allerdings verkündet, daß er von seinem Amt zurücktritt. Der König wird davon heute während der Frühmesse erfahren, wenn man ihm Mores Brief bringt, aber Anne muß gewarnt werden. Für den König wird das ein schwerer Schlag sein.«
    »Thomas More?« wiederholte ich. »Ich habe gedacht, er wäre auf unserer Seite?«
    Mein Bruder schnalzte ob meiner Unwissenheit mißbilligend mit der Zunge. »Er hat dem König versprochen, sich nicht öffentlich über die Auflösung der Ehe auszulassen. Aber es ist offensichtlich, welche Meinung er vertritt, nicht? Er ist Rechtsanwalt, ein logischer Denker, da wird ihn die |432| Verdrehung der Wahrheit, die man an tausend Universitäten in ganz Europa versucht, kaum überzeugen.«
    »Aber ich dachte, er wünschte eine Reform der Kirche?« fragte ich. Nicht zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, ohne Anker in dem Meer politischer Ränke zu treiben, das für meine Familie ihr natürliches Lebenselement war.
    »Eine Reform ja, aber er will sicher nicht, daß der König die Kirche völlig auflöst und dann ihr Oberhaupt wird«, antwortete mein Bruder rasch. »Wer weiß denn besser als Thomas More, daß der König nicht geeignet ist, den Papst zu spielen? Er kennt ihn von Kindesbeinen an. Er würde Henry niemals als Nachfolger Petri akzeptieren. Das wäre ja auch ein lächerlicher Gedanke.«
    »Lächerlich? Ich dachte, wir unterstützen diese Entwicklung.«
    »Natürlich tun wir das«, bestätigte er. »Denn es bedeutet, daß Henry über seine Ehe entscheiden, daß er Anne heiraten kann. Doch allein ein Narr würde glauben, daß es auch nur die geringste Rechtfertigung dafür geben könnte, weder nach dem Gesetz noch nach der Moral, noch nach dem gesunden Menschenverstand. Mach dir keine Gedanken, Mary. Anne versteht das alles. Wecke sie und sage ihr, daß More zurücktritt, daß der König heute morgen davon erfährt und daß sie ganz beruhigt sein soll. Das hat Onkel gemeint. Anne muß Ruhe bewahren.«
    Ich wollte tun, was er mich geheißen hatte, da kam William Stafford in den Saal. Er schlüpfte eben noch in sein Wams. Als er mich sah, hielt er inne und verbeugte sich tief vor mir. »Lady Carey«, sagte er. Dann verneigte er sich vor meinem Bruder. »Lord Rochford.«
    »Geh«, befahl mein Bruder und gab mir einen kleinen Schubs. Er ignorierte William völlig. »Geh und sag es ihr.«
    Es blieb mir nichts

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