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Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Titel: Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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in meinem Bauch. Und die Königin hatte doch eine Fehlgeburt nach der anderen.«
    |489| »Weil sie nicht seine rechtmäßige Ehefrau war«, beschwichtigte George sie. »Weil die Ehe niemals gültig war. Natürlich wird dir Gott einen Sohn schenken.«
    Stumm streckte sie die Hand über den Tisch aus. George packte sie und hielt sie fest umschlungen. Ich schaute mir die beiden in ihrem verzweifelten Ehrgeiz an, der sie noch immer quälte, ich schaute sie an und spürte nichts als Erleichterung, daß ich alldem entronnen war.
    Ich wartete einen Augenblick und sagte dann: »George, ich habe Klatschgeschichten über dich gehört, die dir keine Ehre machen.«
    Er blickte mit einem mutwilligen Lächeln auf. »Das kann doch gar nicht sein.«
    »Es ist eine ernste Sache«, erwiderte ich.
    »Von wem hast du es denn?« erwiderte er.
    »Geschwätz bei Hof«, antwortete ich. »Man sagt, Sir Francis Weston habe einen Freundeskreis gewisser Art um sich geschart, und du seiest auch dabei.«
    Er schaute rasch zu Anne, um zu sehen, was sie wußte.
    Sie blickte mich fragend an. Offensichtlich war ihr nicht bekannt, was man sich erzählte. »Sir Francis ist ein treuer Freund.«
    »Die Königin hat gesprochen.« George versuchte, einen Witz daraus zu machen.
    »Weil sie nicht einmal die Hälfte weiß, du aber sehr wohl«, entgegnete ich barsch.
    Da horchte Anne auf. »Ich muß vollkommen sein«, sagte sie. »Ich kann nicht zulassen, daß es irgend etwas gibt, was man dem König zutragen könnte und was mich in ein schlechtes Licht rückt.«
    George tätschelte ihr die Hand. »Es ist nichts«, beschwichtigte er sie. »Mach dir keine Sorgen. Ein paar wilde Nächte und ein bißchen zuviel Wein. Liederliche Frauen und Glücksspiele um hohe Einsätze. Ich würde dir niemals Schande machen, Anne, das verspreche ich.«
    »Es ist mehr als das«, sagte ich tonlos. »Man sagt, Sir Francis sei Georges Geliebter.«
    |490| Anne riß die Augen weit auf und streckte sofort die Hand nach George aus. »George, das stimmt doch nicht?«
    »Auf keinen Fall.« Er hielt ihre Hand in seinem beruhigenden Griff.
    Sie schaute mich kühl an. »Komm mir nicht mehr mit solch üblen Geschichten, Mary«, sagte sie. »Du bist ja beinahe so schlimm wie Jane Parker.«
    »Du solltest besser achtgeben«, warnte ich George. »Jeder Dreck, mit dem sie dich bewerfen, bleibt auch an uns kleben.«
    »Es gibt keinen Dreck«, erwiderte er, aber seine Augen wichen nicht von Annes Gesicht. »Gar nichts.«
    »Darin solltest du dir sicher sein«, meinte sie.
    »Gar nichts.«
    Wir verließen sie, damit sie sich ausruhen konnte, und machten uns auf die Suche nach dem übrigen Hofstaat, der draußen mit dem König Scheibenwerfen spielte.
    »Wer hat dir das erzählt?« wollte George wissen.
    »William«, sagte ich aufrichtig. »Er hat keine Klatschgeschichten verbreitet. Er wußte, daß ich mir um dich Sorgen machen würde.«
    Er lachte sorglos, aber ich hörte die Anspannung heraus. »Ich liebe Francis«, gestand er mir. »Ich kann mir keinen besseren Mann auf der ganzen Welt vorstellen, keinen mutigeren, freundlicheren Mann – und ich kann nicht anders, ich muß ihn einfach begehren.«
    »Du liebst ihn wie eine Frau?« fragte ich verlegen.
    »Wie einen Mann«, berichtigte er mich rasch. »Das ist eine viel größere Leidenschaft.«
    »George, es ist eine schreckliche Sünde, und er wird dir das Herz brechen. Du stürzt dich ins Unglück. Wenn unser Onkel davon wüßte …«
    »Wenn irgend jemand davon wüßte, wäre es mein Untergang.«
    »Kannst du nicht aufhören, dich mit ihm zu treffen?«
    Er wandte sich mit einem schiefen Lächeln zu mir. »Kannst du aufhören, dich mit William Stafford zu treffen?«
    »Das ist nicht das gleiche«, protestierte ich. »Was du beschreibst, |491| ist etwas völlig anderes. Ganz etwas anderes. William liebt mich ehrlich und aufrichtig. Und ich liebe ihn. Aber das hier …«
    »Du bist nicht ohne Sünde. Du hast nur Glück«, sagte George brutal. »Es ist Glück, wenn man jemanden liebt, der diese Liebe erwidern darf. Ich habe dieses Glück nicht. Ich begehre ihn nur, begehre ihn, begehre ihn. Und ich warte darauf, daß diese Begierde sich eines Tages legt.«
    »Wird sie sich legen?« fragte ich.
    »Mit Sicherheit«, meinte er bitter. »Alles, was ich je gewonnen habe, ist stets nach einer Weile zu Asche zerfallen. Warum sollte es hier anders sein?«
    »George«, sagte ich und streckte meine Hand zu ihm aus. »O mein Bruder …«
    Er schaute mich mit

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