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Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Titel: Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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Heiliger Krieg.«
    Anne war weißer als die Perlen an ihrem Hals.
    »Hinaus«, sagte ich. »Wie könnt Ihr es wagen, einfach hereinzukommen und die Königin so zu bestürzen?«
    »Manche behaupten, daß sie gar nicht die Königin ist.« Jane ging zur Tür. »Wird der König sie nun verstoßen?«
    »Verschwindet!« sagte ich wütend und eilte an Annes Seite. Sie hatte sich die Hand auf den Bauch gelegt, als wollte sie das Ungeborene vor dieser Schreckensnachricht schützen. Ich zwickte sie in die Wangen. Ihre Lider flatterten.
    »Er wird zu mir halten«, flüsterte sie. »Cranmer selbst hat uns getraut. Mich gekrönt. Sie können nicht sagen, daß all das ungültig ist.«
    »Nein«, erwiderte ich so bestimmt, wie ich nur konnte, während ich dachte, daß sie sehr wohl all das für ungültig zu erklären vermochten. Wer konnte dem Papst widersprechen, der doch die Schlüssel zum Himmelreich hielt? Der König mußte sich ihm beugen. Und als erstes mußte er Anne aufgeben.
    »O Gott, ich wünschte, George wäre hier«, heulte Anne verzweifelt. »Ich wünschte, er wäre zu Hause.«
    Zwei Tage später kam George aus Frankreich zurück und überbrachte einen kurzen, von panischem Entsetzen diktierten Brief unseres Onkels, der wissen wollte, was nun in den |495| Verhandlungen zu tun sei, um diese Krisensituation zu beheben, die sich urplötzlich zu einer Katastrophe ausgeweitet hatte. Der König schickte George postwendend mit dem Befehl nach Frankreich, die Gespräche sofort abzubrechen und nach Hause zurückzukehren. Wir wollten alle abwarten, was geschehen würde.
    Die Tage wurden heißer. Es wurden Pläne gemacht, wie England gegen eine spanische Invasion zu verteidigen sei. Die Geistlichen riefen die Menschen von der Kanzel herab zur Ruhe auf, fragten sich aber insgeheim, auf welche Seite sie sich schlagen sollten. Viele Kirchen verriegelten einfach alle Türen. Niemand konnte mehr beichten oder beten, Tote begraben oder Kinder taufen lassen. Onkel Howard flehte den König an, ihn nach Frankreich zurückkehren zu lassen, wo er François inständig bitten wollte, den Papst zu überreden, die Exkommunizierung zurückzunehmen. Nie zuvor hatte ich ihn in so panischer Angst erlebt. George jedoch, der gleichmütigste unter uns, widmete seine ganze Aufmerksamkeit nur Anne.
    Seine unsterbliche Seele und die Zukunft Englands kümmerten ihn wenig. Nur bei Anne, in deren Schoß das Kind heranwuchs, konnte er von Nutzen sein. Wenn Henry den Raum betrat, entfernte sich George, aber sobald der König gegangen war, lehnte sich Anne in die Kissen zurück und hielt nach unserem Bruder Ausschau. Sie ließ Henry ihre ungeheure Anspannung niemals merken. Für ihn blieb sie die faszinierende Frau, die sie stets gewesen war.
    Trotzdem ging Henry natürlich nicht allein jagen. Anne mochte faszinierend sein, aber nicht einmal sie konnte ihn halten, wenn sie im achten Monat schwanger war und nicht das Bett mit ihm teilen durfte. Henry flirtete ganz offen mit Lady Margaret Steyne. Anne erfuhr schon bald davon.
    Als er sie eines Nachmittags besuchte, erwartete ihn ein unfreundliches Willkommen.
    »Ihr wagt es, Euer Gesicht hier zu zeigen!« zischte sie ihn an, als er sich neben sie setzte. Sofort traten die Herren des Hofes ein Stück zurück und stellten sich taub. Die Damen wandten diskret die Köpfe ab.
    |496| »Madam?«
    »Ich höre, Ihr habt mit einer dahergelaufenen Schlampe das Bett geteilt«, sagte Anne.
    Henry schaute sich zu Lady Margaret um. Ein Blick genügte, und William Brereton, ein überaus erfahrener Höfling, bot ihr den Arm und führte sie aus dem Raum. Anne sah den beiden haßerfüllt nach.
    »Madam?« fragte Henry nach.
    »Ich gestatte das nicht«, warnte sie ihn. »Ich dulde es nicht. Sie hat unverzüglich den Hof zu verlassen.«
    Henry erhob sich. »Ihr vergeßt, mit wem Ihr redet«, erklärte er. »Eure schlechte Laune steht Eurem Zustand übel an. Ich wünsche Euch einen guten Tag, Madam.«
    »Auch Ihr vergeßt, mit wem Ihr redet!« gab Anne zurück. »Ich bin Eure Frau und Königin und lasse mich an meinem eigenen Hof weder übersehen noch beleidigen. Die Dame hat sofort zu gehen.«
    »Niemand erteilt mir Befehle!«
    »Niemand beleidigt mich!«
    »Wie seid Ihr denn beleidigt worden? Die Dame hat Euch stets nur die größte Aufmerksamkeit und Höflichkeit erwiesen, und ich bleibe Euer gehorsamster Gatte. Was ist mit Euch?«
    »Ich will sie nicht mehr bei Hof haben! Ich lasse mich nicht so behandeln.«
    »Madam«, sagte

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