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Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Titel: Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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kleiner Sohn Henry.
    »Geht nicht fort«, bettelte er so kläglich, daß ich einen Augenblick lang glaubte, er halte mich zum besten, aber sein Blick strahlte eine solche Unschuld aus, daß ich ihm mit meinen kalten Fingern die Wange streicheln mußte.
    |440| »Ich gehe uns nur heißen gewürzten Wein holen.« Als ich mit Wein und Brot aus der Kombüse zurückkehrte, hatte sich William auf dem Segelballen aufgesetzt, so daß ich neben ihm Platz hatte. Ich hielt den Becher, während er das Brot aß, und dann teilten wir uns Schluck für Schluck den Wein.
    »Geht es Euch besser?«
    »Natürlich, kann ich irgend etwas für Euch tun?«
    »Nein, nein«, erwiderte ich hastig. »Ich freue mich, daß Ihr wieder munterer ausseht. Soll ich Euch noch Wein holen?«
    »Nein«, erwiderte er. »Danke. Ich glaube, ich würde jetzt gern ein wenig schlafen.«
    »Könntet Ihr an den Mast gelehnt schlafen?«
    »Nein, das glaube ich nicht.«
    »Oder wenn Ihr Euch auf die Segel legt?«
    »Da würde ich wohl herunterrollen.«
    Ich schaute mich um. Die meisten Mitreisenden waren auf der anderen Seite des Schiffs, schliefen ein wenig oder machten Glücksspiele. Wir waren so gut wie allein. »Soll ich Euch festhalten?«
    »Das würde mir gut gefallen«, flüsterte er so leise, als sei er zu schwach zum Sprechen.
    Wir tauschten die Plätze. Ich lehnte mich mit dem Rücken an den Mast, und dann legte er seinen Lockenkopf in meinen Schoß, umfaßte meine Taille und schloß die Augen.
    Ich saß da und strich ihm übers Haar, bewunderte seinen weichen braunen Bart und die langen Wimpern, die seine Wangen beschatteten. Sein Kopf lag warm und schwer in meinem Schoß, seine Arme umschlossen fest meine Taille. Ich verspürte vollkommene Zufriedenheit, wie immer, wenn wir einander nah waren.
    Ich legte den Kopf in den Nacken und fühlte die kalte Meeresluft auf den Wangen. Das Schaukeln des Schiffes, das leise Knarren und das Geräusch des Windes in den Schotten und Segeln machten mich schläfrig. Schließlich schlummerte ich ein.
    Als ich aufwachte, spürte ich die Wärme seiner Berührung. Sein Kopf schmiegte sich in meinen Schoß, seine Hände wanderten |441| unter meinen Umhang, streichelten mir Arme, Taille, Brüste. Ich schlug, noch schlaftrunken, die Augen auf. Da hob er den Kopf und küßte mich auf Nacken, Wangen, Lider und schließlich auf den Mund. Seine Lippen waren warm und süß und lockend, und seine Zunge in meinem Mund wühlte mich auf. Ich wollte, daß er mich küßte, mich auf die gescheuerten Schiffsplanken bettete und mich liebte, hier und jetzt, daß er mich nie wieder gehen ließ.
    Als er seinen Griff lockerte, war ich es, die die Hand um seinen Kopf legte und seinen Mund zu mir zurückzog. Nun trieb meine Begierde uns vorwärts, nicht seine.
    »Habt Ihr eine Kajüte? Ein Bett?« fragte er atemlos.
    »Die Hofdamen haben alle Kajüten mit Beschlag belegt, und meine habe ich jemand anderem zur Verfügung gestellt.«
    Er stöhnte leise vor Enttäuschung und Sehnsucht, fuhr sich dann mit der Hand durchs Haar und lachte über sich. »Großer Gott, ich benehme mich wie ein liebestoller Page!« sagte er. »Ich bebe vor Verlangen.«
    »Ich auch«, antwortete ich. »Mein Gott, ich auch.«
    William stand auf. »Wartet hier«, befahl er mir und verschwand im Bauch des Schiffes. Er kam mit einem Becher Dünnbier zurück, den er zuerst mir anbot und aus dem er dann selbst in langen Zügen trank.
    »Mary, wir müssen heiraten«, sagte er. »Oder Ihr seid schuld, daß ich den Verstand verliere.«
    Ich lachte leise. »Oh, mein Liebster.«
    »Ja, das bin ich«, erwiderte er leidenschaftlich.
    »Ihr seid was?«
    »Euer Liebster. Sagt es noch einmal.«
    Einen Augenblick lang zögerte ich, doch dann wußte ich, daß ich die Wahrheit nicht mehr leugnen mochte. »Mein Liebster.«
    Er lächelte, als genüge ihm das im Augenblick. »Kommt her«, sagte er, breitete seinen Umhang aus und führte mich zur Reling. Gehorsam stellte ich mich neben ihn. Er legte mir den Arm und den warmen Reitumhang um die Schulter und drückte mich fest an sich. Im Schutz des Umhangs faßte ich |442| ihn um die Taille, und nur von den Möwen beobachtet, legte ich den Kopf an seine Schulter. Da standen wir lange und friedlich, Hüfte an Hüfte geschmiegt, und folgten dem Rollen des Schiffes.
    »Da ist Frankreich«, sagte er schließlich.
    Ich blickte nach vorn und konnte den dunklen Landstreifen ausmachen. Allmählich tauchten der Kai, die Schiffsmasten, die Mauern, die Türme

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