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Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Titel: Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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sie gekauft, sie haben mit mir überhaupt nichts zu tun …«
    »Sie haben alles mit Euch zu tun! Es sind Englands Juwelen, die der Königin geschenkt wurden. Wenn ich Königin werden soll, dann muß ich diese Juwelen haben. Wenn sie Königin ist, kann sie sie behalten! Trefft Eure Wahl!«
    Wir hörten alle Henrys wütenden Aufschrei. »Herrgott, Frau, was muß ich denn noch tun, um Euch zufriedenzustellen? Ihr habt jede Ehre genossen, die sich eine Frau nur erträumen kann! Was wollt Ihr? Ihr das Kleid vom Leib reißen? Die Haube vom Kopf?«
    »All das und mehr!« kreischte Anne.
    Die Tür flog auf. Wir alle begannen lebhaft zu schwatzen, als wir den König sahen, und sanken in unsere Hofknickse und Verbeugungen.
    »Ich sehe Euch beim Abendessen«, warf er Anne eisig über die Schulter zu.
    |438| »O nein«, erwiderte sie sehr laut. »Dann bin ich längst fort. Ich esse unterwegs zu Abend und frühstücke in Hever. Verachtung lasse ich mir von Euch nicht gefallen.«
    Sofort fuhr er wieder zu ihr herum. Die Tür verdeckte ihn. Wir verrenkten uns die Hälse, um wenigstens zu hören, was wir nicht sehen konnten. »Ihr würdet mich niemals verlassen.«
    »Eine halbe Königin will ich nicht sein«, erwiderte sie leidenschaftlich. »Entweder bekommt Ihr mich ganz oder gar nicht. Entweder liebt Ihr mich oder nicht. Entweder bin ich ganz die Eure, oder ich gehöre niemandem. Ich mache keine Halbheiten, Henry.«
    Ihr Gewand raschelte, als er sie an sich riß, ein kleiner Schrei des Entzückens folgte.
    »Ihr sollt jeden Diamanten im Tower haben. Ihr sollt ihre Diamanten haben und ihre Barke noch dazu«, versprach er mit heiserer Stimme. »Ihr sollt alles haben, was Euer Herz begehrt, da Ihr mir alles gegeben habt, wonach mich verlangt.«
    George trat vor und schloß die Tür. »Möchte jemand Karten spielen?« fragte er fröhlich. »Ich denke, wir werden eine Weile warten müssen.«
    Halb unterdrücktes Lachen, dann zog jemand Spielkarten hervor, ein anderer Würfel. Ich ließ den Pagen Musikanten holen. Ich war so geschäftig wie möglich, um den Hofstaat abzulenken, während meine Schwester und der König sich liebten. Ich tat, was ich konnte, um nicht an die Königin denken zu müssen, die inzwischen in ein weniger komfortables Haus hatte umziehen müssen und der ein Bote des Königs befehlen würde, die königlichen Juwelen herzugeben – ihre Ringe, Armreifen und Halsketten und all die kleinen Liebesbeweise, die Henry ihr je geschenkt hatte – nur, weil meine Schwester sie in Frankreich tragen wollte.
     
    Es war eine prächtige Expedition, die größte, die Henrys Hof seit der Reise zum Treffen mit François im Goldbrokatfeld unternommen hatte. Und sie war in jeder Hinsicht genauso extravagant und prunkvoll. Anne war fest entschlossen, daß alles, was Katherine je unternommen hatte, von ihr übertroffen |439| werden mußte. Also ritten wir wie die Kaiser durch England, von Hanbury nach Dover. Ein berittener Trupp wurde vorausgeschickt, um alle Unzufriedenen aus dem Weg zu räumen. Die ungeheure Größe unseres Trosses allein ließ das Land in staunendes Schweigen verfallen.
     
    Die Überfahrt über den Kanal verlief reibungslos. Die Damen gingen unter Deck, Anne zog sich in ihre Kabine zurück und verschlief einen großen Teil der Reise. Die Herren hielten sich, in ihre Reitumhänge gehüllt, auf Deck auf, spähten am Horizont nach anderen Schiffen und tranken Glühwein. Ich lehnte mich an die Reling, beobachtete die Bewegung der Wellen unter dem Bug des Schiffes und lauschte dem Knarren des Holzes.
    Eine warme Hand legte sich über meine kalte. »Geht es Euch gut?« flüsterte mir William Stafford ins Ohr. »Euch ist nicht übel?«
    Ich wandte mich lächelnd zu ihm um. »Überhaupt nicht, Gott sei Dank! Alle Matrosen sagen, die Überfahrt sei sehr ruhig.«
    »Gott gebe, daß es so bleibt«, sagte er leidenschaftlich.
    »Oh! Mein fahrender Ritter, Euch ist doch nicht etwa schlecht?«
    »Nicht sehr«, verteidigte er sich.
    Ich wollte ihn in die Arme schließen. Ich hätte nie gedacht, daß ich mich einmal zu einem seekranken Mann hingezogen fühlen würde, und jetzt verlangte es mich danach, ihm Glühwein zu holen und ihn warm einzuhüllen.
    »Kommt, setzt Euch.« Ich schaute mich um. Wir waren so unbeobachtet, wie wir es an diesem Hof nur sein konnten. Ich führte William zu einem Stapel aufgerollter Segel und hieß ihn, sich an den Mast zu lehnen. Ich deckte ihn so sorgfältig mit seinem Umhang zu, als wäre er mein

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