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Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Titel: Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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Ihr Geld habt«, erwiderte er übellaunig. »Denn Gott weiß, meines habe ich verpraßt.«
    William zog mich ins Backhaus. Drinnen war es warm und duftete wunderbar. Alles war mit feinem weißem Mehlstaub überzogen. William wischte mit seinem Umhang einen Stuhl sauber und hieß mich Platz nehmen.
    »Brot«, bestellte er. »Ein paar Krüge Dünnbier. Wenn Ihr habt, etwas Obst für die Dame. Ein paar gekochte Eier, vielleicht ein wenig Schinken? Und Käse? Was Ihr sonst noch Gutes habt.«
    »Das ist meine erste Ofenladung heute«, grummelte der Mann. »Ich habe kaum selbst gefrühstückt. Und soll jetzt für die feinen Herrschaften Schinken aufschneiden.«
    Das Aufblitzen einer Silbermünze änderte seine Meinung.
    »Ich habe einen ausgezeichneten Schinken in der Speisekammer und einen Käse, frisch vom Land, den mein eigener |487| Vetter gemacht hat«, erklärte der Bäcker nun. »Meine Frau wird aufstehen und Euch das Dünnbier persönlich zapfen. Sie ist eine gute Braumeisterin, in ganz London werdet Ihr kein besseres Bier finden.«
    »Ich danke Euch«, erwiderte William höflich, während er sich neben mich setzte und mir zufrieden den Arm um die Taille legte.
    »Jungvermählt?« fragte der Mann, als er mit dem Schieber die fertigen Brote aus dem Ofen holte und bemerkte, wie William mich ansah.
    »Ja«, erwiderte ich.
    »Lang möge es währen«, sagte er mit Zweifel in der Stimme und legte die Brotlaibe auf ein Holzbrett.
    »Dazu sage ich amen«, antwortete William leise, zog mich an sich, küßte mich auf den Mund und flüsterte mir ins Ohr: »Ich werde dich immer lieben.«
     
    William brachte mich zu der kleinen Nebenpforte des Tower, ehe er zum Fluß ging, einen Bootsmann anheuerte und selbst durch das Wassertor zurückkehrte. Madge Shelton war schon in unserem Gemach, als ich hereinkam. Sie war jedoch zu sehr damit beschäftigt, ihr Haar zu bürsten und sich umzuziehen, als daß sie sich gefragt hätte, woher ich so früh am Morgen kam. Der halbe Hofstaat war wohl heute in den falschen Betten aufgewacht. Annes Triumph, die Mätresse, die Ehefrau geworden war, inspirierte jedes leichtlebige Mädchen im ganzen Land.
    Ich wusch mir Gesicht und Hände und kleidete mich an, um mit Anne und den anderen Hofdamen in die Frühmesse zu gehen. Anne war an ihrem ersten Tag als Königin sehr prächtig in ein dunkles Gewand gekleidet, trug eine mit Juwelen besetzte Haube und hatte eine lange Perlenkette zweimal um den Hals geschlungen. Auch das goldene »B« für Boleyn hatte sie noch umgelegt, und in der Hand hielt sie ein kleines Gebetbuch mit Goldschnitt. Sie nickte mir zu, als sie mich sah, und ich sank in einen tiefen Hofknicks und folgte ihr, als sei es mir eine Ehre.
    Nach der Messe und dem Frühstück mit dem König begann |488| Anne, ihren Haushalt neu zu ordnen. Viele ehemalige Bedienstete Königin Katherines hatten sich ohne große Skrupel auf ihre Seite geschlagen, da sie lieber mit einem aufgehenden Stern als mit der verlorenen Königin in Verbindung gebracht wurden, wie wir alle. Mein Auge fiel auf den Namen Seymour.
    »Willst du ein Seymour-Mädchen unter deinen Hofdamen haben?« fragte ich neugierig.
    »Welche denn?« erkundigte sich George. »Agnes soll ja eine schreckliche Hure sein.«
    »Jane«, antwortete Anne. »Aber ich nehme ja auch noch Tante Elizabeth und Kusine Mary auf. Ich meine, dann haben wir genug Howards, um den Einfluß einer einzigen Seymour aufzuwiegen.«
    »Wer hat dich gebeten, ihr einen Platz zu geben?« wollte George wissen.
    »Alle bitten um Plätze«, erwiderte Anne müde. »Andauernd. Ich habe mir gedacht, eine oder zwei Frauen aus anderen Familien würden sie beschwichtigen. Die Howards können nicht alles haben.«
    George lachte. »Oh, und warum nicht?«
    Anne schob ihren Stuhl zurück, ließ die Hand auf ihrem Bauch ruhen und seufzte. George horchte auf.
    »Müde?« fragte er.
    »Ein wenig Bauchschmerzen.« Sie blickte mich an. »Das hat doch nichts zu sagen, oder? Ein paar kleine Stiche? Das bedeutet doch nichts?«
    »Bei Catherine hatte ich schlimme Schmerzen, und sie ist nach der vollen Zeit geboren und war eine leichte Geburt.«
    »Das heißt aber nicht, daß es ein Mädchen wird, oder?« fragte George besorgt.
    »Beruhige dich«, erwiderte ich sanft. »Warum sollte sie nicht den schönsten Sohn gebären? Und Sorgen sind jetzt wirklich Gift für sie.«
    »Da könntest du mir genausogut das Atmen verbieten«, meinte Anne barsch. »Es ist, als trüge ich die Zukunft Englands

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