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Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Titel: Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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in Grün, stolze, freie Engländer herbei. Es ergab sich ein fröhlicher Kampf, bei dem Wasser aus Eimern geschüttet und in Schweinsblasen auf die Menge katapultiert wurde. Die königliche Barke war über und über mit grünen Wimpeln geschmückt und führte die Fahne des Greenwood. Freibeuter, die man ins Wasser der Themse gestürzt hatte, mußten von den Bootsführern gerettet werden, die nur mit Mühe daran gehindert werden konnten, sich auch ins Schlachtengetümmel zu stürzen.
    Die Königin wurde während des Kampfes gründlich naß gespritzt. Sie lachte fröhlich wie ein junges Mädchen, als sie ihren Ehemann sah, der sich als Robin Hood verkleidet hatte und mir eine Rose zuwarf.
    In York Place gingen wir an Land. Der Kardinal hieß uns persönlich am Ufer willkommen. Zwischen den Bäumen des Gartens saßen Musikanten verborgen. Robin von Greenwood, der alle anderen mit seinem goldblonden Haupt um einen halben Kopf überragte, führte mich zum Tanz. Ich bemerkte, daß das Lächeln der Königin nie versiegte, auch nicht, als er meine Hand an sein Herz legte und ich mir seine Rose an die Haube steckte.
    Die Köche des Kardinals hatten sich selbst übertroffen. Außer gefülltem Pfau und Schwan gab es auch Wildbraten und vier verschiedene Sorten gesottenen Fisch, auch Henrys Leibspeise Karpfen. Die Marzpian-Desserts hatte man alle, dem Mai zu Ehren, zu Blüten und Blättern geformt; sie waren beinahe |144| zu hübsch zum Essen. Nachdem wir gespeist hatten und die Luft kühler zu werden begann, führten uns die Musikanten mit einer geheimnisvollen kleinen Melodie durch den dämmerigen Garten in den großen Festsaal von York Place.
    Der war völlig verwandelt. Der Kardinal hatte ihn üppig mit grünem Tuch aushängen lassen, das an den Ecken mit großen Blütengirlanden befestigt war. Mitten im Raum standen zwei Throne, einer für den König und einer für die Königin. Wir nahmen alle Platz, schauten uns das Maskenspiel der Kinder an und erhoben uns anschließend ebenfalls zum Tanz.
    Wir vergnügten uns bis Mitternacht, dann gab die Königin ihren Hofdamen das Zeichen, sich zurückzuziehen. Ich hatte mich ihrem Gefolge angeschlossen, als der König mich am Kleid packte.
    »Kommt zu mir«, drängte mich Henry.
    Die Königin wollte sich gerade mit einem Hofknicks von ihm verabschieden. Da sah sie, wie er den Saum meines Kleides hielt, und mich, wie ich zögerte. Sie ließ sich nicht das geringste anmerken.
    »Ich wünsche Euch eine gute Nacht, mein Gemahl«, sagte sie mit ihrer tiefen Stimme. »Gute Nacht, Mistress Carey.«
    Ich sackte vor ihr in einen Hofknicks. »Gute Nacht, Majestät«, flüsterte ich mit gesenktem Kopf. Am liebsten wäre ich im Boden, im Erdreich unter dem Boden versunken, so daß sie mein hochrotes Gesicht nicht sehen konnte.
    Als ich mich wieder erhob, war sie schon fort, und der König schien sie bereits vergessen zu haben. »Wir brauchen mehr Musik«, befahl er fröhlich. »Und mehr Wein.«
    Ich schaute um mich. Die Damen im Gefolge der Königin hatten mit ihr den Raum verlassen. George lächelte mir aufmunternd zu.
    »Mach dir keine Sorgen«, murmelte er leise.
    Ich zögerte, doch Henry, der sich ein Glas Wein genommen hatte, wandte sich zu mir. »Auf die Maikönigin!« rief er aus, und die Höflinge echoten gehorsam: »Auf die Maikönigin!« und tranken mir zu.
    Henry ergriff meine Hand und führte mich zu dem Thron, |145| auf dem Königin Katherine gesessen hatte. Ich folgte ihm, aber mir wurden die Füße immer schwerer. Ich war noch nicht bereit, ihren Platz einzunehmen.
    Sanft schob Henry mich die Stufen hinauf. Ich schaute in die unschuldigen Gesichter der Kinder und in die wissend lächelnden Mienen der Höflinge.
    »Wir wollen für die Maikönigin tanzen!« rief Henry und zog ein Mädchen zum Tanz. Sie wirbelten vor mir herum. Ich saß auf dem Thron der Königin, schaute ihrem Ehemann zu, wie er beim Tanz mit seiner Partnerin schäkerte, und ich wußte, daß ich genau wie sie ein duldsames, starres Lächeln auf dem Gesicht trug.
     
    Einen Tag nach dem Maifest stürzte Anne aschfahl in unser Zimmer.
    »Schau dir das an!« keuchte sie und warf ein Blatt Papier aufs Bett.
     
    Liebste Anne, ich kann Euch heute nicht besuchen. Mein Herr, der Kardinal, hat alles erfahren und mich zur Erklärung zu sich zitiert. Ich schwöre, ich werde Euch nicht im Stich lassen.
     
    »O Gott«, erwiderte ich. »Der Kardinal weiß alles. Dann wird es auch der König bald wissen.«
    »Und?« zischte Anne

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