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Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Titel: Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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schreiben wir Gedichte über die Liebe, und die ganze Nacht singen wir Lieder über sie, aber wenn es dergleichen im wirklichen Leben überhaupt gibt, dann will ich verflucht sein, wenn ich es kenne.«
    »O George!«
    »Er will dich, das kann ich dir sagen. Er ist bereit, ein paar Unannehmlichkeiten auf sich zu nehmen, um dich zu bekommen. Wenn das für dich Liebe bedeutet, dann ja, dann liebt er dich.«
    »Das genügt mir«, sagte ich mit stiller Befriedigung. »Er will mich und ist bereit, dafür ein paar Unannehmlichkeiten auf sich zu nehmen. Das klingt für mich nach Liebe.«
    Mein hübscher Bruder verneigte sich. »Wie du meinst, Mary. Wenn dir das reicht.« Er richtete sich auf und trat sofort einen Schritt zurück. »Majestät.«
    Vor mir stand der König. »George, ich kann Euch nicht erlauben, den ganzen Abend im Gespräch mit Eurer Schwester zu verbringen. Der ganze Hof beneidet Euch schon.«
    »Das stimmt«, erwiderte er mit all seinem Höflingscharme. »Zwei wunderschöne Schwestern und keine Sorge auf der Welt.«
    »Ich denke, wir sollten ein wenig tanzen«, schlug der König vor. »Würdet Ihr Mistress Boleyn zum Tanz führen, und ich kümmere mich um Mistress Carey hier?«
    »Es wäre mir ein Vergnügen«, antwortete George. Ohne sich umzudrehen, schnippte er mit dem Finger, und aufmerksam wie immer erschien Anne sogleich an seiner Seite.
    »Wir sollen tanzen«, erklärte er knapp.
    Der König machte eine Handbewegung, und die Musikanten begannen einen schnellen ländlichen Tanz zu spielen. Also stellten wir uns zu acht im Kreis auf und bewegten uns erst in die eine, dann in die andere Richtung. Auf der gegenüberliegenden Seite des Kreises sah ich das vertraute, geliebte Gesicht von George, neben ihm Annes sanftmütiges Lächeln. Sie erforschte aufmerksam die Stimmung des Königs. Sie blickte |82| von ihm zu mir, als wolle sie die Dringlichkeit seiner Begierde abschätzen. Und obwohl sie nie den Kopf wandte, überprüfte sie auch die Stimmung der Königin, versuchte sich eine Vorstellung davon zu machen, was sie wohl gesehen hatte oder was sie fühlte.
    Ich lächelte vor mich hin. In der Königin hatte Anne ihre Meisterin gefunden, dachte ich. Niemand konnte hinter die Miene dieser Spanierin vordringen. Anne war eine Hofdame ohnegleichen, aber sie war als Bürgerin geboren, Königin Katherine dagegen als Prinzessin. Sobald sie laufen konnte, hatte man sie unterwiesen, daß sie ihre Schritte vorsichtig zu setzen und zu Reichen wie Armen freundlich zu sprechen hatte, denn man konnte nie wissen, wann man die Reichen und die Armen einmal brauchen würde. Königin Katherine hatte schon an einem außerordentlich umkämpften, ungeheuer reichen Hof eine bedeutende Rolle gespielt, als Anne überhaupt noch nicht auf der Welt war.
    Anne konnte anstellen, was sie wollte, um herauszufinden, wie sich die Königin hielt, während sie mich und den König beobachtete, die wir uns voll heißer Sehnsucht anstarrten. Die Königin verriet niemals eine Stimmung, die über höfliches Interesse hinausging. Sie klatschte zum Tanz und rief ein oder zwei Worte des Lobes. Und dann war plötzlich der Tanz zu Ende, und Henry und ich standen da, ohne daß die Musikanten spielten, ohne daß andere Tänzer um uns herumwirbelten und uns verbargen. Wir standen allein da, für alle sichtbar, immer noch Hand in Hand. Seine Augen ruhten auf meinem Gesicht, und ich schaute schweigend zu ihm auf.
    »Bravo«, sagte die Königin mit vollkommen ruhiger und selbstbewußter Stimme. »Wirklich sehr hübsch.«
     
    »Er wird nach dir schicken«, sagte Anne an jenem Abend, als wir uns in unserem Zimmer auskleideten. Sie schüttelte ihr Kleid aus und legte es sorgfältig auf die Truhe am Fußende, die Haube ans andere Ende, stellte die Schuhe ordentlich nebeneinander unter das Bett. Sie streifte ihr Nachthemd über und setzte sich vor den Spiegel, um sich das Haar zu bürsten.
    |83| Dann reichte sie mir die Bürste und schloß die Augen, während ich mich daran machte, ihr mit langen Strichen vom Kopf bis zur Taille durch das Haar zu fahren.
    »Vielleicht heute nacht, vielleicht morgen über Tag. Du wirst zu ihm gehen.«
    »Natürlich werde ich gehen«, sagte ich.
    »Vergiß nicht, wer du bist«, warnte mich Anne. »Laß dich nicht einfach zwischen Tür und Angel oder irgendwo in einem Versteck und auf die Schnelle nehmen. Bestehe auf einem richtigen Gemach, auf einem richtigen Bett.«
    »Ich werde darauf achten«, erwiderte ich.
    »Es ist

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