Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin
ich |449| ein kühles Glas zum Trinken an die wunden Lippen führte. Er liebkoste mich am ganzen Körper. Wir verspürten keine Scham. Seine Hände lösten mein Mieder, so daß er es mir abstreifen und meine nackten Brüste streicheln und mit den Lippen liebkosen konnte, bis ich vor Wonne aufschrie.
Er hüllte mich warm in seinen Umhang und lag lange reglos neben mir, bis meine Gier nach ihm ein wenig abgeebbt war. Dann drehte er mich um und schmiegte seinen langen, sehnigen Körper an meinen Rücken, nahm mir die Haube vom Kopf, küßte mich zärtlich auf den Nacken, drückte mich fest an sich, so daß ich seine Härte durch Gewand und Unterrock hindurch spüren konnte. Ich preßte mich gegen ihn wie eine Hure, als wollte ich ihn auffordern, mich endlich zu nehmen, auch ohne meine Erlaubnis, denn ja durfte ich nicht sagen. Aber ich würde, weiß Gott, auch nicht nein sagen!
Er drängte sich gegen mich, zögerte dann, schob sich wieder vor. Ich hielt dagegen, verlangte nach dem, was nun geschehen würde: Er bewegte sich immer schneller, und ich merkte, wie ich zu immer höheren Wonnen aufstieg, und dann, ehe ich das höchste Vergnügen erreicht hatte, ehe seine Haut auch nur meine berührt hatte, hielt er wieder inne, seufzte leise und legte sich neben mich, nahm mich in die Arme, küßte mich auf die Augenlider und hielt mich fest, bis ich zu zittern aufgehört hatte.
Jeden Tag, während der widrige Wind die Schiffe im Hafen festhielt, ritten wir in die Dünen und liebten uns beinahe, umwarben einander leidenschaftlich. Und jeden Tag hoffte ich, heute würde ich endlich ja flüstern, heute würde er mich zwingen. Doch jeden Tag hörte er eine Sekunde, einen winzigen Sekundenbruchteil vor meiner Zustimmung auf, schloß mich in die Arme und tröstete mich, als durchlitte ich Schmerzen und keine Liebesqualen.
Am zwölften Tag führten wir gerade unsere Pferde aus den Dünen zum Strand zurück, als William stehenblieb und zum Himmel schaute. »Der Wind hat gedreht.«
»Wie?« fragte ich verständnislos. Ich war noch ganz benommen, hatte überhaupt keinen Wind bemerkt.
|450| »Der Wind weht vom Land aufs Meer«, sagte er. »Wir können in See stechen.«
»In See?«
Er drehte sich um, erblickte mein fassungsloses Gesicht und lachte schallend. »Oh, meine Liebste, Ihr seid wirklich noch nicht wieder in der Wirklichkeit angekommen, nicht wahr? Erinnert Ihr Euch, daß wir nicht nach England aufbrechen konnten, weil wir auf günstige Winde warten mußten? Jetzt hat der Wind gedreht. Wir laufen morgen aus.«
Endlich waren die Worte zu mir durchgedrungen. »Und was machen wir?«
Er legte sich den Zügel seines Pferdes über den Arm und kam zu mir herüber, um mir in den Sattel zu helfen.
»Segel setzen, nehme ich an.« Er verschränkte die Hände unter meinem Stiefel und hob mich in den Sattel.
»Und dann?« beharrte ich. »So wie hier können wir uns in Greenwich nicht treffen.«
»Nein«, stimmte er mir freundlich zu.
»Wie sollen wir uns also treffen?«
»Ihr könnt mich immer auf dem Stallhof finden, und ich Euch im Garten. Bisher haben wir es doch stets geschafft, oder nicht?« Er sprang mühelos auf sein Pferd, er zitterte nicht wie ich.
Ich fand keine Worte. »Ich möchte Euch nicht mehr so treffen.«
William stellte den Riemen seines Steigbügels nach, runzelte ein wenig die Stirn, richtete sich dann auf und warf mir ein höfliches, ziemlich distanziertes Lächeln zu.
»Ich könnte Euch im Sommer nach Hever begleiten«, schlug er vor.
»Bis dahin sind es noch sieben Monate!« rief ich.
»Ja.«
Ich ritt ein wenig näher zu ihm hin, konnte einfach nicht glauben, daß es ihm so gleichgültig war. »Wollt Ihr mich nicht jeden Nachmittag so treffen wie heute?«
»Das wißt Ihr doch.«
»Aber wie sollen wir es anstellen?«
|451| Er lächelte ein wenig. »Ich glaube nicht, daß es sich machen läßt«, meinte er sanft. »Die Howards haben zu viele Feinde, die Euch nur zu gern wegen leichtfertigen Benehmens anschwärzen würden. Im Gefolge Eures Onkels sind zu viele Spione, als daß ich lange unentdeckt bliebe. Wir haben Glück gehabt, wir hatten unsere zwölf Tage, und die waren sehr süß. Aber ich glaube nicht, daß wir derlei in England wiederholen können.«
»Oh.«
Ich wendete mein Pferd und spürte die Sonne warm im Rücken. Meine Stute tänzelte ein wenig ängstlich, als die Wellen sanft um ihre Fesseln spülten. Ich konnte sie nicht ruhig halten, hatte sie nicht mehr im Griff. Genausowenig wie
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