Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Titel: Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
Vom Netzwerk:
dein gutes Recht. Sie wird eines Tages Prinzessin. Meine Kinder dürfen erst einmal Kinder sein, ehe sie heiraten.«
    Anne nickte und ließ es mir durchgehen. »Dein Sohn gehört aber immer noch mir«, sagte sie und zahlte es mir gleich heim.
    Ich biß die Zähne zusammen. »Das vergesse ich nie auch nur eine Sekunde«, sagte ich leise.
     
    Das Wetter blieb sehr schön. Jeden Morgen war die Welt mit Rauhreif überzogen, und die Hunde konnten leicht die Spur des Wildes aufnehmen. Für die Pferde war der Boden sehr hart. Henry wechselte mehrmals am Tag das Reittier. Er dampfte vor Hitze unter seinem dicken Winterumhang, während er ungeduldig wartete, daß der Stallknecht mit einem weiteren prächtigen Roß angerannt kam. Er ritt wieder wie ein junger Mann, denn er fühlte sich wieder wie ein junger Mann, der mit seiner hübschen Frau einen Sohn zeugen konnte. Katherine war tot, und er konnte vergessen, daß es sie je gegeben |586| hatte. Anne trug sein Kind unter dem Herzen, und das hatte ihm den Glauben an sich selbst wiedergegeben. Gott lächelte gnädig auf Henry herab, so wie er das erwartete. Im Land herrschte Frieden, und die Gefahr einer spanischen Invasion war gebannt, nun, da die Königin nicht mehr lebte. Das war der Beweis für die Richtigkeit seiner Entscheidung. Da Frieden im Land herrschte und Anne schwanger war, mußte Gott mit Henry einverstanden sein und sich gegen den Papst und den spanischen Kaiser auf seine Seite geschlagen haben.
    Anne war zufrieden. Nie zuvor hatte sie so sehr das Gefühl gehabt, sie könnte die ganz Welt beherrschen. Katherine war ihre Rivalin gewesen, die Schattenkönigin, die ihr stets die Stufen zum Thron verdunkelt hatte. Jetzt war Katherine tot, nur Katherines Tochter hatte noch den Herrschaftsanspruch von Annes Kindern gefährdet. Doch man hatte sie gezwungen, an die zweite Stelle zu treten. Alle Männer, Frauen und Kinder hatten Annes Tochter Elizabeth das Treueversprechen gegeben – wer sich geweigert hatte, saß entweder im Tower oder war unter dem Beil des Henkers gestorben. Und das beste war, daß Anne nun wieder ein kräftiges Kind trug.
    Henry verkündete, es solle ein Turnier geben, bei dem jeder echte Mann sich unter die Teilnehmer einreihen sollte. Henry selbst würde mitreiten. Seine wiedererwachte Jugendlichkeit und sein Selbstbewußtsein hatten ihn dazu verleitet, die Herausforderung noch einmal anzunehmen. William, der sich mächtig über die Kosten beschwerte, mußte sich von einem anderen armen Ritter eine Rüstung leihen und ritt am ersten Turniertag mit, wobei er stets sorgfältig darauf achtete, daß seinem Pferd nichts geschah. Er blieb zwar im Sattel, aber der andere bezwang ihn mühelos.
    »Gott steh mir bei, ich habe einen Feigling geheiratet«, sagte ich, als er zu mir ins Damenzelt kam. Anne saß vorn unter dem Baldachin, und wir anderen standen, warm in Pelze gehüllt, hinter ihr.
    »Gott segne dich, das stimmt«, erwiderte er. »Mein Pferd hat keinen Kratzer abbekommen, und das ist mir wesentlich lieber als der Ruf, ein Held zu sein.«
    |587| »Du bist eben durch und durch bürgerlich«, meinte ich und lächelte ihn an.
    Er legte mir den Arm um die Taille und zog mich zu einem raschen, heimlichen Kuß an sich. »Ich habe einfach einen ungeheuer bürgerlichen Geschmack«, flüsterte er mir zu. »Denn ich liebe meine Frau, meine Ruhe und meinen Bauernhof, und mein Lieblingsessen ist eine Scheibe Speck auf einem Kanten Brot.«
    Ich schmiegte mich eng an ihn. »Möchtest du nach Hause?«
    »Erst, wenn du mitkommen kannst«, antwortete er versöhnlich. »Wenn ihr Kind geboren ist und sie uns ziehen läßt.«
    Henry ritt am ersten Turniertag und gewann, so daß er auch am zweiten Tag mitkämpfte. Anne wäre auch unter den Zuschauern gewesen, nur war ihr am Morgen übel, und sie wollte erst mittags nachkommen. Sie gebot mir, mit dem größten Teil der Damen bei ihr zu bleiben.
    »George wird sich um das Seymour-Ding kümmern«, sagte Anne, die den anderen Damen vom Fenster aus zuschaute, wie sie, prächtig gekleidet, zum Kampfplatz ritten.
    »Der König wird ohnehin an nichts anderes als das Turnier denken«, versicherte ich ihr. »Er liebt nichts mehr als das Siegen.«
    Wir verbrachten den Morgen friedlich in ihrem Gemach. Sie hatte wieder ihr Altartuch ausgebreitet, um daran weiterzusticken. Ich hatte ein großes, langweiliges Stück Rasen in Angriff genommen, während sie am anderen Ende am Umhang Unserer Lieben Frau arbeitete, zwischen uns Bilder

Weitere Kostenlose Bücher