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Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Titel: Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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werden«, erwiderte sie. »Ich gehe als Henrys Gefährtin nach Frankreich, und er hat darauf bestanden, daß sie mich wie die Königin behandeln. Er hat mir den Titel eines Marquis verliehen und die dazugehörigen Ländereien, und ich kann einfach nicht mehr länger nein sagen.«
    »Großer Gott, du willst es ja!« Plötzlich verstand ich ihre Ungeduld. »Liebst du ihn endlich doch?«
    »O nein!« rief sie empört, als sei das völlig gleichgültig. »Aber ich halte ihn nun schon so lange hin, daß er beinahe den Verstand verloren hat und ich auch. Manchmal haben mich seine Begierde und all sein Zerren und Streicheln so erregt, daß ich es mit jedem Stalljungen hätte treiben mögen. Und ich habe sein Versprechen, der Weg zum Thron ist mir geebnet. Ich will es jetzt. Noch heute nacht.«
    Ich goß Wasser in die Schüssel und wärmte ein Handtuch für sie, während sie sich wusch. »Was willst du anziehen?«
    »Das Kleid, das ich zum Tanzen getragen habe. Und mein Krönchen. Ich werde wie eine Königin zu ihm gehen.«
    »George sollte dich besser hinbringen.«
    »Er kommt, ich habe es ihm schon gesagt.«
    Sie wusch sich fertig und nahm mir dann das Tuch ab, um sich abzutrocknen. Ihr Körper war im Schein des Feuers und |429| der Kerzen herrlich wie der eines wilden Tieres. Es klopfte an der Tür. »Laß ihn herein«, sagte sie.
    Ich zögerte. Sie band sich gerade in der Taille den Rock zu, aber sonst war sie nackt. »Mach schon«, ordnete sie an.
    Ich zuckte die Achseln und öffnete die Tür. George fuhr beim Anblick seiner Schwester, der das dunkle Haar über die nackten Brüste fiel, ein wenig zurück.
    »Du kannst hereinkommen«, sagte sie sorglos. »Ich bin beinahe soweit.«
    Er warf mir einen schockierten, fragenden Blick zu, trat ins Zimmer und ließ sich auf dem Stuhl beim Kamin nieder.
    Anne, die sich das Mieder vor die nackte Brust hielt, drehte George den Rücken zu und bat ihn, sie zu schnüren. Er stand auf und fädelte die Bänder über Kreuz in die Ösen ein. Dabei streifte er immer wieder ihre Haut, und ich bemerkte, wie sie vor Wollust die Augen schloß. Georges Gesicht war finster, er blickte grimmig drein, während er ihre Anordnungen befolgte. »Sonst noch was?« fragte er. »Soll ich dir noch die Schuhe binden? Die Stiefel polieren?«
    »Willst du mich nicht berühren?« forderte sie ihn heraus. »Für den König bin ich gut genug.«
    »Du bist gut genug fürs Bordell«, erwiderte er brutal. »Hol deinen Umhang.«
    »Aber ich
bin
doch begehrenswert?« fragte sie und stellte sich ihm gegenüber.
    George zögerte. »Warum, um alles in der Welt, willst du das von mir wissen? Der halbe Hofstaat hatte heute abend weiche Knie. Was willst du noch mehr?«
    »Ich will sie alle«, antwortete sie, ohne zu lächeln. »Ich will, daß du sagst, daß ich die Beste bin, George. Ich will, daß
du
es sagst, hier, vor Mary.«
    Er gluckste leise. »Ach, die alte Rivalität«, meinte er langsam. »Anne, Marquis von Pembroke, du bist das begehrteste und das reichste Mädchen in der Familie. Du hast uns beide mit deinem Erfolg in den Schatten gestellt. Bald wirst du auch unseren verehrten Vater und Onkel an Stolz und Rang übertreffen. Was willst du mehr?«
    |430| Sie hatte bei seinem Lob gestrahlt, aber nach seiner Frage schaute sie auf einmal ängstlich, als erinnerte sie sich an die Flüche der Fischweiber und die »Hure«-Rufe der Händlerinnen auf dem Markt. »Ich will, daß es alle wissen«, sagte sie.
    »Soll ich dich zum König bringen?« fragte George nüchtern.
    Anne legte ihre Hand auf seinen Arm. »Würdest du mich nicht viel lieber in dein Gemach bringen?«
    »Wenn ich wegen Inzest geköpft werden wollte – dann ja.«
    Sie gurrte ein kleines, aufreizendes Lachen. »Nun gut. Zum König. Aber vergiß es nicht, George, du bist mein Höfling wie alle anderen auch.«
    Er verneigte sich und führte sie aus dem Zimmer. Ihre Schritte verhallten, und ich wartete, bis ich unten die Tür zufallen hörte. Ich überlegte, daß Annes Verlangen, immer überall die Erste zu sein, wirklich sehr stark sein mußte, wenn sie sich sogar in der Nacht, in der sie mit dem König das Bett teilen würde, noch die Zeit nahm, ihren Bruder zu quälen.
     
    Sie kam bei Tagesanbruch zurück, hatte die Kleider lose um sich gerafft, genau wie ich damals. George begleitete sie zurück, und wir zogen sie gemeinsam aus und halfen ihr ins Bett. Sie war zu müde zum Sprechen.
    »Es ist also vollbracht«, meinte ich, als ihr die Augen

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