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Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Titel: Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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wichtig«, ermahnte sie mich. »Wenn er denkt, daß er dich wie eine Hure nehmen kann, dann nimmt er dich und vergißt dich. Überhaupt, du solltest ihn noch ein wenig länger hinhalten. Wenn er dich für zu leicht verführbar hält, nimmt er dich nicht mehr als ein- oder zweimal.«
    Ich packte ihre weichen Haarsträhnen mit der Hand und flocht sie zu einem Zopf.
    »Au«, beschwerte sie sich. »Du ziehst mir an den Haaren.«
    »Nun, und du nörgelst«, erwiderte ich. »Laß es mich auf meine Art machen, Anne. Bisher habe ich mich nicht schlecht geschlagen.«
    »Ach, das.« Sie zuckte die Achseln und blickte auf ihr Spiegelbild. »Einen Mann für sich gewinnen, das kann jede. Der Trick besteht darin, ihn auch zu halten.«
    Als es an der Tür klopfte, fuhren wir beide auf. Annes dunkle Augen flogen zum Spiegel, zu meinem Spiegelbild, das gleichgültig zu ihr zurückblickte.
    »Nicht der König!«
    Ich öffnete schon die Tür.
    Da stand George in der roten Wildlederweste, die er beim Abendessen getragen hatte.
    »Vivat! Vivat Marianne!« Er trat rasch in den Raum und schloß die Tür hinter sich. »Er hat mich gebeten, dich zu einem Glas Wein in seine Gemächer einzuladen. Ich soll mich für die späte Stunde entschuldigen, aber der venezianische Botschafter ist gerade erst gegangen. Sie haben über nichts als den Krieg |84| mit Frankreich gesprochen, und jetzt ist er von Leidenschaft für England, Henry und St. Georg erfüllt. Ich soll dir versichern, daß du dich frei entscheiden kannst, ob du nur ein Glas Wein mit ihm trinken und wieder in dein eigenes Bett zurückkehren möchtest. Du sollst deinen eigenen Willen haben.«
    »Ist das ein Angebot?« fragte Anne.
    George zog arrogant eine Augenbraue hoch. »Etwas mehr Eleganz, wenn ich bitten darf«, tadelte er sie. »Er kauft sie nicht auf der Stelle. Er lädt sie zu einem Glas Wein ein. Den Preis legen wir später fest.«
    Ich fuhr mir mit der Hand an den Kopf. »Meine Haube!« rief ich. »Anne, schnell! Flicht mir das Haar!«
    Sie schüttelte den Kopf. »Geh so, wie du bist«, meinte sie. »Laß das Haar offen auf die Schultern fallen. Du siehst aus wie eine Jungfrau am Hochzeitstag. Ich habe doch recht, George, oder nicht? Das will er doch?«
    Er nickte. »Sie sieht wunderhübsch aus. Lockere ihr ein wenig das Mieder.«
    »Sie soll doch eine Dame sein.«
    »Nur ein wenig«, schlug er vor. »Ein Mann wirft gerne einen kleinen Blick auf die Ware, die er kauft.«
    Anne band die Verschnürung hinten an meinem Mieder auf, bis der mit Fischbein versteifte Brustlatz ein wenig lockerer saß. Sie zog das Mieder an der Taille noch ein wenig nach unten, so daß es aufreizender wirkte.
    George nickte. »Perfekt!«
    Anne trat einen Schritt zurück und beäugte mich so kritisch, wie Vater die Stute gemustert hatte, ehe er sie zum Deckhengst schickte. »Noch etwas?«
    George schüttelte den Kopf.
    »Sie sollte sich besser noch waschen«, beschloß Anne plötzlich. »Zumindest unter den Armen und am Fötzchen.«
    Ich hätte mich gern hilfesuchend an George gewandt. Aber der nickte so ernsthaft wie ein Bauer. »Ja, das solltest du. Es graust ihn vor allem, was ranzig riecht.«
    »Los, mach schon.« Anne deutete auf Waschkrug und Schüssel.
    |85| »Ihr zwei geht raus«, sagte ich.
    George wandte sich zur Tür. »Wir warten draußen.«
    »Und den Hintern nicht vergessen«, sagte Anne, als er die Tür schloß. »Sei nicht nachlässig. Du mußt überall sauber sein.«
    Die Tür schloß sich und schnitt meine wenig damenhafte Antwort ab. Ich wusch mich schnell mit kaltem Wasser und trocknete mich ab. Ich tupfte mir ein wenig von Annes Blütenwasser auf Nacken und Haar und oben an meine Beine. Dann machte ich die Tür auf.
    »Bist du sauber?« fragte Anne scharf.
    Ich nickte.
    Sie schaute mich besorgt an. »Dann geh. Und du kannst ihm ruhig ein wenig Widerstand leisten, weißt du. Laß ein paar Zweifel durchblicken. Falle ihm nicht einfach in die Arme.«
    Ich wandte das Gesicht von ihr ab. Es schien mir, als behandelte sie die ganze Angelegenheit unerträglich vulgär.
    »Das Mädchen darf auch ein wenig Vergnügen haben«, meinte George sanft.
    Anne fuhr ihn an. »Nicht in seinem Bett«, sagte sie schroff. »Sie ist nicht zu ihrem Vergnügen da, sondern zu seinem.«
    Ich hörte sie nicht einmal mehr. Ich hörte nichts als mein Herz, das mir in den Ohren dröhnte.
    »Komm«, sagte ich zu George. »Laß uns gehen.«
    Anne wandte sich ins Zimmer zurück. »Ich bleibe auf und warte auf

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