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Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Titel: Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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verschlossen in einem Schrank. Er ist ein Vermögen wert. Wollen wir hoffen, daß er uns etwas nutzt.«
    Ich nickte schläfrig. »Er hat mir eine Überraschung versprochen.« Sogleich horchten die beiden auf. »Morgen will er mich mit auf die Werft nehmen.«
    Anne zog ein verächtliches Gesicht. »Ich dachte, du meinst ein Geschenk. Gehen wir alle hin? Der ganze Hof?«
    »Nur eine kleine Gesellschaft.« Ich schloß die Augen und sank in den Schlummer. Ich hörte noch, wie Anne vom Bett aufstand und im Zimmer umherging. Sie legte meine Kleider für den Morgen zurecht.
    »Du mußt das Rote anziehen«, sagte sie. »Und du kannst dir meinen roten Umhang ausleihen, den mit den Schwanendaunen. Es wird kalt sein am Fluß.«
    »Danke, Anne.«
    »Oh, glaub nur nicht, daß ich es für dich tue, es geht mir nur um das Wohl der Familie. Nichts davon ist für dich persönlich gedacht.«
    Ich zuckte schmerzlich zusammen, als ich die Kälte in ihrer Stimme wahrnahm, aber ich war zu müde, um noch etwas darauf zu erwidern. Wie aus weiter Ferne hörte ich, wie George seinen Becher abstellte und aufstand. Ich hörte seinen leisen Kuß auf Annes Stirn.
    »Ermüdende Arbeit, aber es steht alles auf dem Spiel«, sagte er ruhig. »Gute Nacht, Annamaria – ich überlasse dich deinen Pflichten und begebe mich zu den meinen.«
    Ich vernahm ihr verführerisches kleines Lachen. »Die Huren von Greenwich, was für eine ehrenwerte Aufgabe, mein Bruder – bis morgen.«
     
    Annes Umhang sah über meinem roten Reitkleid wunderbar aus. Sie lieh mir auch noch ihren eleganten kleinen französischen Reithut. Henry, Anne, ich, George, mein Ehemann William und ein halbes Dutzend andere ritten zur Werft, wo gerade das neueste Schiff des Königs gebaut wurde. Es war ein strahlender Wintertag, die Sonne glitzerte auf dem Wasser, an den Ufern zu beiden Seiten des Flusses hörte man laut die |103| Stimmen der Wasservögel und der russischen Gänse, die auf unseren Wiesen überwinterten. Wir ritten im langsamen Galopp am Fluß entlang, meine Mähre Schulter an Schulter mit dem großen Jagdpferd des Königs, Anne und George neben uns. Henry versammelte sein Pferd zum Trab, dann zum Schritt, sobald wird beim Dock eintrafen.
    Der Vorarbeiter trat vor, als er unsere Gesellschaft herankommen sah, zog den Hut und verneigte sich vor seinem Monarchen.
    »Ich habe mir gedacht, ich reite mal aus und sehe nach, wie es bei Euch vorangeht«, sagte der König und lächelte zu ihm hinunter.
    »Wir fühlen uns geehrt, Majestät.«
    »Und wie geht es mit der Arbeit?« Der König schwang sich aus dem Sattel und warf einem wartenden Pferdeknecht die Zügel zu. Er wandte sich um und hob mich vom Pferd, nahm meinen Arm in seine Armbeuge und führte mich zum Trockendock.
    »Was haltet Ihr von diesem Schiff?« fragte mich Henry und deutete auf das glatte Eichenholz des halbfertigen Schiffs, das auf großen hölzernen Rollen lagerte. »Findet Ihr nicht, daß es ganz wunderschön werden wird?«
    »Wunderschön und gefährlich«, erwiderte ich, als ich die Geschützöffnungen bemerkte. »Bestimmt haben die Franzosen nichts, was auch nur annähernd so gut ist.«
    »Nichts«, antwortete Henry stolz. »Wenn ich letztes Jahr drei Schönheiten wie diese hier auf dem Meer gehabt hätte, dann hätte ich die französische Marine noch im Hafen vernichtet, und ich wäre heute nicht nur dem Titel nach König von England und Frankreich.«
    Ich zögerte. »Das französische Heer soll sehr stark sein«, brachte ich vor. »Und François ist zu allem entschlossen.«
    »Er ist ein eitler Pfau«, erwiderte Henry gereizt. »Alles nur Theater. Carlos von Spanien wird ihn von Süden angreifen, während ich von Calais komme. Wir beide werden Frankreich unter uns aufteilen.« Henry wandte sich dem Schiffsbaumeister zu. »Wann ist es fertig?«
    |104| »Im Frühjahr«, antwortete der Mann.
    »Ist der Zeichner heute hier?«
    Der Mann verneigte sich. »Ja, Majestät.«
    »Ich habe nicht übel Lust, eine Skizze von Euch anfertigen zu lassen, Mistress Carey. Würdet Ihr Modell sitzen und den Mann Euer Konterfei zeichnen lassen?«
    Ich errötete vor Vergnügen. »Natürlich, wenn Ihr es wünscht.«
    Henry nickte dem Schiffsbaumeister zu, der von der Plattform etwas zum Kai herunterschrie. Ein Mann kam angerannt. Henry half mir die Leiter hinunter. Dann saß ich auf einem Stapel frisch gesägter Bretter, während ein junger Mann in einem Gewand aus grobem Wollstoff rasch eine Skizze von meinem Gesicht

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